Residenzpost in München:Die nächste Großbaustelle

Mitten in der Münchner Altstadt steht das ehemalige Hauptpostamt: Eine geradezu ideale Lage also für ein Luxushotel und Edel-Boutiquen.

Mitten in der Münchner Altstadt steht das ehemalige Hauptpostamt mit seiner auf Säulen ruhenden Loggia an der zum Max-Joseph-Platz gerichteten Nordfassade. Gegenüber erhebt sich der imposante Residenzbau, quer dazu das Nationaltheater an der Ostseite des Platzes. Mit dem als Baudenkmal geltenden Gebäudekomplex, der "Residenzpost", wie die ehemalige Hauptpost im Volksmund genannt wird, beginnt überdies die vornehme Maximilianstraße mit ihren exklusiven Geschäften.

Residenzpost in München: In die Räumlichkeiten der einstigen Residenzpost in München quartieren sich bald exklusive Boutiquen ein.

In die Räumlichkeiten der einstigen Residenzpost in München quartieren sich bald exklusive Boutiquen ein.

(Foto: Foto: Accumulata/IMBW)

Eine geradezu ideale Lage also für das Luxushotel, das ab dem kommenden Jahr hier entstehen soll. Ziel sei es, "dass München ein absolutes Highlight bekommt", sagt Andreas Eule, Geschäftsführer der Münchner Accumulata Immobilien Development GmbH, die das Gebäude im vergangenen Jahr gemeinsam mit der LEG Baden-Württemberg erworben hat.

Für 300 bis 350 Millionen Euro soll hinter den historischen Fassaden ein Luxushotel mit 160 bis 190 Zimmern, Ballraum, Konferenz- und Wellnessbereich sowie Tiefgarage entstehen. Es werde sich neben erlesener Ausstattung durch "dienstleisterische Höchstleistungen" auszeichnen, kündigt Eule an.

Im 17 Meter breiten und 30 Meter langen Innenhof wollen die Hotelplaner eine zweigeschossige Lobby mit Glasdach errichten.

Der Hof ist derzeit zu etwa einem Drittel mit dem eingeschossigen Baukörper der ehemaligen Postschalterhalle bebaut. In den alten Posträumen an der Residenzstraße wollen die Investoren "hochklassigen Einzelhandel" ansiedeln. Knapp 23.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche in sechs Geschossen auf einem 4590 Quadratmeter großen Grundstück stehen für das Vorhaben zur Verfügung.

Bis es soweit ist, bleibt allerdings noch sehr viel zu tun. "Wir werden alles abreißen", erklärt Eule, abgesehen natürlich von den denkmalgeschützten Fassaden, einer "Klenze-Wand" zum Innenhof, dem spätbarocken Hauptportal, der alten Postuhr und weiteren denkmalgeschützten Teilen.

Die nächste Großbaustelle

Die äußere Pracht spiegelt sich im Inneren nur bedingt wieder. In den nicht von Zwischennutzern hergerichteten Räumlichkeiten bröckelt der Putz auf schmuddelige Fußböden, in überbreiten, düsteren Fluren hängen riesige alte Schaltkästen, etliche Räume, darunter einige imposante Säle, stehen leer oder enthalten noch Reste ehemaliger Postbüroausstattungen. Für die unschönen Eindrücke beim Gebäuderundgang entschädigen die rundherum großartigen Ausblicke - ob auf Residenz und Nationaltheater, das geschäftige Treiben in der Maximilian- und Residenzstraße, auf den Renaissance-Arkadenhof Alte Münze, oder die ehemalige Burganlage des frisch renovierten Alten Hofs.

Im Alten Hof hat die Post jetzt eine neue Innenstadt-Niederlassung eröffnet, Damit der Komplex nicht vollständig leer steht, sind bereits seit einigen Jahren verschiedene Zwischennutzer, darunter einige Gastronomiebetriebe, mit befristeten Genehmigungen in nicht mehr benötigte Räume der Postverwaltung eingezogen. Sie werden allesamt ausziehen müssen, wenn der Vertrag mit dem künftigen Hotelbetreiber besiegelt ist.

Eule geht davon aus, dass der Vertragsabschluss im Laufe des kommenden Jahres zustande kommt. Es gebe intensive Verhandlungen mit verschiedenen Interessenten. Die umfangreichen Bauarbeiten sollen drei Jahre dauern. "Die größte bauliche Herausforderung sind die unterschiedlichen Ebenen", erklärt Eule. Dass es in den einzelnen Geschossen verschiedene Fußbodenhöhen gebe, lasse sich auf frühere Bebauungen zurückführen.

Die Untere Denkmalschutzbehörde hat in ihrer gutachterlichen Stellungnahme zu den Hotelplänen die überaus wechselvolle Geschichte des Areals dokumentiert. Vom Mittelalter bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts war das Ge-viert noch mit kleinteiligen Bürgerhäusern bebaut. Zwischen 1747 und 1765 ließ sich Graf Ignaz von Toerring-Jettenbach (1682 bis 1763) dort vom damaligen Oberbaumeister der Stadt München, Ignatz Gunetzrhainer, ein Stadtpalais als Vierflügelanlage mit mehreren Höfen errichten. Als mit dem Bau des Nationaltheaters von 1811 bis 1818 und der Residenz von 1826 bis 1835 auch der Max-Joseph-Platz entstand, galt es, die Nordfassade des Toerring-Palastes als angemessenes Pendant zur Residenz ebenfalls neu zu gestalten. Diese Aufgabe übernahm der Architekt Leo von Klenze im Auftrag König Ludwig I.

1834 kaufte die Post den Palast und ließ ihn zum ersten Postamt Bayerns umbauen, das 1838 seinen Betrieb aufnahm. Ein weiterer Ausbau nach Entwürfen von Friedrich Bürklein erfolgte Mitte des 19. Jahrhunderts. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Gebäude schwere Bombenschäden. Ab 1950 begann der Wiederaufbau der Hauptpost auf der Basis von Plänen des Architekten Franz Holzhammer. Auch die Klenze-Loggia wurde wiederhergestellt.

Die Stadt hegt keinen Zweifel an der historischen und städtebaulichen Bedeutung des Projekts. Zum geplanten Umbau der Residenzpost in ein Luxushotel mit einem Anteil an exklusivem Einzelhandel gebe es bereits einen Vorbescheid, erklärt Thorsten Vogel, Sprecher des städtischen Planungsreferats. Die Münchner und ihre Gäste können sich also darauf einstellen, dass das ehemalige Hauptpostamt in etwa einem Jahr wieder einmal zur Großbaustelle wird.

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