Produkttest:Vertrauensbildung wäre nett

Das Tagesgeldkonto der Bank of Scotland ist zwar hoch verzinst, aber nicht bewährt - eine Zinsgarantie gibt es nicht.

Horst Biallo

Seit wenigen Wochen wirbt die deutsche Niederlassung der Bank of Scotland mit Hauptsitz in Edinburgh für ein Online-Tagesgeldkonto mit 4,5 Prozent Zinsen. Damit hat sich dieser neue Anbieter gleich unter die ersten Fünf der in Deutschland anbietenden Geldhäuser geschoben. Was ist von dieser Offerte zu halten?

Produkttest Vertrauensbildung wäre nett Reuters

Die Bank of Scotland versucht auch im deutschen Markt Fuß zu fassen.

(Foto: Foto: Reuters)

Schon länger in Deutschland

Wer die "Bank of Scotland" nicht kennt und ihren Namen einfach so in Google eintippt, erhält nur wenige richtige Treffer, aber sehr viele mit dem Zusatz "Royal". Denn die "Royal Bank of Scotland", 32 Jahre später als ihre Konkurrentin im Jahr 1727 gegründet, ist schon länger in Deutschland aktiv und vertreibt vor allem Ratenkredite, beispielsweise über den Kaffeeröster Tchibo.

Die Bank of Scotland (BoS) hingegen ist seit September 2001 Teil der HBOS (Halifax Bank of Scotland), die aus der Fusion mit der Halifax Gruppe hervorgegangen ist. Die Halifax Bank ist ein großer Baufinanzierer in Großbritannien. Die HBOS-Gruppe wiederum wurde in Folge der Finanzkrise von der britischen Großbank Lloyds TSB übernommen und bildet nun eine der größten Bankengruppen weltweit.

Sollen deutsche Kunden dieser Bank ihr Geld anvertrauen? Und warum sammelt sie überhaupt Geld in Deutschland ein. "Wir haben in Großbritannien schon eine sehr starke Position und sehen in Deutschland noch ein großes Potential," sagt BoS-Marketingleiter Thomas Bruneforth.

Wie hoch ist der Zins morgen?

Sieht man sich das Produkt selber an, so hat es Stärken, aber auch eindeutige Schwächen. Es gibt nur wenige Banken, die höhere Zinsen bieten als die Schotten, zum Beispiel die Amsterdam Trade Bank oder die Credit Europe Bank. Doch während diese beiden Institute seit vielen Jahren mit überdurchschnittlich und konstant hohen Zinssätzen glänzen, weiß man bei dem Neuling nicht, wie hoch der Zins morgen sein wird.

So verzichten die Newcomer beispielsweise auf eine Zinsgarantie über mehrere Monate, die sicher vertrauensbildend wirken würde. Man liest auf der Internetseite zwar, "dass der Zinssatz des Tagesgeldkontos der Bank of Scotland in jedem Fall höher sein wird als der EZB-Leitzins, solange Ihr Tagesgeldkonto besteht". Bei einem Leitzins von derzeit 2,0 Prozent ist dieses Versprechen allerdings eher hohl.

Und wie sieht es mit der Einlagensicherung aus? Das Geldhaus gehört dem staatlichen britischen Einlagensicherungsfonds an. Darüber sind Spareinlagen bis zu einem Gegenwert von insgesamt 50.000 britischen Pfund zu 100 Prozent abgesichert. Das sind derzeit knapp 57.000 Euro pro Person. Zum Vergleich: Bei den oben genannten Konkurrenten mit höherem Zins sind bis zu 100.000 Euro durch die niederländische Einlagensicherung abgesichert, zumindest bis zum 6. Oktober 2009. Ob diese Summe bestätigt oder verlängert wird, darüber steht die Entscheidung noch aus.

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