Royal Bank of Scotland:Geld für den Reißwolf

Die Royal Bank of Scotland muss den größten Verlust der britischen Wirtschaftsgeschichte verkünden und braucht staatliche Milliardenhilfen. Doch der Ex-Chef hat ausgesorgt.

Carsten Matthäus

So eine Pension müsste man haben. Jedes Jahr bekommt Sir Fred Goodwin 650.000 Pfund (rund 726.000 Euro) von seinem ehemaligen Arbeitgeber, der Royal Bank of Scotland. Das berichten die britischen Zeitungen Guardian und Financial Times unter Berufung auf das britische Finanzministerium.

Royal Bank of Scotland: Geld für den Reißwolf

Geldvernichtung im großen Stil: Die RBS fährt den größten Verlust in der britischen Wirtschaftsgeschichte ein.

(Foto: Foto: AP)

Insgesamt habe Goodwin Anspruch auf Altersbezüge in Höhe von 16 Millionen Pfund (17,9 Millionen Euro). Der ehemalige Bankchef ist 50 Jahre alt.

Goodwin galt lange Zeit als Finanzmagier. Er war verantwortlich dafür, dass aus einer langweiligen und grundsoliden schottischen Bank ein Weltkonzern wurde. Bis Mitte 2007 kannten die schottischen Banker nur ein Motto: Banken kaufen, wachsen, größere Banken kaufen, weiter wachsen.

Der Beutezug gipfelte in der Übernahme des niederländischen Bankkonzern ABN Amro, gemeinsam mit der spanischen Banco Santander und der belgisch-niederländischen Fortis-Gruppe. Diese sei jahrelang schlecht gemanagt gewesen, dort könne man viel besser machen, hieß es damals vollmundig aus Goodwins Umfeld. Der selbstbewusste Sir an der Spitze hatte sich im Jahrzeht seiner Amtsführung einen Ruf als erfolgreicher Sanierer erworben.

"Fred, the Shred" wurde er genannt, was man mit "Fred, der Reißwolf" übersetzen könnte.

Nun ist Goodwin ein Platz in den Geschichtsbüchern sicher: Als Manager, der für den größten Verlust eines britischen Unternehmens aller Zeiten verantwortlich ist. Mit 24,14 Milliarden Pfund (27,13 Milliarden Euro) übertrifft die Royal Bank of Scotland den bisherigen Minusrekord von Vodafone (15 Milliarden Pfund im Jahr 2006) bei weitem. Die früheren Elogen auf Goodwin sind tatsächlich ein Fall für den Reißwolf. Die Erfolge sind wie weggeschreddert.

Auf Zwergenmaß geschrumpft

Noch viel schlimmer sind die anderen Verfallszahlen des zum Zwerg gewordenen Finanzriesen: In den vergangenen zwölf Monaten ist der Börsenwert des Unternehmens um 90 Prozent gefallen. Insgesamt muss die Bank Vermögenswerte im Umfang von 362,6 Milliarden Euro absichern. Dieses Schutzprogramm muss nun von den britischen Steuerzahlern getragen werden.

Die einst so stolze Bank steht nun voll unter staatlicher Kontrolle. Der wirtschaftliche Anteil an der Bank könnte auf bis zu 95 Prozent steigen, sagt der seit kurzem amtierende RBS-Chef Stephen Hester. Nach Angaben des britischen Finanzministers Alistair Darling hält der Staat bereits knapp 70 Prozent der Stimmrechte und mehr als 80 Prozent der Bankanteile.

Natürlich kann die Royal Bank of Scotland nicht ohne ein brutales Sanierungsprogramm überleben. Dazu wird Hester einen großen Ausverkauf des zuvor von Goodwin zusammengekauften Imperiums starten. Beteiligungen im Wert von 300 Milliarden Pfund sollen abgestoßen werden, 20.000 Arbeitsplätze könnten dabei verlorengehen.

In diesem Zusammenhang ist die Meldung von Goodwins Monster-Pension auch für die britischen Politiker problematisch, die ihren Wählern mehrfach zugesichert haben, dass die Bankchefs nicht noch für ihre fatalen Fehler belohnt würden. Der Guardian zitiert den britischen Finanzstaatsekretär Stephen Timms mit den Worten, man sei angesichts der Pensionszahlungen für Goodwin "extrem besorgt".

"Fred, the Shred" wird es aufmerksam registrieren. Reporter lauern ihm auf, wo immer er sich befindet, zum Beispiel vor dem Haus seiner Schwiegereltern. Eigentlich kann dieser Mann nur auswandern - so wie der deutsche Spitzenmanager Klaus Zumwinkel, der nun in Italien auf einer Burg sitzt.

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