Paketboxen:Post plant XXL-Briefkästen

Post bietet Paketkästen für daheim an

Bisher gibt es die Paketboxen der Post nur in Modellversuchen - und auf Plakaten.

(Foto: dpa)

Für die Post liegt die Zukunft nicht im Brief-, sondern im Paketversand. Um diese besser zustellen zu können, wünscht sich das Unternehmen in jedem Vorgarten eine sogenannte Paketbox.

Von Kirsten Bialdiga, Düsseldorf

Die Bundestagswahl 2013 war für die Deutsche Post ein Glücksfall. Wohl weniger wegen des Ergebnisses als vielmehr wegen der Briefwähler. Ihnen vor allem ist es zu verdanken, dass die Post selbst im traditionellen Briefgeschäft im vergangenen Jahr zulegen konnte. 7,8 Milliarden Briefe verschickte die Post 2013 und damit gut drei Prozent mehr als im Jahr davor.

Vielleicht wird 2013 einmal in die Geschichte des Konzerns eingehen. Als das letzte Jahr, in dem die Post noch einmal in dem Geschäft wachsen konnte, das sie einst groß machte. Denn nicht nur wegen der Bundestagswahl war 2013 ein Ausnahmejahr. Auch die zahlreichen Briefe zur Umstellung auf das Sepa-Verfahren im Zahlungsverkehr bescherten dem Briefgeschäft eine Sonderkonjunktur. Am langfristigen Abwärtstrend ändert das nichts: "Wir rechnen mit einem jährlichen Rückgang von zwei bis drei Prozent in der Briefkommunikation", sagte Post-Chef Frank Appel am Mittwoch bei Vorlage der Bilanz.

Längst verdient der Konzern sein Geld überwiegend anderswo. Mit der Beförderung eiliger Dokumente und Waren, mit weltweiten Frachten per Luft, See und Straße, mit Logistik-Dienstleistungen - und mit der Lieferung von Paketen. Anders als das Briefgeschäft wird der Paketmarkt bis 2020 laut Appel angesichts steigender Bestellungen von Waren im Internet um fünf bis sieben Prozent jährlich wachsen.

Die Post reagiert darauf jetzt mit Paketkästen. Diese Boxen waren in Modellversuchen offenbar so erfolgreich, dass der Konzern sie nun in ganz Deutschland anbieten will. Ab Mai kann sich jeder Kunde einen solchen Kasten vor das Haus stellen und dort Pakete und Päckchen vom Paketboten ablegen lassen - anstatt bei eigener Abwesenheit die Nachbarn zu belästigen.

"Ein solcher Paketkasten macht immer dann Sinn, wenn Sie einen Vorgarten haben - sonst lachen Ihre Nachbarn Sie eines Tages aus", machte Brief-Spartenchef Jürgen Gerdes Werbung für das neue Produkt. Umgekehrt soll der Paketbote rund um die Uhr auch vorfrankierte Päckchen abholen, die der Kunde in die Box lege. Das sei vor allem für Freiberufler interessant. Die Kosten für einen Kasten bezifferte Gerdes auf mindestens 100 Euro, abhängig von Modell und Design. "Das ist das Gegenstück zum Briefkasten", sagte er.

Allerdings sollen die Kästen nur von Paketboten der Post und nicht von der Konkurrenz wie etwa UPS bedient werden. Andernfalls könnte es zu Sicherheitsproblemen kommen, da die Kästen nur mit einem geheimen RFID-Code zu öffnen sein sollen.

Von Drohnen und Brieftauben

2013 hat die Post erstmals mehr als eine Milliarde Pakete ausgeliefert. Weiteres Wachstum erhofft sich Gerdes von zunehmenden Lebensmittel-Bestellungen im Internet. 80 Prozent der wöchentlichen Supermarkteinkäufe seien immer gleich. Es liege daher nahe, sich die Lebensmittel nach Hause schicken zu lassen. "Spätestens in zehn Jahren, wenn die geburtenstarken Jahrgänge Ende 50 sind, dann sind sie auch reif für den Lebensmitteleinkauf im Internet", frohlockt Gerdes.

Anders als dem Paketboten verheißt der Post-Vorstand den Drohnen vorerst keine große Zukunft. Erste Tests mit den unbemannten Flugkörpern, die in entlegenen Gebieten eines Tages Pakete verteilen könnten, seien zwar recht viel versprechend verlaufen. Es sei aber schwer vorstellbar, dass Drohnen, "die moderne Antwort auf die Brieftaube", in Deutschland jemals erlaubt würden. Dass die Tests überhaupt öffentlich wurden, sei nicht geplant gewesen, sagte Gerdes.

Mit einem Gewinnplus vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 7,4 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro kam der Konzern im vergangenen Jahr seinem Mittelfrist-Ziel für 2015 von mindestens 3,35 Milliarden Euro näher. Wegen niedrigerer Steuerzahlungen fiel das Plus beim Jahresüberschuss mit 27,5 Prozent noch einmal deutlich höher aus. Unterm Strich verbuchte die Post einen Gewinn von 2,1 Milliarden Euro.

Die Zahlen erfüllten die Erwartungen der Anleger. Von der Prognose für 2014 eines Vorsteuergewinns zwischen 2,9 Milliarden und 3,1 Milliarden Euro zeigte sich aber manch einer enttäuscht. Die Aktie gab daher zwischenzeitlich nach.

Anfang April erhoffen sich Investoren zudem neue strategische Aussagen. Bis 2015 hatte der Vorstand den Siegeszug des Internet und die Reaktion des Konzerns darauf in den Mittelpunkt seiner strategischen Überlegungen gestellt. Neue Ziele könnten schon Anfang April veröffentlicht werden, wenn der Post-Vorstand zu seinem Capital-Markets-Day lädt. Dann könnte es unter anderem darum gehen, wie weltweite Trends, etwa das Drucken von Ersatzteilen per 3-D-Drucker, das Geschäft beeinflussen, erwarten Analysten.

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