Rettungspaket für die Banken:Herr Ackermann, bitte zahlen

Das Volk rettet die Banken. Und wo bleibt der Beitrag der Banker? Es ist Zeit für einen neuen Solidardaritätsfonds, den die führenden Finanzmanager zahlen. Denn sie haben den Wohlstand mit wahnwitzigen Spekulationen in Gefahr gebracht.

Ulrich Schäfer

Es ist an der Zeit, einen neuen Soli einzuführen. Einen Soli, den die führenden Finanzmanager zahlen. Denn wenn sich das deutsche Volk mit ihnen solidarisch zeigt, wenn es ihnen die Bank oder Versicherung und damit den Job rettet, sollten die Finanzmanager dazu ihren Beitrag leisten - und sich mit dem Volk solidarisch zeigen.

Josef Ackermann

Josef Ackermann: Boni von 5,6 Milliarden Euro für die Investmentbanker der Deutschen Bank.

(Foto: Foto: dpa)

Sie sollten einen großen Teil ihres Einkommens opfern, auch einen Teil ihres Vermögens, und es dem Staat überlassen - zur Rettung der Banken und für all das, was der Staat sich künftig nur schwer wird leisten können. Bildung etwa. Oder Sozialleistungen.

Denn jene Finanzkonzerne, die sich seit Mitte der neunziger Jahre in das Investmentbanking gestürzt haben, in den obskuren Handel mit Derivaten, in das Zocken mit "esoterischen Finanzinstrumenten", wie sie der legendäre Spekulant George Soros nennt - diese Banken haben sich auch auf Kosten des Volks bereichert, auf Kosten des Staats, der nun dafür zahlen muss. Banken, Versicherungen und Hedgefonds haben das Finanzsystem an den Rand des Abgrunds getrieben.

Sie haben den Wohlstand, den die Deutschen (und alle Völker) aufgebaut haben - und zwar mit ehrlicher Arbeit, nicht mit wahnwitziger Spekulation - in Gefahr gebracht. Sie haben die Welt in die größte Krise seit 1929 gestürzt.

Es ist daher mehr als angemessen, dass die Großverwalter des Geldes dafür einen Preis zahlen sollen, so wie es Bundesfinanzminister Peer Steinbrück am Montag ankündigte. Die Herren des Geldes werden sich nicht davonmachen können mit der Spende für einen Kindergarten oder eine Kirchengemeinde. Sie sollten stattdessen einen Soli entrichten.

Einen Solidaritätsbeitrag zu ihrer eigenen Rettung. Sie sollten dies selbst dann tun, wenn sie kein Geld aus Steinbrücks Fonds bekommen und damit nicht unter die strikten Gehaltsgrenzen fallen, die die Regierung allen geretteten Instituten auferlegen will. Andernfalls werden die Finanzmanager den letzten Rest an Vertrauen verspielen, den sie noch genießen.

Ein Soli für Finanzmanager

Man muss sich dies noch einmal klarmachen: 500 Milliarden Euro stellt die Bundesregierung bereit, oder besser gesagt: das deutsche Volk, um das Finanzsystem vor dem Zusammenbruch zu bewahren. 500.000.000.000 Euro - das reicht, um alle Hartz-IV-Empfänger mindestens fünfzehn Jahre lang zu unterstützen. 500.000.000.000 Euro - das reicht, um allen Rentnern zwei Jahre lang die Rente zu verdoppeln. 500.000.000.000 Euro - das reicht, um mehr als ein Drittel aller deutschen Staatsschulden auf einen Schlag abzutragen.

Am Ende, mag man einwenden, wird der Staat gar nicht so viel zahlen müssen. Denn nur 100 Milliarden Euro gibt er als Eigenkapital, der Rest von 400 Milliarden Euro sind Garantien, die nur fällig werden, wenn die Banken kollabieren.

Doch erstens ist es durchaus möglich, dass der Staat für einen Teil der 400 Milliarden Euro tatsächlich einspringen muss, wenn die Krise sich weiter verschlimmert. Und zweitens sind auch 100 Milliarden Euro ein gewaltiger Betrag. Deshalb sollten sich die Finanzmanager darauf verständigen, welchen freiwilligen Beitrag sie leisten können. Sie sollten einen Solidaritätsfonds auflegen. Und zwar schnell; auch die Regierung hat ihr Rettungspaket schnell geschnürt.

Lesen Sie im zweiten Teil, wie der Bankensoli konkret aussehen könnte.

Herr Ackermann, bitte zahlen

Hier ein konkreter Vorschlag für diesen Soli: Die führenden Leute der Finanzbranche - die Vorstände und ihre hochdotierten Investmentbanker - verdienen in den nächsten fünf Jahren nicht mehr als der wichtigste Banker des Staates, als Bundesbankchef Axel Weber.

Das wären 370.000 Euro im Jahr, immer noch ein stolzes Gehalt. Alles, was bisher darüber hinaus ging, sollte in einen Fonds fließen, den die Bundesbank verwaltet.

Sie verzichten, so wie es Steinbrück für die geretteten Institute verlangt, auf alle Boni. Sollte eines der Geldhäuser, das vom Staat nun Milliarden bekommt, diese nicht zurückzahlen, müsste als erstes der Solidaritätsfonds einspringen und erst danach Steinbrücks Fonds.

Das Beispiel Warren Buffett

Was das bringt? Josef Ackermann, der Chef der Deutschen Bank, verdiente im vorigen Jahr fast vierzig Mal so viel wie Weber - 14 Millionen Euro. Und der Chef der Allianz, Michael Diekmann, bekam 15 mal so viel wie Weber - fünf Millionen Euro. Insgesamt kassierten die Vorstände der sechs Finanzkonzerne, die dem Dax angehören, im vorigen Jahr 165 Millionen Euro. Bekämen sie nur noch so viel wie Weber, könnten sie fast 150 Millionen Euro als Soli zahlen.

Würden auch die Topbanker anderer Häuser, die Banker, die in der zweiten Reihe stehen, und die Investmentbanker sich mit Webers Gehalt begnügen, kämen jedes Jahr mehrere Milliarden Euro zusammen. Nur zur Erinnerung: Allein die 13.500 Investmentbanker der Deutschen Bank erhielten im Jahr 2006 Boni von 5,6 Milliarden Euro - jeder Einzelne 415.000 Euro.

Man mag einwenden, dass die Gehälter der Finanzmanager auch vom Gewinn abhängen und die Geldkonzerne in den nächsten Jahren sehr viel weniger verdienen werden. Richtig.

Aber sie haben in den letzten Jahren riesige Gewinne eingefahren - und die Finanzmanager entsprechend gigantische Gehälter. Also könnten sie einen Teil des Banken-Soli auch aus ihrem Vermögen bezahlen. Sie könnten sich ein Beispiel an Warren Buffett nehmen, dem berühmten Investor, der den Rettungsfonds der USA mit sieben Milliarden Dollar unterstützen will.

Man mag die obigen Thesen als Populismus bezeichnen. Aber um "populus", um das Volk, geht es in diesen unsicheren Zeiten. Das Volk zahlt für die Banken. Dies nützt am Ende dem Volk, falls das Ersparte und die Jobs von Millionen gerettet werden. Aber es nützt vor allem jenen, die die Welt an den Abgrund geführt haben. Deshalb darf das Volk verlangen: Herr Banker, bitte zahlen.

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