Produkttest:Hohe Zinsen aus Lettland

Das Tages- und Festgeld der Parex Bank übertrifft die Angebote der Konkurrenz - und das bei vollem Einlagenschutz. Geht dies mit rechten Dingen zu?

Horst Biallo

Seit etwa zwei Wochen führt eine relativ unbekannte Bank die Tages- und Festgeld-Rankings an, und dies mit einem deutlichen Vorsprung vor den nächstplatzierten Geldhäusern: die aus Lettland stammende Parex Bank. Da fragt sich der interessierte Geldanleger, ob dies mit rechten Dingen zugeht. Um es vorweg zu nehmen: es geht. Denn seit wenigen Tagen gehört das Institut der strengen deutschen Einlagensicherung an. Kundengelder sind nun bis zu 1,5 Millionen Euro abgesichert. Zuvor gehörte die Bank der europäischen Einlagensicherung deutscher Ausprägung an. Dort sind im Insolvenzfall nur 90 Prozent der Kundengelder und maximal 20.000 Euro pro Kunde abgesichert.

Produkttest: Die relativ unbekannte lettische Parex Bank führt seit kurzem Tages- und Festgeld-Rankings an. Im Vorteil: Anleger mit einer Steuerbelastung unter 25 Prozent.

Die relativ unbekannte lettische Parex Bank führt seit kurzem Tages- und Festgeld-Rankings an. Im Vorteil: Anleger mit einer Steuerbelastung unter 25 Prozent.

(Foto: Foto: Parex Bank-Homepage, screenshot: sueddeutsche.de)

Beim Tagesgeld bietet das lettische Geldhaus neuen Kunden 4,75 Prozent an. Das sind nominal 0,50 Prozentpunkte mehr als der Nächstplatzierte, die Norisbank. Dieser hohe Zinssatz ist allerdings nur bis zum 29. Februar garantiert. Nach jetzigem Stand der Dinge fällt er dann auf 4,30 Prozent, 0,05 Prozent-Punkte mehr als der Satz, den die Norisbank anbietet. Der Effektivzins der Deutsche-Bank-Tochter liegt mit 4,32 Prozent jedoch ein wenig höher, weil diese das Tagesgeld viermal im Jahr verzinst, so dass es zu einem Zinseszins-Effekt kommt; die Letten lassen es bei einem Mal bewenden.

Noch interessanter ist die Festgeld-Offerte der Parex Bank. Hier beträgt der Zins 4,40 Prozent bei einem Monat Laufzeit und geht in Schritten hoch bis auf 5,20 Prozent bei einer Anlagedauer von fünf Jahren. Die Nächstplatzierten bei einem Jahr Laufzeit und deutscher Einlagensicherung sind die Bausparkasse Mainz mit 4,51 und die Augsburger Aktienbank mit 4,50 Prozent.

Nachteil für gut verdienende Kunden

Bei genauem Hinsehen hat die Parex-Offerte aber einen entscheidenden Nachteil für gut verdienende Kunden: Die Bank zahlt die Zinsen beim Festgeld jeweils am 31. Dezember eines Jahres und den Rest am Ende des Anlagezeitraums. Das ist in diesem Jahr besonders heikel. Denn 2008 unterliegen die Erträge noch dem persönlichen Steuersatz von maximal 42 Prozent plus Kirchensteuer und Solidaritätszuschlag. Wer hingegen sein Geld jetzt nach Augsburg oder Mainz trägt und für ein Jahr anlegt, dem werden die Zinsen im Jahr 2009 gutgeschrieben, wenn die deutlich niedrigere Abgeltungsteuer von 25 Prozent zum Tragen kommt.

Für Anleger, deren Steuerbelastung unter 25 Prozent liegt, ist die Parex-Festgeld-Offerte aber kaum zu überbieten, zumindest wenn man auf eine hohe Sicherheit seiner Geldanlage großen Wert legt. Denn die Letten fordern zwar 500 Euro Mindestanlage, andererseits jedoch gelten die Zinssätze bislang auch für Beträge über 100.000 Euro. Wer hingegen nicht mehr als 20.000 Euro als Tagesgeld anlegen will, hat mit Anbietern wie Amsterdam Trade Bank, Vakifbank oder Credit Europe Bank Alternativen.

Weiterer Wermutstropfen: Die Parex Bank stellt Gebühren in Rechnung, sobald der Anleger sein Geld von deren Konto zurück auf das eigene Girokonto überweist. Bis zum Betrag von 12.500 Euro sind das zwei Euro, bei Summen darüber fünf Euro. Diese Beträge sind jedoch angesichts der überdurchschnittlich hoher Zinsen zu verkraften. Die Bank verfügt über Niederlassungen in Berlin und Hamburg. Über das Post-Identverfahren, bei dem der Kunde sich bei einer Post-Niederlassung ausweist, lassen sich Konten bundesweit eröffnen.

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