Nutzfahrzeuge:MAN will sich nicht beirren lassen

Ein zweites Mal will sich das deutsche Unternehmen von seinen Übernahmeplänen für den Konkurrenten Scania nicht abbringen lassen.

Auf die Ablehnung der milliardenschweren Offerte aus seiner schwedischen Heimat reagierte MAN-Chef Hakan Samuelsson am Montag betont gelassen. "Wir glauben, das ist ein gutes Angebot", sagte der 55-Jährige bei einer Pressekonferenz in Stockholm, man werde weiter im Gespräch bleiben mit den Scania-Aktionären.

Branchenbeobachter halten es nun zwar für möglich, dass MAN die Offerte noch einmal nachbessern muss, fürchten aber noch keine langwierige und Kräfte zehrende Übernahmeschlacht.

Noch freundlich

Keiner der Beteiligten werte das Angebot bisher offenbar als "feindlich". Nun gehe es wohl vor allem darum, den Preis noch ein wenig in die Höhe zu treiben, sagt Nutzfahrzeug-Expertin Jutta Rosenbaum von der Commerzbank. Sie warnt aber davor, den Bogen dabei zu überspannen: Bereits jetzt sei das schwedische Unternehmen außerordentlich hoch bewertet und das Angebot von MAN über rund 9,6 Milliarden damit "mindestens fair".

Ähnlich äußert sich Björn Rosentreter von Independent Research. Mit zu viel Widerstand würden sich die Anteilseigner vor allem selbst schaden, glauben die Experten: Sollte das MAN-Angebot scheitern, würde vor allem die Aktie des schwedischen Unternehmens unter Druck geraten.

Schon einmal hatte sich der deutsche Industrie-Konzern, damals noch unter Samuelssons Vorgänger Rudolf Rupprecht, eine Abfuhr bei Scania geholt.

Auf Spekulationen um ein Interesse aus Deutschland reagierte der eigenwillige Scania-Chef Leif Östling im Jahr 2003 kühl: "Eine Fusion bringt immer gewaltige interne Kämpfe mit sich, besonders dann, wenn sich Bereiche überschneiden wie bei MAN und Scania", sagte er damals in einem Interview. Rupprecht steckte daraufhin zurück, eine Zusammenarbeit lasse sich nicht ohne Zustimmung des Managements machen, erklärte der frühere Vorstandschef.

Von Samuelsson erwarten Branchenkenner nun mehr Entschlossenheit. Dem Schweden kommt dabei nicht nur die genaue Kenntnis seines ehemaligen Arbeitgebers Scania zugute, sondern auch die mittlerweile deutlich gefestigte Position im Nutzfahrzeuggeschäft.

Gestärkt durch den Lastwagen-Boom und eine gute Profitabilität sei nun grundsätzlich ein guter Zeitpunkt für die Offerte gekommen, sagt Rosenbaum.

Guter Zeitpunkt

Auch die von Samuelsson beschworene industrielle Logik leuchte ein: "Langfristig wären die beiden Unternehmen zusammen besser aufgestellt." Mit größerem Widerstand der Arbeitnehmer muss MAN unterdessen nicht rechnen. Ein Zusammengehen mit Scania könne durchaus zur Stärkung der Weltmarktpräsenz beitragen, sagt Harald Flassbeck, der für die IG Metall im Aufsichtsrat der MAN Nutzfahrzeuge AG sitzt.

Voraussetzung sei allerdings, dass Samuelsson die Marken wie angekündigt bestehen lasse und an der zugesicherten Standortsicherung festhalte. Den Gegenwind aus Schweden sieht Flassbeck nun zunächst einmal als übliches Ritual im Rahmen des Übernahmepokers, alles Weitere müssten jetzt die anstehenden Verhandlungen mit den Anteilseignern bringen.

Vorsorglich warnte der Gewerkschafter aber schon einmal davor, mögliche Mehrbelastungen durch eine Aufbesserung der Offerte zu Lasten der Beschäftigten gehen zu lassen.

Mit Blick auf die geplante Kreditfinanzierung eines Teils des Kaufpreises für Scania erklärte Flassbeck: "Wir würden es nicht hinnehmen, wenn man versuchen würde, Zinsbelastungen als Sonderopfer den Arbeitnehmern aufzudrücken."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: