Preisschwund:Inflation im Eurogebiet erstmals unter null

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Der rapide Preisverfall beim Öl macht's möglich: Erstmals seit der Einführung des Euro vor zehn Jahren ist die Inflationsrate unter null Prozent gefallen.

Erstmals seit Einführung des Euro 1999 ist die jährliche Teuerungsrate im gemeinsamen Währungsgebiet unter null gefallen. Im Juni sanken die Preise im Jahresvergleich um 0,1 Prozent, wie die Europäische Statistikbehörde Eurostat in einer ersten Schätzung mitteilte.

Kunde in einem Supermarkt: Wegen der Finanz- und Wirtschaftskrise hat der Druck auf die Preise nachgelassen. (Foto: Foto: dpa)

Über die Gründe wird Eurostat erst im Juli berichten. Schon im Mai lag die Teuerung mit 0,0 Prozent auf einem Tiefstand. In Deutschland lag die Preissteigerung im Juni nach einer ersten Hochrechnung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden bei einem überraschenden Plus von 0,1 Prozent. Experten hatten einen Rückgang erwartet. Sie rechnen nun damit, dass die Kosten für die Lebenshaltung im Juli sinken werden.

Im direkten Vergleich von Mai auf Juni ergab sich für Deutschland eine Steigerung der Preise von 0,4 Prozent. Vor allem die gesunkenen Ölpreise sorgten auf Jahressicht für Entspannung an der Preisfront.

Weiter fallende Preise im Sommer erwartet

Experten erwarten in den Sommermonaten weiter fallende Preise. Eine Deflation - einen Rückgang der Preise auf breiter Front über einen längeren Zeitraum - befürchten sie aber nicht. "Wir sehen keine Deflation", sagte Commerzbank-Experte Christoph Weil. "Am Jahresende werden wir wieder eine Teuerungsrate von einem Prozent haben."

"Bis September werden die Lebenshaltungskosten sinken", sagte WestLB-Chefvolkswirt Holger Sandte. Maßgeblich dafür sei die Entwicklung der Ölpreise. Im Sommer 2008 war die Inflationsrate bis auf das Rekordhoch von 4,0 Prozent gestiegen, weil Öl so teuer war wie noch nie. Derzeit kostet ein Fass nur noch etwa halb so viel wie vor Jahresfrist. Wegen der schwachen Nachfrage in der schwersten Rezession seit Ende des Zweiten Weltkrieges fällt es Unternehmen zudem schwer, höhere Preise durchzusetzen.

Früher Kampf gege Deflation

Der WestLB zufolge sind die Preise für viele Lebensmittel, die Gesundheitspflege, Hotels und Restaurants sowie in vielen anderen Bereichen zuletzt noch gestiegen, wenn auch moderat. "Von wirklicher Deflation - also einem breit angelegten Preisrückgang - kann also nicht die Rede sein", sagte WestLB-Chefvolkswirt Sandte.

Um die Gefahr einer Deflation schon im Keim zu ersticken, hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzins auf das Rekordtief von 1,0 Prozent gesenkt. Mit billigem Geld will sie die Nachfrage anregen und einem Preisverfall vorbeugen. Ziel der Währungshüter ist es, die Teuerungsrate mittelfristig bei knapp unter zwei Prozent zu verankern. Für 2009 erwartet sie im Schnitt 0,3 Prozent, für 2010 sagt sie 1,0 Prozent voraus.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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