Restschuldversicherung:Wie Kunden den teuren Kreditschutz wieder loswerden

Gemütlich, aber nicht plüschig: Kleine Sofas erleben Comeback

Von einem Ratenkredit kann man sich beispielsweise ein neues Sofa kaufen. Eine Restschuldversicherung braucht es oft nicht

(Foto: dpa-tmn)

Banken verkaufen gerne Restschuldversicherungen, die man oft nicht braucht. Doch es gibt es einen Ausweg.

Von Hermann-Josef Tenhagen, Finanztip

Jeder Kredit birgt das Risiko, dass der Kunde ihn nicht zurückzahlen kann. Ein Wagnis für den Kunden - und für die Bank. Kunden, die einen Ratenkredit für Sofa, Küche oder Auto abschließen wollen, bekommen deshalb häufig eine Restschuldversicherung angeboten. Bei langer Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Tod soll die Versicherung den Kredit zurückzahlen. Sehr oft tut sie das jedoch nicht. Eine solche Versicherung lohnt daher nur in den allerwenigsten Fällen.

Vor allem für die Bank lukrativ: Die Vertragsklauseln bei Restschuldversicherungen sind zahlreich und streng. Die Bank profitiert, weil ihr Risiko sinkt, Geld zu verlieren. Und sie kassiert zusätzlich eine erhebliche Provision für die Vermittlung der Versicherung. 30 Prozent sind nicht ungewöhnlich, selbst 50 Prozent Provision soll es geben. Diese Produkte sind für Kunden teuer und in aller Regel unsinnig.

Die Briten haben den Unsinn erkannt: Die Finanzaufsicht im Mutterland des Kapitalismus hat die Koppelung solcher Versicherungen mit Kreditverträgen stark eingeschränkt. Jedes Jahr ordnet die Behörde in Großbritannien an, dass Zehntausende Kunden Milliarden an Versicherungsprämien zurückerhalten müssen. Seit 2011 sind den Kunden Entschädigungen und Rückzahlungen von umgerechnet rund 30 Milliarden Euro zugesprochen worden.

In Deutschland tappt jeder fünfte Kreditnehmer in die Falle: Hierzulande schließen Kunden laut einer aktuellen Studie des Bankenfachverbandes bei etwa jedem fünften der jährlich 7,5 Millionen Ratenkredite eine Restschuldversicherung mit ab. Oft suggerieren ihnen die Banken, dass so eine Versicherung fest zum Kredit dazugehöre und sie ihn ohne gar nicht abschließen könnten.

Beruhigende Namen für zweifelhaften Schutz: Zur Strategie der Banken gehört es, dem Produkt unterschiedliche Namen zu geben. Bezeichnungen sind zum Beispiel Postbank-Ratenschutz, Easycredit-Schutzbrief, VW-Bank-Kreditschutzbrief, Santander-Ratenschutzversicherung, Targo-Kreditlebensversicherung, Sparkassen-Kreditversicherung.

Plötzlich ist der Kredit 3000 Euro teuer: In der Filiale oder im Autohaus werden den Kunden solche Versicherungen noch deutlich häufiger angedreht als im Netz. Für die Verkäufer lohnt sich die hohe Provision. Auch ihretwegen kosten die Versicherungen insgesamt oft Beträge, die bei 15 Prozent der Kreditsumme liegen. Für einen Autokredit in Höhe von 20 000 Euro zahlen Verbraucher also 3000 Euro extra. Rechnete man das in die Zinsen mit ein, würde der Kreditzins um einiges höher ausfallen als angegeben.

Die Restschuldversicherung loswerden: Für alle, die eine solche Versicherung zum Ratenkredit bereits abgeschlossen haben, gibt es einen Weg heraus. Sie schulden den Kredit um, suchen sich ein günstigeres Darlehen. Verbraucher sparen dann nicht nur die zu hohen Zinsen des alten Kredits, sondern auch die noch nicht gezahlten Beiträge zur Restschuldversicherung. Ein paar Hundert Euro lassen sich oft so herausholen.

Umschulden ist heute günstig: Ratenkredite können Sparer jederzeit umschulden. Die Entschädigung, die die Bank verlangen kann, liegt bei maximal einem Prozent der Restkreditsumme. Die Restschuldversicherung lässt sich bei einer Rückzahlung in der Regel außerordentlich kündigen. Kunden müssen aber selbst aktiv werden. Günstigere Ratenkredite gibt es im Augenblick bei vielen Banken. Ein Blick auf Vergleichsportale wie Check24, Finanzcheck oder Smava kann lohnen. Insgesamt ist das Zinsniveau für langlaufende Ratenkredite heute laut Bundesbank zwei Prozentpunkte niedriger als zum Beispiel Anfang 2012.

Kredit abbezahlt? So spart es sich im Nachhinein: Sogar wer den Kredit mit der überflüssigen Versicherung schon zurückgezahlt hat, kann noch Geld zurückfordern. Häufig haben die Banken ihre Kunden über solche Verträge nicht ordentlich belehrt. Sie können daher Kredit und Versicherung widerrufen und zu hohe Zinsen und Versicherungsprämien zurückbekommen.

Risikolebensversicherung als Alternative: Es gibt Formen der Versicherung gegen den Kreditausfall, die sehr sinnvoll sind. Das ist insbesondere der Fall, wenn man einen großen Kredit für eine Immobilie aufnimmt und sich speziell gegen den Tod des Hauptverdieners absichert, damit die Hinterbliebenen nicht auch noch das Haus verlieren. Die Police der Wahl ist dann eine Risikolebensversicherung. Der Schutz kostet bei 20 Jahren Laufzeit und ohne große gesundheitliche Vorbelastung weniger als 300 Euro pro Jahr für einen großen Kredit von 200 000 Euro. Kunden sollten von mehreren Anbietern Angebote einholen.

Berufsunfähigkeitsversicherung als Ergänzung: Auch wer sich sorgt, wegen Berufsunfähigkeit seinen Kredit nicht mehr bedienen zu können, sollte nicht automatisch auf die Restschuldversicherung setzen. Derartige Risiken lassen sich besser über eine Berufsunfähigkeitsversicherung absichern.

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