Reaktion auf starken Yen:Japans Notenbank kappt Leitzins

Der Höhenflug des Yen ängstigt Japans Währungshüter. Nun folgt die Zentralbank dem Vorbild aus den USA - und senkt den Leitzins auf beinahe null Prozent.

Weltweit senken die Notenbanken die Zinsen, um der Finanzkrise und den daraus entstehenden Folgen Herr zu werden. Nach der US-Notenbank hat nun auch die japanische Zentralbank einen radikalen Schritt gewagt und den Leitzins auf praktisch null gesenkt. Statt bisher bei 0,3 Prozent liege der Leitzins nun bei 0,1 Prozent, teilte die Zentralbank mit. Für die Senkung hatten demnach sieben Mitglieder des währungspolitischen Ausschusses des Instituts gestimmt, dagegen nur eines.

Reaktion auf starken Yen: Börsenkurse in Tokio: Die japanische Zentralbank hat den Leitzins auf praktisch null Prozent gesenkt.

Börsenkurse in Tokio: Die japanische Zentralbank hat den Leitzins auf praktisch null Prozent gesenkt.

(Foto: Foto: Reuters)

Nachdem die Fed die Zinsen auf faktisch null Prozent gesenkt hatte, war der Yen zum Dollar auf ein 13-Jahres-Hoch geschnellt. Der Außenwert der japanischen Währung ist in diesem Jahr um rund 25 Prozent gestiegen. Das drückt die Gewinne der japanischen Exportunternehmen wie die der Autokonzerne, die bereits Tausende von Zeitarbeitern auf die Straße setzen, die Produktion drosseln und ihre Investitionspläne kürzen. So könnte selbst Branchenprimus Toyota das Geschäftsjahr zum ersten Mal mit einem operativen Verlust abschließen, berichtete die Zeitung Nikkei. Seit der ersten Veröffentlichung von Bilanzzahlen im Jahr 1940 hat Toyota noch nie Verluste verbuchen müssen.

"Verschlechterung" der Lage

Vor diesem Hintergrund sah sich die Zentralbank zunehmendem Druck seitens der Regierung ausgesetzt, die bereits in einer Rezession steckende Wirtschaft mit einer Lockerung der Geldpolitik anzukurbeln und einen weiteren Anstieg des rasant gestiegenen Yen zu verhindern.

Außerdem beschloss die Notenbank weitere Maßnahmen, um die Lage am Kreditmarkt zu entspannen. So will der geldpolitische Rat kurzfristige Inhaberschuldverschreibungen erwerben, um Unternehmen bei der Finanzierung ihrer Geschäfte zu helfen. Gleichzeitig revidierte die Bank of Japan ihre Grundeinschätzung der Wirtschaft nach unten und spricht nun erstmals seit sechseinhalb Jahren von einer "Verschlechterung" der Lage. Im November war noch von einer "schleppenden" Konjunktur die Rede.

In Zentralbankkreisen hatte es Medienberichten zufolge aber auch Zweifel an der Wirkung einer weiteren Zinssenkung gegeben, nachdem die Bank von Japan ihren Tagesgeldsatz erst im Oktober von 0,5 Prozent auf 0,3 Prozent zurückgenommen hatte. Die Börse blieb unbeeindruckt von der Zinssenkung. Nach einem zwischenzeitlichen Plus schloss der Nikkei-Index mit 0,9 Prozent im Minus.

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