Privatkassen:Zum Aderlass, bitte!

Mitglieder von Privatkassen müssen sich wohl auf massive Beitragserhöhungen einstellen: Das niedrige Zinsniveau macht einigen Versicherern zu schaffen - sie tun sich schwer, die geforderten Erträge zu erwirtschaften.

Sechs Prozent? Acht? Oder noch viel mehr? Die privaten Krankenversicherungen müssen womöglich ihre Beiträge schon bald deutlich erhöhen. Das Problem: Die Marktzinsen seien derzeit so niedrig, dass viele Kassen die Rückstellungen, die sie für ihre Patienten bildeten, nicht mehr angemessen verzinsen könnten, berichtet die Financial Times Deutschland. Hinzu kämen noch die üblichen Beitragserhöhungen für die steigenden Kosten im Gesundheitswesen.

Der niedrige Zinssatz macht den privaten Krankenversicherern zu schaffen. (Foto: AP)

Die Rückstellungen werden aus den Beitragseinnahmen gebildet, um im Alter die Beiträge noch einigermaßen bezahlbar zu halten. Derzeit belaufen sich nach Angaben der FTD die Rückstellungen auf 144 Milliarden Euro. Sie müssten zu einem speziellen Satz verzinst werden, dessen Obergrenze vom Bundesfinanzministerium festgelegt wird. So solle verhindert werden, dass die Versicherer auf Grundlage von riskanten Zinskalkulationen versuchten, Kunden mit günstigen Angeboten zu ködern.

50 Jahre - ein Zinssatz

Seit mehr als 50 Jahren liegt dieser Satz bei 3,5 Prozent. Wenn die Gesellschaften das Geld aber in Staatsanleihen anlegten, bekämen sie derzeit kaum mehr als zweieinhalb Prozent. Doch alle Krankenversicherer garantierten ihren Kunden heute den Höchstsatz von 3,5 Prozent. Mindestens zehn Gesellschaften hätten große Schwierigkeiten, ihn zu erwirtschaften. Sie müssten daher deutlich höhere Beiträge verlangen.

Dennoch kann der Zins nicht einfach gesenkt werden, die Mehrheit der Gesellschaften ist offenbar strikt dagegen: Sie fürchten dem Bericht zufolge, dass eine Rücknahme des Zinses fatale Folgen für das Versicherungsgeschäft haben würde.

Die betroffenen Versicherer müssten deutlich höhere Beiträge verlangen als Konkurrenten - was ein Wettbewerbsnachteil wäre. Höhere Beiträge wegen der Zinsen könnten allerdings frühestens zum Januar 2012 greifen.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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