Proteste in Griechenland:Auf Krawall gebürstet

Gestern die Müllabfuhr, heute die Beamten, morgen die Fluglotsen: Die Griechen demonstrieren gegen das rigorose Spardiktat. Mit zuweilen ungewöhnlichen Maßnahmen.

Griechenland kommt nicht zur Ruhe: Etwa 40 Demonstranten haben am Montagabend die Hauptnachrichtensendung des staatlichen griechischen Fernsehens NET unterbrochen. Es gelang ihnen, nach einem Handgemenge mit Sicherheitsleuten, ins Hauptstudio des Fernsehens einzudringen und es für etwa zwei Stunden zu besetzen.

Proteste in Griechenland; AFP

Remmidemmi in Griechenland: Die Hellenen wollen sich nicht einfach mit dem rigorosen Spardiktat abfinden.

(Foto: Foto: AFP)

Bildungsministerin Anna Diamantopoulou und mehrere Journalisten konnten das Studio zunächst nicht verlassen, da alle Ausgänge von den Pädagogen, überwiegend Gymnasiallehrer, blockiert waren, die gegen den in Griechenland verhängten Einstellungsstopp protestierten.

Die Ministerin sollte nach den Nachrichten an einer Talk-Show teilnehmen. Die Demonstranten wollten sich an diesem Gespräch ebenfalls beteiligen. Die Nachrichten wurden unterbrochen, das Fernsehen sendete etwa zwei Stunden lang Dokumentarfilme.

Der Zwischenfall endete kurz vor Mitternacht (Ortszeit), als den Lehrern das Verlesen einer kurzen Erklärung vor laufenden Kameras gestattet wurde. Darin hieß es unter anderem, dass "die Nichtverlängerung der Verträge von etwa 17.000 auf Zeit beschäftigten Lehrern nicht gerecht ist".

Zudem forderten sie den Internationalen Währungsfonds (IWF) auf, "aus dem Land zu verschwinden". Es gab keine Festnahmen, berichteten Reporter vor Ort. "Wir wollten darauf hinweisen, dass der Einstellungsstopp ungerecht ist. Wir werden weiterkämpfen," sagte eine Lehrerin nach dem Ende der Besetzung.

Zwei Tage langer Streik

Neben der Lehrerschaft sind auch etliche andere Berufsgruppen in den Ausstand getreten. Am heutigen Dienstag wollen die Beschäftigten im öffentlichen Dienst aus Protest gegen das Sparprogramm zur Überwindung der griechischen Haushaltskrise in einen 48-stündigen Streik treten.

Als Folge davon werden staatliche Schulen und Ämter geschlossen bleiben, in vielen Krankenhäusern wird nur ein Notdienst aufrechterhalten.Die griechische Müllabfuhr streikt bereits seit Montag. Am Mittwoch will sich auch die Gewerkschaft der privaten Wirtschaft GSEE anschließen. Die Fluglotsen wollen dann den griechischen Luftraum für 24 Stunden komplett blockieren.

Die Regierung in Athen muss in den nächsten drei Jahren 30 Milliarden Euro sparen, um das Land mit Hilfe des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Europäischen Union (EU) vor dem Bankrott zu retten - dazu werden Verbrauchssteuern erhöht und Gehälter gekürzt. Die EU und der IWF wollen den Griechen mit 110 Milliarden unter die Arme greifen. Eine der Maßnahmen ist der Einstellungsstopp im staatlichen Bereich für mindestens drei Jahre.

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