Österreich: Julius Meinl:Banker hinter Gittern

Der Vorwurf lautet Anlagebetrug, die Sorge der Beamten heißt Fluchtgefahr: Jetzt hat Promi-Banker Julius Meinl begrenztere Handlungsspielräume - denn er sitzt im Gefängnis.

Der Bankier und Spross des durch den Verkauf von Kaffeebohnen bekanntgewordenen Delikatessen-Imperiums Julius Meinl ist wegen angeblichen Anlagebetrugs festgenommen worden. Die Festnahme sei nach einer Vernehmung des 49-Jährigen wegen möglicher Fluchtgefahr angeordnet worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Wien. Dem Eigentümer der österreichischen Meinl Bank wird Anlagebetrug im Zusammenhang mit der einstigen Immobilienfirma Meinl European Land (MEL) vorgeworfen.

Julius Meinl, Reuters

Julius Meinl muss ins Gefängnis - der Vorwurf lautet Anlagebetrug.

(Foto: Foto: Reuters)

Im Wesentlichen handele es sich beim Betrugsvorwurf um Stützungskäufe für den Aktienkurs der ehemals börsennotierten MEL, sagte die Behördensprecherin. Wann Anklage erhoben wird, sei noch nicht absehbar. Die Höchststrafe sei zehn Jahre Haft. Weitere Angaben gab es mit Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht.

Vermögende Privatkunden

Die Meinl Bank betonte, dass die Festnahme keine Auswirkungen auf den laufenden Geschäftsbetrieb habe. Die Lage des Instituts sei stabil und die Einlagen sicher, hieß es. Die Bank hat sich auf vermögende Privatkunden spezialisiert.

Der britische Staatsbürger Julius Meinl V. verkaufte Mitte der 90er Jahre in mehreren Schritten die Meinl-Lebensmittelgeschäfte in Österreich, Tschechien und Ungarn und konzentrierte sich auf die Meinl Bank.

Meinl ist wegen eines Aktienrückkaufs bei der 2002 an die Börse gebrachten MEL ins Visier der Aufsichtsbehörden und Justiz geraten. Die auf osteuropäische Immobilien fokussierte MEL hatte in großem Umfang eigene Aktien zurückgekauft, um den Kurs der Papiere zu stützen. Sie hatte dies aber zunächst nicht öffentlich bekanntgemacht. Die Staatsanwaltschaft wirft Meinl deshalb Anlagebetrug vor. MEL firmiert heute unter dem Namen Atrium Real Estate und wird inzwischen von der Citigroup und der israelischen Gazit Globe kontrolliert.

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