Produkttest:Ein überfrachtetes Angebot

"Giroloyal" heißt das neue Girokonto der Netbank aus Hamburg. Das Angebot ist so kompliziert wie sein Name - und nur auf den ersten Blick attraktiv.

Horst Biallo

Seit vielen Jahren ist das Girokonto der Netbank, einer Hamburger Direktbank, eine interessante Alternative für all jene Kunden, die nach einem gebührenfreien Online-Konto suchen, das Guthaben zugleich attraktiv verzinst.

Produkttest: Guthabenzinsen von zunächst 0,5 Prozent werden mit einem Treuebonus von zwei Prozent aufgewertet, wenn regelmäßig Gehalt eingeht.

Guthabenzinsen von zunächst 0,5 Prozent werden mit einem Treuebonus von zwei Prozent aufgewertet, wenn regelmäßig Gehalt eingeht.

(Foto: Foto: dpa)

Also für all die Leute, denen das Hin- und Herbuchen zwischen Girokonto einerseits und Tagesgeld- oder Kreditkartenkonto andererseits einfach zu lästig ist, nur um ein paar Euro an Zinsen zu kassieren.

Doch ein großes Manko dürfte viele von einem Wechsel zu "Europas erster Internetbank" - so die Eigenwerbung - abgehalten haben: die schlechte Versorgung mit Barem. Denn bislang standen nur gut 2300 Geldautomaten in Deutschland zur Verfügung.

Weltweit kostenloses Bargeld

Das ist beim neuen Konto "Giroloyal" ganz anders. Dieses Konto, das seit Dienstag angeboten wird, ist mit einer Mastercard ausgestattet. Und mit der kann man pro Kalendermonat fünfmal weltweit kostenlos Bargeld abheben - an jedem Automaten. Damit unterscheidet sich die Bank wohltuend von Anbietern wie etwa der Volkswagen Bank. Die wirbt zwar auch mit einer solchen weltweit gebührenfreien Versorgung über ihre Kreditkarte, fordert jedoch trotzdem immer ein Entgelt für den Auslandseinsatz, wenn man die Karte außerhalb der Eurozone nutzt.

Bei dieser schönen Neuerung hätten es die Netbanker belassen sollen; sie wertet das bisherige Konto "Giro Allround" entscheidend auf. Stattdessen haben sie aber das Produkt in mehreren Punkten unnötig kompliziert gemacht und es damit wieder abgewertet.

Eingeschränkter Treuebonus

Das alte Angebot Giro Allround offerierte 2,5 Prozent Zinsen auf Guthaben. Beim neuen Giroloyal gibt es zunächst nur 0,5 Prozent Habenzins. Nur Kunden mit einem monatlichen Gehaltseingang erhalten einen sogenannten Treuebonus - was hat Gehalt mit Treue zu tun? - in Höhe von zwei Prozent, so dass sie dann wieder bei den bisherigen 2,5 Prozent landen.

Neu bei der Netbank ist auch ein Tagesgeldkonto, das mit einem Zins von 3,3 Prozent ausgestattet ist. Das ist zwar weniger als die 3,8 Prozent, die Konkurrenten wie die DKB- oder SKG- Bank auf ihren Kreditkartenkonten bieten. Andererseits verringert sich der Kontostand bei diesen beiden Direktbanken sofort nach jedem Abheben von Bargeld mit den Plastikkarten.

Bei der Netbank hingegen ruht das Geld weiterhin verzinst auf dem Tagesgeldkonto; die Bargeldverfügungen werden dem Kreditkartenkonto belastet. Und das wird erst im Monat darauf mit dem Girokonto verrechnet.

Das muss man jedoch einem Interessenten erst einmal erläutern, der sich über den niedrigeren Zins bei dieser Bank im Vergleich zu DKB und Co. wundert.

Geringe Gebühren nur bei hohem Guthaben

Viel zu kompliziert ist auch die Regelung mit den Kreditkartengebühren. Während die meisten Konkurrenten die Karten kostenlos anbieten, zahlt man bei der Netbank 20 Euro im Jahr. Nur bei regelmäßigem Gehalts- oder Renteneingang ist sie im ersten Jahr kostenlos. In den darauffolgenden Jahren kostet sie jährlich 20 Euro. Wer damit jedoch mindestens 2000 Euro im Jahr umsetzt, bekommt sie im zweiten Jahr für zehn Euro, und ab 4000 Euro Jahresumsatz ist sie immer kostenlos. Alles klar?

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