Poker-WM:Geblufft, gezockt - und abkassiert

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In einem Finale, in dem sich das Glück als wankelmütig erwies, sicherte sich der erst 21-jährige Joseph Cada den Poker-WM-Titel - und acht Millionen Dollar.

C. Aichner

Pokern ist eine noch recht junge Sportart ebenso wie der neue Weltmeister Joseph Cada. Er ist erst 21 Jahre und elf Monate alt - und der Gewinner des stolzen Preisgeldes in Höhe von 8.547.042 Dollar. Im finalen Heads-Up bei der WM der World Series of Poker (WSOP) in Las Vegas gewann der Pokerprofi aus Shelby gegen den Überraschungsfinalisten Darvin Moon, einen Holzfäller aus Oakland. Cada hat mit seinem Gewinn den bisher jüngsten Sieger, den damals 22-jährigen Vorjahresgewinner Peter Eastgate aus Dänemark, vom Thron gestoßen und sich damit in der Pokergeschichte unsterblich gemacht.

Grandios gezockt: Joe Cada nach seinem Sieg mit dem Preisgeld in Höhe von 8.547.042 Dollar. (Foto: Foto: Reuters)

In 57 Duellen konnten sich Poker-Liebhaber für das Finale vom 7. bis 10. November im Kasino des Rio All-Suite Hotel in Las Vegas qualifizieren. Einzige Bedingungen: 10.000 Dollar Startgeld und Kenntnisse in der Poker-Variante "Texas Hold'Em". Dabei werden zunächst drei Karten, dann zwei weitere offen auf den Tisch gelegt. Die Spieler können die offenen Karten für ihr Blatt verwenden, das aus zwei verdeckten Karten besteht. Nacheinander wird gesetzt, geblufft, gezockt - und anschließend aufgedeckt.

Die Besten unter sich

Seit Mai diesen Jahres kämpften 6494 Spieler gegeneinander, bis im Juli schließlich nur noch die besten neun Pokerspieler übrig waren. Nach einer dreimonatigen Verschnaufpause trafen sich diese nun zum finalen Showdown. Der Reigen, der sich in Las Vegas versammelte, war bunt gemischt: Vom Poker-Veteran Phil Ivey, der schon seit knapp zehn Jahren dabei ist, bis zum ehemaligen Manager Steven Begleiter, der nach der Pleite der Investmentbank Bear Stearns kurzerhand eine neue Einnahmequelle suchte, vom holzfällendem Anfänger Moon bis zum Profi-Jungspund Cada; die Finalisten kamen aus den verschiedensten Branchen. Sie alle vereinte die Suche nach dem Pokerglück.

Das schlug auch zu - und zwar zunächst für den einzigen Nicht-Profi am Tisch, der keinen Sponsor hinter sich wusste. Das ist Darvin Moon, der die hochdotierte Veranstaltung ohnehin nicht überbewerten wollte und nach dem Turnier schnell wieder zu seiner gewohnten Arbeit zurückkehren wird: "Ich habe keine Lust mich zu binden, durch die Welt zu fliegen und keine Zeit mehr zu haben."

Die Zurückhaltung von Moon gefiel dem Glück scheinbar. In der 14,5 Stunden dauernden ersten Runde wurde er von jenem nur so verfolgt - und schoss nacheinander Ivey und dann Begleiter vom Table. Cada verhielt sich bis zu diesem Zeitpunkt zurückhaltend und spielte nur sichere Blätter. Die Folge: Zwischenzeitlich hatte der 21-Jährige nur noch zwei Millionen in Chips und stand kurz vor dem Aus, während Moon Chip-Leader war: "Das war die aufregenste WM, die ich je erlebt habe", erklärte der Präsident der WSOP, Jeffrey Pollack - nicht zuletzt, weil sich das Glück noch einige Male wenden sollte.

Einfach abwechselnd vom Tisch gekegelt

Fast wie abgesprochen kegelten Cada und Moon ihre Gegner abwechselnd vom Tisch, bis der 21-Jährige plötzlich haushoch führte. "Es ist einfach unglaublich. Cada stand mit zwei Millionen in Chips kurz vor dem Aus. Und jetzt, vor dem finalen Heads-Up, ist er mit über 135 Millionen Chip-Leader", konnte sich Pollack kaum beruhigen. Dafür fiel der Chipstand bei Moon auf 59 Millionen, bevor es Auge in Auge ins Finale ging. Vielleicht war ihm der Sieg doch nicht wichtig genug.

Punkt 22.35 Uhr Pazifik-Zeit ging das Finalduell los. Auch hier sollte sich das Glück als wankelmütig erweisen: Etwa eine halbe Stunde nach Spielstart führte Moon vor Cada, es sah erneut so aus, als würde der Jüngling schlapp machen. Doch eine weitere halbe Stunde später, hatte sich das Blatt schon wieder gewendet, Cada hatte sich den ersten großen Pott mit zwei Buben gegen zwei Zehner geholt - und führte plötzlich wieder.

Nach einer kurzen Verschnaufpause ging es munter weiter, bis Cada nach fast drei Stunden Spielzeit die Geduld ausging: Auf dem Tisch lagen eine "Zwei", zwei "Siebener", eine "Acht" und ein "König". Cada hatte ein Neuner-Paar auf die Hand bekommen und ging kurzerhand All-In. Der 46-jährige Moon, mit einer "Dame" und einem "Buben" bewaffnet, ließ sich provozieren, zog mit, setzte alles, deckte auf - und verlor.

Damit war am Ende der Jüngste auch der Größte. Viel soll sich im Leben des 21-jährigen Poker-Profis nach dem Einzug in die Poker-Hall of Fame aber nicht ändern: "Ich werde weiter von Montag bis Samstag online pokern und am Sonntag Turniere spielen", erklärte Cada nach dem Sieg, während sein Finalgegner Moon, immerhin um 5,2 Millionen Dollar reicher, zurück in die Wälder rund um Oakland zum Bäume fällen gehen wird.

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:Gezockt wie ein alter Hase

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