Postbank:Süße Boni, über die man lieber schwieg

Sie galten als so bescheiden, die Vorstände der Postbank. Nun ist klar, dass sie am Verkauf des Instituts extra kassierten. Allein Bankchef Klein strich 3,3 Millionen ein.

C. Dohmen

Als Postbankchef Wolfgang Klein am 19. Februar in Frankfurt vor die Presse trat, da tobte in Deutschland schon seit Monaten eine Diskussion über Bonuszahlungen und exzessive Gehälter für Manager. Dürfen Vorstände Boni erhalten, wenn viele Banken nur noch durch Steuergelder und Bürgschaften der Regierung am Leben erhalten werden?

Postbank: Boni, über die niemand redet

Postbankchef Wolfgang Klein erhielt 3,3 Millionen Euro für den Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank.

(Foto: Foto: ddp)

Nein, sagte die Bundesregierung und verlangte von den Bankern den Verzicht auf Sondervergütungen. Menschen, die mit sittenwidrigen Niedriglöhnen auskommen müssten, seien zu Recht darüber empört, dass sich Manager aus Steuertöpfen die Taschen vollstopfen wollten, polterte SPD-Chef Franz Müntefering und traf damit die Stimmung im Lande. Postchef Frank Appel, dessen Konzern bei der Postbank das Sagen hat, äußerte damals Verständnis für diese Diskussion. Sicher gebe es gierige Manager, sagte er im SZ-Interview.

Vorbildlich verhielten sich in den Augen vieler Beobachter die Manager der Postbank. Schließlich verkündete Bankchef Klein bei der Bilanzpressekonferenz, die Vorstände würden für das Geschäftsjahr 2008 auf die Boni verzichten. "Postbank-Vorstand verzichtet auf die Boni", so lauteten daraufhin die Schlagzeilen. Dabei war dies - wie sich nun herausstellt - nur die halbe Wahrheit.

Kein Wort über die Extrazahlung

Denn die Vorstände des Unternehmens hatten zu diesem Zeitpunkt längst eine hohe Sondervergütung dafür erhalten, dass sie die Postbank teilweise an die Deutsche Bank verkauft hatten. Allein Bankchef Klein strich 3,3 Millionen Euro ein, insgesamt bekamen die zehn Mitglieder des Führungsgremiums 11,5 Millionen Euro extra für den Verkauf. So steht es im Geschäftsbericht der Postbank, der am Montag veröffentlich worden ist. Ohne den Bonus hätte das Gehalt von Bankchef Klein nur 875.000 Euro betragen. Auf der Jahrespressekonferenz wurde über diese Extrazahlung kein Wort verloren.

Bei der Postbank will man gleichwohl von einer Täuschung der Öffentlichkeit nichts wissen. Hätte ein Journalist an diesem Tag gefragt, "dann hätten wir bei der Bilanzpressekonferenz auf die Sondervergütung verwiesen", sagte ein Sprecher, eine entsprechende Antwort sei vorbereitet gewesen.

Selbst angesprochen habe die Postbank den Punkt allerdings nicht, weil die Sache für sie erledigt gewesen sei. Die Sondervergütung sei schließlich im Mai des vergangenen Jahres beschlossen und nach der Einigung mit der Deutschen Bank entsprechend im September ausgezahlt worden, sagte ein Sprecher. Wenige Tage vor den Überweisungen der Millionensummen war allerdings die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers pleite gegangen. Darauf folgte eine rasante Talfahrt der Finanzwirtschaft, die Stimmung kippte.

Ein Rückzieher bei der Sondervergütung sei unmöglich gewesen, heißt es bei der Bank fast trotzig. Und die Vorstände der Postbank hätten auf die veränderte Stimmungslage im Land reagiert. Sie hätten die Sonderboni auf ein Sperrkonto bei der Postbank eingezahlt - und würden dieses Geld erst endgültig erhalten, wenn die Finanzkrise vorüber sei, sagte ein Sprecher.

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