Rentenzahlungen aus Griechenland:Mühseliges Warten auf Geld

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Als 2011 herauskam, dass die griechische Rentenkasse bis zu acht Milliarden Euro an Tote überwiesen hatte, war klar: Schärfere Kontrollen sind nötig. Diese könnten nun der Grund dafür sein, dass in Deutschland lebende Ruheständler vergeblich auf Geld aus Athen warten.

Von Thomas Öchsner

Wer wie Peter Döring einmal in Griechenland gearbeitet und deshalb Anspruch auf eine Rente aus Athen hat, braucht eine gewisse Langmut. Der 77-jährige Münchner hatte sich in den vergangenen Jahren daran gewöhnt, dass das Altersgeld aus seiner ehemaligen Wahlheimat nicht immer regelmäßig auf seinem Konto landet. Aber so viel war stets sicher: Die griechische Rente traf immer ein. Bislang zumindest.

Denn seit Anfang Juni bekommt Döring kein Geld mehr aus Athen. Ihm fehlen jeden Monat 500 Euro, die er dringend braucht: Seine deutsche Rente ist mit 538,77 Euro nicht gerade üppig, und Reserven hat er nicht. Döring, der in jungen Jahren als Selbständiger bei einer Insolvenz viel Geld verlor, muss sogar Freunde anpumpen. "Das ist ein desolater Zustand", sagt er.

Inzwischen hat der Rentner herausgefunden, dass er mit seinem Problem nicht alleine dasteht. Ilse Meier (Name von der Redaktion geändert) aus Ratingen wartet seit Mai auf ihre Witwenrente, immerhin 670 Euro im Monat - ihr griechischer Mann war Beamter im Konsulat in München. Auch im Raum Nürnberg-Fürth ist bei mehreren Griechen, die zunächst in ihrer Heimat Geld verdient haben und in den Sechzigerjahren als sogenannte Gastarbeiter in die Bundesrepublik gezogen sind, das Ruhestandsgeld aus Athen ausgeblieben.

Das berichtet Spiros Garos, der sich dort jahrelang als Berater des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) um griechische Arbeitnehmer gekümmert hat. "Das sind oft kleine Rentner, die völlig hilflos sind", bedauert er.

Wie viele alte Menschen der Zahlungsstopp trifft, ist unbekannt. Sicher ist: Dörings Leidensweg führt mitten in die Irrungen und Wirrungen der maroden Bürokratie eines überschuldeten Staates.

Als 2011 herauskam, dass die defizitäre griechische Rentenkasse bis zu acht Milliarden Euro an Tote überwiesen hatte, war klar: Schärfere Kontrollen sind nötig. Von im Ausland lebenden Ruheständlern wird seit Mitte des Jahres eine Steuer- und eine Versicherungsnummer verlangt. Das führt auch ein Sprecher der griechischen Botschaft in Berlin als möglichen Grund für den Zahlungsstopp an. Nur: Ilse Meier und Döring haben die Dokumente - samt ihrer Lebensbescheinigung - eingereicht. Passiert ist nichts.

Der Münchner Rentner hat Briefe an die griechische Rentenversicherung geschrieben, ohne Reaktion. Döring hat dort angerufen, niemand hob ab. Er hat einen Bekannten in Athen vorsprechen lassen, ebenfalls vergeblich. Ähnliche Erfahrungen machte der ehemalige DGB-Berater Garos, der sich für die griechischen Rentner in Nürnberg-Fürth einsetzte: "Es heißt dann nur, die Akte ist nicht zu finden. Oder man bekommt gesagt, die Sache wird geprüft, ohne dass sich etwas ändert", sagt er. Die Mitarbeiter, die nächste Woche streiken wollen, seien - erst recht nach den Stellenstreichungen im öffentlichen Dienst - völlig überfordert.

Der Sprecher der griechischen Botschaft kennt diese Berichte. Er versichert, dass nach einem korrekten Einreichen aller Unterlagen jeder Anspruchsberechtigte sein Altersgeld erhalten wird. Er sagt: "Eine Rente einfach nicht mehr zu bezahlen, das geht überhaupt nicht. So weit sind wir noch nicht." Peter Döring kann also noch hoffen.

© SZ vom 14.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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