Porsche-Affäre:Ermittlungen unter dem Ahornblatt

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Die Affäre um verfälschte Kurse der VW-Aktie weitet sich aus: Die kanadische Maple Bank soll Porsche bei den Manipulationen geholfen haben. Das Institut widerspricht.

Klaus Ott

Die Maple Bank aus dem Frankfurter Westend handelt selbst für ein Finanzinstitut ungewöhnlich diskret und verschwiegen. Derzeit ist nicht einmal auf der Homepage im Internet etwas über den deutschen Ableger der kanadischen Maple Financial Group zu erfahren, der vor allem Geschäfte mit Aktien macht.

Notierung der VW-Aktie an der Frankfurter Börse im Oktober 2008. Die Staatsanwalt ermittelt derzeit, wer den Kurs des Papiers illegal beeinflusst haben könnte. (Foto: Foto: ddp)

"Hier entsteht in Kürze unser neuer Internetauftritt", ist unter maplebank.com zu lesen, neben einem Ahornblatt, dem Wahrzeichen Kanadas. Und erst recht hält man sich im Westend mit Auskünften über ein Untersuchungsverfahren zurück, das dem Institut noch größere Probleme bereiten könnte.

Die Stuttgarter Staatsanwaltschaft ermittelt nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gegen Wolfgang Schuck, den Chef der Maple Bank in Deutschland, wegen des Verdachts der Manipulation an der Börse. Schuck, einer der bestbezahlten Finanzmanager des Landes, und weitere Beschäftigte der Bank sollen im Auftrag des in Stuttgart ansässigen Sportwagen-Herstellers Porsche den Kurs der VW-Aktie illegal beeinflusst haben.

Durchsuchungen im August

Porsche hatte VW übernehmen wollen und dazu die Mehrheit an dem Wolfsburger Autokonzern erworben, sich dabei aber mit 14 Milliarden Euro verschuldet. Nun schluckt Volkswagen Porsche. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter kosteten die waghalsigen Pläne ihre Jobs.

Dass die Staatsanwaltschaft in Stuttgart wegen Kursmanipulation der VW-Aktie gegen Wiedeking und Härter ermittelt, ist seit Durchsuchungen bei dem Sportwagen-Hersteller und der Maple Bank im August bekannt. Was aber außer den Beteiligten bisher niemand wusste: Auch Schuck und mehrere seiner Kollegen bei der Maple Bank werden beschuldigt, gegen das Aktiengesetz verstoßen zu haben.

Sie sollen verdeckt dafür gesorgt haben, dass der Kurs der VW-Aktie weitgehend stabil blieb, um Schaden von Porsche abzuwenden. Starke Kursausschläge der Volkswagen-Aktie hätten für Porsche aufgrund risikoreicher Optionsgeschäfte mit dem VW-Papier angeblich teuer werden können.

"Nach besten Wissen und Gewissen"

Schuck weist den Vorwurf der Kursmanipulation zurück. "Wir haben unsere Geschäftsaktivitäten nach bestem Wissen und Gewissen stets im Einklang mit sämtlichen rechtlichen Vorgaben betrieben", sagte der Bankchef der SZ. Ansonsten könne man zu dem laufenden Ermittlungsverfahren keine Stellungnahme abgeben.

Es sei auch Geschäftspolitik der Maple-Bank, "keinerlei Angaben zu einzelnen Kundenbeziehungen und damit zusammenhängenden Geschäftsvorgängen zu machen", lauten die Standard-Antworten auf mehrere Fragen. Mehr sagt Schuck nicht, auch nicht zu seinem Einkommen. Das Geschäftsjahr 2008/2009 sei noch nicht abgeschlossen; insofern könne man noch keine Angaben machen.

Im Jahr zuvor hat das fünfköpfige Spitzenmanagement der Maple Bank laut Geschäftsbericht insgesamt 62,2 Millionen Euro kassiert, das sind durchschnittlich mehr als 12 Millionen Euro pro Kopf. Das waren Verhältnisse wie früher bei der Deutschen Bank, deren Chef Josef Ackermann vor der Finanzkrise zwischen 12 und 14 Millionen Euro im Jahr kassiert hatte.

Ein Zwerg

Das Institut im Westend ist im Vergleich zur ein paar Straßen entfernten Deutschen Bank aber ein Zwerg, sie gilt in der Finanzbranche als Spezialist für Leihgeschäfte mit Aktien.

Bei Geschäften mit VW-Papieren soll jedoch nicht alles nach Recht und Gesetz zugegangen sein. 15 Millionen VW-Aktien soll das Finanzinstitut für Porsche gehalten haben. Bei den Durchsuchungen haben die Ermittler nach E-Mails zwischen Bank und Sportwagen-Hersteller sowie nach anderen Unterlagen gesucht, die Aufschluss geben sollen, ob an der Börse Kurse manipuliert wurden. Bank-Chef Schuck äußert sich aber auch nicht zu den Durchsuchungen.

Der Verdacht, Porsche und Maple hätten gemeinsam den Aktienkurs von VW manipuliert, war zuerst bei der Finanzaufsicht Bafin in Bonn entstanden. Die Bafin hatte daraufhin in Stuttgart Anzeige erstattet, die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen ein und durchsuchte am 20. August den Sportwagen-Hersteller, die Bank sowie die Privatdomizile von Wiedeking und Härter.

Porsche weist Vorwürfe zurück

Porsche wies die Vorwürfe umgehend zurück und erklärte, man unterstütze die Strafverfolger bei deren Untersuchungen, "um zu einer schnellen Aufklärung beizutragen". Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ist aber frühestens in einem halben Jahr mit ersten Ergebnissen zu rechnen.

Porsche hatte bei Banken über Optionsgeschäfte Kaufrechte für VW-Aktien in Milliardenhöhe gesichert und soll dabei hohe Risiken eingegangen sein, was der Sportwagen-Hersteller aber dementierte. Man könne auslaufende Optionen für mehrere zehn Millionen Euro problemlos verlängern, erklärte Porsche, als Wiedeking noch amtierte. Wenige Wochen nach seinem Rückzug schlugen die Ermittler zu.

© SZ vom 30.09.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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