Reaktionen: Commerzbank-Dresdner-Fusion:Umstrittene Hochzeit

Politiker sehen Chancen und Risiken im Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner Bank. Die Linke fürchtet einen schlechteren Service durch den geplanten Arbeitsplatzabbau.

Guido Bohsem

Die Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank löst in der Politik ein geteiltes Echo aus. Während sich Vertreter der Bundesregierung und der großen Koalition positiv äußerten, kam von der Opposition Kritik. Insbesondere die Linke fürchtet einen schlechteren Service durch den geplanten Arbeitsplatzabbau.

In Regierungskreisen hieß es, man wolle den Zusammenschluss nicht direkt bewerten. Generell seien Fusionen ein Beitrag zur Konsolidierung des Finanzwesens. "Damit ist die Hoffnung verbunden, dass die deutsche Bankenlandschaft gestärkt wird." Der finanzpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Otto Bernhard (CDU), sagte, er befürworte eine Fusion von Dresdner und Commerzbank.

"Ein solcher Schritt ist notwendig, damit neben der Deutschen Bank ein zweites großes Kreditinstitut auch international eine Rolle spielen kann." Dies sei aber die Entscheidung der Allianz und der Commerzbank. Die Politik müsse sich heraushalten. Der mit dem Zusammenschluss verbundene Abbau von 9000 Arbeitsplätzen wäre nach Bernhardts Worten nicht so gravierend ausgefallen, wenn die China Development Bank den Zuschlag erhalten hätte. "Dennoch: Der Kauf der Dresdner durch die Commerzbank ist für den Finanzplatz die beste Lösung."

Die SPD-Finanzexpertin Nina Hauer bezeichnete die Hochzeit der beiden Häuser als notwendig. "Auf dem deutschen Bankenmarkt herrscht zu viel Konkurrenz", sagte sie. Den hiesigen Instituten falle es deshalb schwer, auch international eine Rolle zu spielen. Hauer warnte aber vor einem überzogenen Abbau von Arbeitsplätzen. Das neue, größere Institut müsse sich besser um die Versorgung des Mittelstandes mit Krediten kümmern und besseren Service anbieten. "Da gibt es inzwischen große Mängel bei den Geschäftsbanken." Dies sei aber nicht zu leisten, wenn man das Filialnetz verkleinere und Mitarbeiter entlasse.

"Nur Aufstieg in die europäische Liga"

Der wirtschaftspolitische Sprecher der Linken, Herbert Schui, prognostizierte eine durchweg schlechtere Betreuung der Kunden als Ergebnis der Fusion. "Eine Konzentration der Banken führt zu weniger Wettbewerb und damit zu schlechterem Service für die Kunden." Er widersprach dem Argument, dass es notwendig sei, einen zweiten nationalen Bank-Champion zu schaffen. Banken seien vor allem dann überlebensfähig, wenn sie riskante Geschäfte unterließen, sagte er mit Blick auf die durch Fehlspekulationen auf dem amerikanischen Immobilienmarkt ausgelöste Finanzkrise.

Der FDP-Finanzexperte Frank Schäffler bezeichnete die Fusion als längst überfälligen Schritt. "Das hätte schon vor zehn Jahren passieren müssen." Nun sei es an der Zeit, dass es auch im Sektor der Landesbanken zu einer stärkeren Konzentration komme. Er bezweifelte die These, mit dem Schritt ein zweites, international wettbewerbsfähiges Bankhaus in Deutschland zu erschaffen. "Mit der Fusion wird kein zweiter Welt-Champion kreiert. Damit ist gerade mal der Aufstieg in die europäische Liga geschafft."

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