Neues System für Überweisungen:Angst vor dem Sepa-Zahlenchaos

Einführung der neuen Iban-Kontonummer

Die Iban soll den internationalen Zahlungsverkehr vereinfachen.

(Foto: dpa)

Lange Zahlen, viel Verwirrung: Die EU fürchtet, dass viele Firmen nicht für die neuen Kontonummern gerüstet sind und verschiebt deren Einführung. Die wichtigsten Fragen und Antworten für Bankkunden.

Von Andrea Rexer, Frankfurt

Kurz vor knapp will die EU-Kommission den Start der neuen europäischen Kontonummern verschieben. Das hat der zuständige EU-Kommissar Michel Barnier erklärt. Eigentlich sollten Unternehmen und Vereine schon vom 1. Februar an mit den neuen Nummern hantieren, jetzt bekommen sie möglicherweise sechs Monate länger Zeit für die Umstellung. Barnier hatte Sorge, dass es zum Chaos kommen könnte, weil aus seiner Sicht viele Firmen und Vereine noch nicht ausreichend vorbereitet sind. Die SZ erklärt, was Verbraucher dazu wissen sollten.

Was verbirgt sich hinter Sepa und Iban?

Das Kürzel Sepa steht für Single Euro Payments Area, übersetzt: einheitlicher Zahlungsraum für Transaktionen in Euro. Sepa besteht aus 33 Staaten: Dazu gehören die 28 EU-Staaten sowie Island, Liechtenstein, Norwegen, die Schweiz und Monaco. In diesen Ländern sollen Überweisungen, Lastschriften und Kartenzahlungen standardisiert und gleich abgewickelt werden, egal ob sie ins In- oder Ausland gehen. Ziel ist eine Vereinfachung des grenzüberschreitenden Zahlungsverkehrs. Dazu werden neue Kontonummern eingeführt, die sogenannten Iban-Nummern. Sie haben in Deutschland 22 Stellen, sie bestehen aus einer Kennziffer, einem Ländercode, der Kontonummer und der Bankleitzahl.

Ist es sicher, dass der Start auf August verschoben wird?

Nein, zur Verlängerung der Frist kommt es, wenn die EU-Staaten und das Europaparlament zustimmen. Eine endgültige Entscheidung steht also noch aus.

Trifft die Umstellung auch Verbraucher?

Nur teilweise. Denn im ersten Schritt sollen nur Unternehmen und Vereine die nationalen Kontonummern und Bankleitzahlen aufgeben und auf das einheitliche System umstellen. Privatkunden wurde eine Frist bis 2016 eingeräumt, um sich an die neuen Nummern zu gewöhnen.

Wie müssen Privatkunden reagieren?

In der ersten Phase der Umstellung müssen Kunden nichts weiter tun, als Daten zu überprüfen. Denn die Unternehmen sind dazu verpflichtet, Kunden über die neuen Zahlungsmodalitäten zu informieren. Das kommt zum Beispiel dann vor, wenn ein Kunde einen Lastschriftauftrag erteilt hat - etwa für den monatlichen Beitrag im Fitnessstudio . Dann sollten die Kunden überprüfen, ob ihre Daten richtig erfasst sind.

Wo finde ich meine Iban-Nummer?

Wer im vergangenen halben Jahr eine neue Karte für den Geldautomaten bekommen hat, wird auf der Rückseite die Iban-Nummer finden. Kunden mit älteren Karten können bei ihren Banken nachfragen, oder im Online-Portal ihrer Bank nachsehen. Zudem gibt es kostenlose Iban-Konverter im Internet, mit denen man die bisherige Kontonummer und Bankleitzahl in das neue Format umrechnen kann.

Wie steht es um die Sicherheit?

In der Phase der Umstellung warnen Banken vor Betrügern. Diese könnten versuchen mit dem Vorwand der Sepa-Umstellung Daten bei Kunden abzufragen. Deswegen raten die Banken ihren Kunden ab, irgendwelche Informationen preiszugeben. Denn das ist derzeit nicht erforderlich.

Was ändert sich für Unternehmen?

Sie haben nun unter Umständen länger Zeit für die Umstellung. Unternehmen müssen ihre Computersysteme auf Sepa umstellen und die Bankverbindungen ihrer Kunden erfassen. Zudem müssen sie sich bei der Bundesbank eine sogenannte Gläubiger-ID besorgen, eine Nummer, mit der sie als Gläubiger im Zahlungsverkehr eindeutig identifiziert werden können. Für neue Einzugsermächtigungen müssen sie sich dann auch entsprechende neue Sepa-Mandate ausstellen lassen.

Welche Vorteile hat das neue System?

Überweisungen sollen schneller und billiger werden. Künftig soll eine Überweisung ins europäische Ausland nur noch einen Bankgeschäftstag dauern, derzeit dauert es bis zu einer Woche. Zudem sollen Auslandsüberweisungen künftig nicht mehr teurer sein als Geldtransfers im Inland. Sepa-Überweisungen sind allerdings nur in Euro möglich. Bei anderen Währungen muss der Bankkunde eine Auslandsüberweisung vornehmen.

Ist die Verschiebung notwendig?

Die EU-Kommission fürchtet, dass es zu Zahlungsausfällen kommen könnte, wenn die Unternehmen nicht rechtzeitig umstellen. Die Zentralbanken halten jedoch wenig von der Verzögerung. Sie glauben, dass die Umstellung fristgerecht möglich gewesen wäre. Auch der Präsident der Europäischen Zentralbank ließ durchblicken, dass er von der Verzögerung nicht begeistert ist: "Wir möchten, dass die Sepa-Umstellung schnell abgeschlossen wird. Wir glauben, dass vor allem die Verbraucher davon profitieren würden", sagte Mario Draghi am Donnerstag in Frankfurt.

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