Null-Prozent-Finanzierung:Null heißt nicht nichts

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Ein Flachbildfernseher als Weihnachtsgeschenk? Angeblich kostenlose Kredite sollen die Anschaffung erleichtern - können sich aber als echte Verbraucherfallen entpuppen.

Angelika Slavik

So ein Flachbildfernseher ist eine feine Sache. Mal abgesehen vom Preis. Damit trotz Wirtschaftskrise bald möglichst viele davon auf Deutschlands Gabentischen stehen, locken die Einzelhändler in diesen Tagen mit besonders günstigen Finanzierungsangeboten:

Ein Fernsehkauf kurz vor Weihnachten ist verlockend. Große Handelsketten werben mit angeblich kostenlosen Finanzierungen - nicht selten verbergen sich Verbraucherfallen dahinter. (Foto: Foto: dpa)

Einige bieten die Möglichkeit, heute zu kaufen, aber erst im kommenden Jahr zahlen zu müssen. Andere bieten Teilzahlungsmodelle an - vermeintlich ohne zusätzliche Kosten. "Null-Prozent-Finanzierung" steht dann in großen, bunten Buchstaben auf den Reklamezetteln.

Kann jeder solche Finanzierungsangebote in Anspruch nehmen?

Nein. Konsumenten, die in Raten bezahlen, schließen ihre Verträge in der Regel nicht mit dem Einzelhandelsunternehmen selbst ab, sondern mit einer kooperierenden Bank.

Genau wie bei einem normalen Kredit entscheidet auch hier die Bonität des Antragstellers - wer seine Zahlungspflichten also schon allzu oft vernachlässigt hat, wird voraussichtlich keine Finanzierungszusage bekommen.

Gleiches gilt für Angebote, erst drei oder sechs Monate nach dem Kauf die Rechnung bezahlen zu müssen. Verbraucherorganisationen sehen solche Modelle zudem grundsätzlich kritisch. Sie fürchten, dass sie die Menschen dazu verleiten könnten, Anschaffungen zu tätigen, die sie sich eigentlich nicht leisten können.

Die Angebote würden außerdem dazu führen, dass viele Menschen vergäßen, die Preise verschiedener Anbieter zu vergleichen - weil die einzelnen Teilbeträge ja ohnehin so niedrig erscheinen.

Sind Null-Prozent-Finanzierungen wirklich kostenlos?

In manchen Fällen schon. Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Angeboten, die versteckte Kosten enthalten.

So kassieren die Anbieter zum Beispiel über Bearbeitungsgebühren ab, die der Händler verlangt, oder über Kosten, die das kreditgebende Institut berechnet.

"Da kann die vermeintlich zinsfreie Finanzierung dann plötzlich fünf Prozent kosten", warnt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Lohnt sich der Abschluss einer Kreditausfallversicherung?

Viele Einzelhändler bieten mit dem Ratenvertrag auch eine Kreditausfallversicherung an (teils auch Restschuldversicherung genannt).

Diese soll die Zahlungen übernehmen, wenn der Kreditnehmer unerwartet seinen Arbeitsplatz verliert, arbeitsunfähig wird oder stirbt. In den meisten Fällen sei so eine Absicherung aber verzichtbar, sagt Tryba - zumal die Kosten enorm seien:

Im schlechtesten Fall könne eine "Null-Prozent-Finanzierung" mit Gebühren und Versicherung zehn Prozent oder mehr kosten. Kunden sollten daher immer den Effektivzins der Angebote vergleichen und auf teure Versicherungen verzichten.

Was passiert, wenn die Raten nicht rechtzeitig bezahlt werden?

Dass die finanzierende Bank den auf Pump gekauften Fernseher auf die Schnelle wieder abholen lässt, müssen säumige Kunden eher nicht befürchten.

Wer aber die fälligen Teilbeträge nicht rechtzeitig bezahlt, wird schriftlich gemahnt. Dafür werden Gebühren fällig, die die Kreditkosten weiter in die Höhe treiben, warnen Verbraucherschützer. Bleiben die Zahlungen langfristig aus, droht Ärger mit einem Inkassobüro.

Wie kann man Kosten sparen?

Wenn ein Händler Finanzierungsmöglichkeiten für Kunden anbietet, die gerade nicht flüssig sind, bedeutet das für ihn in jedem Fall zusätzliche Kosten.

Wer hingegen bereit ist, sofort und bar zu bezahlen, kann, vor allem bei größeren Anschaffungen, damit rechnen, einen Nachlass zu bekommen. Im Vergleich zur Ratenfinanzierung spart Barzahlung also Geld - und Nerven sowieso.

© SZ vom 15.12.2009/cmue - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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