Rente:Nicht riestern, sondern rüruppen

Die Rürup-Rente ist für Selbständige der einzige Weg, mit staatlicher Hilfe fürs Alter vorzusorgen. Die Stiftung Warentest hat Angebote der Versicherer geprüft.

Marco Völklein

Es ist mühsam mit der staatlich geförderten Zusatzrente: Erst nach einem schleppenden Beginn entwickelte sich die Riester-Rente mit mittlerweile mehr als zehn Millionen Sparern zum Renner. Ähnlich ist es bei der Rürup-Rente, benannt nach Professor Bert Rürup. Seit 2005 im Angebot, haben nur 600.000 Menschen einen Rürup-Vertrag abgeschlossen. Das könnte sich nun ändern: Die Stiftung Warentest hat Rürup-Versicherungen getestet - und rät zum Abschluss.

Rente: Damit das Geld im Alter reicht: Selbstständigen empfiehlt die Stiftung Warentest, eine Rürup-Rente abzuschließen.

Damit das Geld im Alter reicht: Selbstständigen empfiehlt die Stiftung Warentest, eine Rürup-Rente abzuschließen.

(Foto: Foto: AP)

Wie funktioniert die Rürup-Rente?

Während bei der Riester-Rente der Staat mit Zulagen und Steuervorteilen das Sparen fördert, gibt es bei Rürup nur Vorteile bei der Steuer: Derzeit können Rürup-Sparer 66 Prozent ihrer Beiträge von der Steuer absetzen. Maximal kann man 13.200 Euro jährlich (Verheiratete: 26.400 Euro) absetzen. Bis zum Jahr 2025 steigt der Betrag auf 100 Prozent (höchstens 20.000 Euro, Verheiratete: 40.000 Euro). Im Alter muss die Rente versteuert werden.

Für wen eignen sich die Angebote?

In erster Linie für Selbständige - denn sie sind meist nicht verpflichtet, in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Das hat Vor- und Nachteile. Der Nachteil ist, dass der Gesetzgeber nur demjenigen die Riester-Förderung gewährt, der auch in die gesetzliche Rente Beiträge zahlt.

Zugleich ist das aber auch ein Vorteil für den Selbständigen: Da keine gesetzlichen Rentenbeiträge anfallen, können sie ihre Rürup-Ausgaben meist voll von der Steuer absetzen. Arbeitnehmer dagegen schöpfen oft bereits mit den Beiträgen zur gesetzlichen Rente und einer eventuell noch besparten betrieblichen Altersvorsorge den Steuerabzug von heute 13.200 Euro aus. Für gutverdienende Angestellte und Beamte sei Rürup zusätzlich zu Riester oder anderem geeignet, rät die Stiftung Warentest.

Welche Produkte sind gut?

Die Tester haben 38 Versicherungsangebote untersucht und dabei große Leistungsunterschiede festgestellt. So erhält der Warentest-Musterkunde (40 Jahre alt, jährlicher Beitrag: 6000 Euro) bei Renteneintritt mit 65 Jahren beim besten Anbieter Cosmos Direkt eine monatliche, garantierte Auszahlung von 821 Euro (Tabelle). Bei der Barmenia, dem Anbieter mit der geringsten Rente, beträgt die monatliche Zahlung 100 Euro weniger.

Die tatsächliche Auszahlung wird aber bei allen Anbietern voraussichtlich höher liegen: Denn auf die Garantierente kommen noch Überschussbeteiligungen drauf, die davon abhängen, wie gut die Versicherung mit dem Geld wirtschaftet. Ein Beispiel: Fährt die Debeka künftig so gute Erträge ein wie in den vergangenen Jahren, erhöht sich die monatliche Rente von 799 auf 1237 Euro. Da aber die Zusatzerträge nicht vorherzusagen sind, floss in den Vergleich der Stiftung nur die garantierte Rente ein.

Warum erhalten Frauen weniger Rente als Männer?

Das hängt mit der höheren Lebenserwartung von Frauen zusammen. Die Versicherer müssen von vorneherein damit kalkulieren, dass sie Frauen länger die Rente zahlen müssen als Männern. Aber auch bei den Frauen gibt es je nach Anbieter deutliche Unterschiede bei den garantierten monatlichen Renten.

Gibt es auch andere Produkte?

Ja, die Sparkassen-Fondsgesellschaft Deka verkauft seit Januar die ersten Rürup-Fonds. Zur Wahl stehen dabei zwei Dachfonds, die das Geld in andere Fonds investieren. Weitere Anbieter werden wohl im Laufe des Jahres nachziehen.

Was sollten Sparer wissen?

Auch weil noch kaum Rürup-Fonds, sondern nur -Versicherungen auf dem Markt sind, gilt: Nichts überstürzen! "Ein Rürup-Vertrag ist eine Lebensentscheidung", sagt Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Die sollte man genau durchrechnen - zum Beispiel mit seinem Steuerberater."

So kann ein Rürup-Sparer bei einem finanziellen Engpass nicht einfach den Vertrag kündigen, das Geld entnehmen und die Förderung zurückzahlen wie bei einer Riester-Rente. "Das Geld liegt endgültig fest und steht nur noch für die Altersvorsorge zur Verfügung", sagt Hermann-Josef Tenhagen von der Stiftung Warentest. Auch eine Beitragsfreistellung bieten viele Versicherer erst nach mehreren Jahren Laufzeit an. Beim Rürup-Fonds der Deka ist dies nach Firmenangaben dagegen jederzeit möglich.

Hilft Rürup auch im Todesfall?

Rürup-Verträge sind nicht vererbbar. Stirbt der Sparer, ist das Geld weg. Viele Versicherer bieten daher eine Zusatzabsicherung für den Todesfall. Das schmälert aber die Rendite deutlich. "Besser ist es, über eine Risikolebensversicherung für diesen Fall vorzusorgen", rät Bieler.

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