Neuer Chef der Hypo Real Estate:Retter aus gutem Hause

Zwei Banker, zwei Welten: Während Georg Funke eher ein Eigenbrötler war, verfügt sein Nachfolger Axel Wieandt über ein dichtes Netzwerk. Das wird er als HRE-Chef dringend brauchen.

Thomas Fromm

Selbst für Kenner der Finanzszene kam die Ernennung von Axel Wieandt zum neuen Chef der Hypo Real Estate am Dienstag überraschend. Der Leiter der Konzernentwicklung der Deutschen Bank hat noch nie eine Bank geleitet. Der im Dax notierte Hypothekenfinanzierer ist sein erster Fall. Außerdem gelten seine Erfahrungen auf dem Immobilienmarkt als überschaubar - auch das gilt als Handicap.

Neuer Chef der Hypo Real Estate: Axel Wieandt, derzeit noch in Diensten der Deutschen Bank, soll neuer Chef der Hypo Real Estate werden.

Axel Wieandt, derzeit noch in Diensten der Deutschen Bank, soll neuer Chef der Hypo Real Estate werden.

(Foto: Foto: dpa)

Sein Vorgänger Georg Funke hatte beides - langjährige Führungserfahrung und die Fachkenntnisse. Allerdings fehlte ihm am Schluss das, worüber der 41-jährige Wieandt reichlich verfügt: Vertrauen und beste Kontakte bis tief in die deutsche Bankenlandschaft hinein.

Als Leiter der Konzernstrategie der Deutschen Bank ist der Ex-McKinsey-Mann einer der engsten Berater von Josef Ackermann. Zur Deutschen Bank kam er nach einer Morgan-Stanley-Station in London; im Jahre 2000 stieg er zum jüngsten Bereichsvorstand bei dem Frankfurter Institut auf. Hier war er unter anderem bei der Übernahme der US-Bank Bankers Trust mit dabei und für die Entflechtung des komplexen Beteiligungsnetzes der Bank zuständig.

Zufälle ausgeschlossen

Buderus, Continental, Münchner Rück, Heidelberger Zement - Wieandt und sein Team verkauften Deutsche-Bank-Beteiligungen in Milliardenhöhe. Gemeinsam mit Privatkundenvorstand Rainer Neske soll Wieandt zuletzt für die Bank den Postbank-Deal maßgeblich vorangetrieben haben.

Seitdem gilt der promovierte Diplom-Kaufmann als eines der größten Nachwuchstalente, die die Deutsche Bank in ihren Reihen hat. Beinahe unentbehrlich, sagen einige. Dass die Deutsche Bank nun dennoch einen ihrer wichtigsten Spitzenmanager in den taumelnden Münchner Finanzkonzern schickt, zeigt vor allem eines: Das Banken-Konsortium, das in den vergangenen Tagen das milliardenschwere Rettungspaket für die Hypo Real Estate geschnürt hat, will jetzt nichts mehr dem Zufall überlassen. Wieandt wird also Konzernchef, Krisenmanager und enger Ansprechpartner für Wirtschaft und Politik in einem sein müssen.

Was Funke und seinen Nachfolger vor allem unterscheidet: Der scheidende Hypo-Real-Estate-Chef galt in der Szene als sehr angelsächsisch geprägt; was ihm vor allem fehlte, heißt es, seien Beziehungen in die deutsche Finanzwelt und die Berliner Politik gewesen.

Der Dynastie-Spross

Ganz anders Wieandt. Er stammt aus einer angesehenen Banker-Familie und hat die Gepflogenheiten der Branche von der Pike auf gelernt. Sein Vater Paul Wieandt, der im vergangenen Jahr starb, war unter anderem Chef der BfG und Sanierer der Schmidt-Bank. Wieandts Schwester Dorothee Blessing ist Managing Director bei Goldman Sachs, Commerzbank-Chef Martin Blessing ist sein Schwager. Bruder Carl war lange Jahre im Investment Banking tätig und ist inzwischen Partner bei der Unternehmensberatung McKinsey & Company.

Wenn Wieandt vor allem eines auszeichnet, sagen Kenner, dann sei dies sein Zugang zu sämtlichen Topadressen der deutschen Wirtschaft. Genau dies wird er bei der angeschlagenen Hypo Real Estate brauchen können: Der Konzern taumelt am Abgrund.

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