Preis für Äpfel:Deutschlands Verbraucher werden veräppelt

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Egal welche Sorte, egal welche Jahreszeit: Äpfel, die lose im Supermarkt verkauft werden, kosten fast überall 1,99 Euro pro Kilogramm - und damit mehr als verpackte Ware.

Andreas Jalsovec

Es gab einmal eine Zeit, da konnte man Äpfel nur dann kaufen, wenn sie geerntet wurden. Heute ist das anders: Egal ob Herbst, Winter oder Sommer - der Deutschen liebstes Obst ist im Supermarkt immer zu haben, in unterschiedlichsten Sorten. Allerdings längst nicht immer zu unterschiedlichen Preisen. Im Gegenteil: Wer seine Äpfel in der Obstabteilung eines Supermarktes lose aus der Kiste in die Tüte packt, zahlt für ein Kilo meist 1,99 Euro - egal, welche Sorte, egal welche Jahreszeit, sogar egal, bei welchem Supermarkt man einkauft.

Viele Äpfel, aber nur eine Preistaste. Das soll den Einkauf im Supermarkt so einfach wie möglich machen, heißt es im Handel. (Foto: Gero Breloer/dpa)

Auf dieses "merkwürdige Einheitspreissystem" ist die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen jetzt bei Testkäufen in fünf großen Supermarktketten gestoßen: Real, Netto, Rewe, Kaufland oder Kaiser's - "fast stets kostet ein eigenhändig in den Beutel gepackter Apfel 1,99 Euro", so die Tester. Dabei sei es auch unerheblich, ob der Apfel von weit her komme oder aus der Region.

Beispiel Real: Der heimische Elstar, ein Granny Smith aus Italien oder die Pink Lady aus Frankreich - alle kosten sie 1,99 Euro. Auch bei Kaufland: zehn Sorten, ein Preis. Dabei seien letzten Herbst die Ernten in Deutschland gut gewesen, die Erzeugerpreise niedrig, sagt Georg Tryba, Marktexperte bei der Verbraucherzentrale. "Die Supermarktkunden sehen davon bei lose verkauften Äpfeln aber nichts."

Vor allem in Süddeutschland habe es eine "Rekordernte" gegeben, bestätigt Hans Knöpfler, Geschäftsführer der Vertriebsgesellschaft Bodensee-Obst. "Entsprechend ist die Rohware billiger als im Vorjahr." Und natürlich seien die Erzeugerpreise für unterschiedliche Sorten auch unterschiedlich hoch: Ein aufwendig gezogener Elstar etwa kostet mehr als ein Jonagold.

Diese Unterschiede spüren die Kunden auch - solange sie ihre Äpfel woanders als an der Obsttheke im Supermarkt erstehen. "Auf Wochenmärkten etwa gibt es eine ganz andere Apfelwelt", sagt Verbraucherschützer Tryba. Selbst im Supermarkt lassen sich Preisunterschiede finden - allerdings nur, wenn die Äpfel vorgepackt sind.

Da liegt auch die Lösung zum Einheitspreis-Rätsel: Um es den Kunden so einfach wie möglich zu machen, gebe es bei loser Ware nur eine Preistaste für alle Äpfel, heißt es etwa bei Real. So können die Kunden verschiedene Sorten in einen Beutel packen. Kuriose Folge: Ein Kilo vorgepackte Äpfel kostet teils ein Viertel weniger, als die gleiche Sorte lose. Zahlt der Verbraucher bei losen Äpfeln also drauf? "Das könnte man vermuten", meint Georg Tryba. Sein Rat: "Beim Kauf auch einmal woanders als im Supermarkt schauen. Da ist es oft billiger."

© SZ vom 09.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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