Neue Milliarden-Belastung entdeckt:Weitere Verluste bei der BayernLB

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"Es könnte aber mehr sein": Die bayerische Landesbank rechnet nach SZ-Informationen mit weiteren Belastungen und steht damit nicht alleine da: Auch bei anderen Landesbanken wurden zusätzliche Risiken entdeckt.

Thomas Fromm

Die Probleme der BayernLB wegen der internationalen Kreditkrise haben sich zu Jahresbeginn weiter ausgeweitet. So seien im Januar und Februar weitere Wertkorrekturen von rund einer Milliarde Euro aufgelaufen, heißt es in Münchner Finanzkreisen. Bislang hatte die Bank ihre Belastungen aus der Kreditkrise per 31. 12. 2007 mit 1,9 Milliarden Euro beziffert.

(Foto: Foto: Getty)

"Die Marktwerte einzelner Investments haben sich in den ersten beiden Monaten des Jahres markant verschlechtert", heißt es aus Münchner Branchenkreisen. "Es könnte am Ende auf Belastungen von weniger als einer Milliarde Euro hinauslaufen, es könnten aber auch noch mehr sein", sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person der Süddeutschen Zeitung.

Ein Sprecher der BayernLB wollte die jüngsten Berichte nicht kommentieren und verwies auf den 3. April. Dann will die Landesbank in München ihren Jahresabschluss für 2007 vorstellen und gleichzeitig vorläufige Zahlen für das erste Quartal präsentieren. Allerdings werde man erst im Mai abschließende Zahlen für das erste Quartal vorlegen können.

Andere Landesbanken mit gleichen Problemen

Bereits Anfang März hatte der neue BayernLB-Chef Michael Kemmer in einem Mitarbeiterbrief ein schwieriges Jahr in Aussicht gestellt und den Markt damit auf weitere schlechte Nachrichten seines Hauses vorbereitet. Die neuen Belastungen bergen auch politischen Sprengstoff für den bayerischen Finanzminister Erwin Huber (CSU).

Er war wegen der Kommunikationspolitik des Hauses vor einigen Wochen schwer ins Kreuzfeuer der Kritik geraten und kündigte an, die BayernLB werde statt einmal im Jahr künftig quartalsweise über die aktuelle Geschäftsentwicklung berichten.

Mit ihren Problemen steht die BayernLB nicht allein da: Erst in der vergangenen Woche hatte Hypo-Vereinsbank-Chef Wolfgang Sprißler eine negative Bilanz der ersten zwei Jahresmonate gezogen. Gleichzeitig kämpfen auch andere Landesbanken mit den Folgen der Kreditkrise: Wie der Spiegel berichtete, seien bei der WestLB zusätzliche Risiken von bis zu 800 Millionen Euro entdeckt worden; bei der HSH Nordbank seien zu den bereits bekannten Belastungen von 600 Millionen Euro in den ersten Wochen des Jahres weitere 500 Millionen Euro hinzugekommen.

Risikogeschäfte gestoppt

Die BayernLB hält nach eigenen Angaben zurzeit strukturierte Wertpapiere (ABS) im Wert von 32 Milliarden Euro, rund vier Milliarden davon betreffen das sogenannte Subprime-Segment, also Verbriefungen von Immobilienkrediten an Schuldner zweitklassiger Bonität.

Mit dem Ausbruch der Finanzkrise ist dieser Markt weitgehend zusammengebrochen; Preise lassen sich kaum noch ermitteln. Die BayernLB hat bereits seit Juli 2007 keine neuen ABS-Geschäften abgeschlossen und sucht nun nach lukrativen Wachstumsmglichkeiten außerhalb riskanter Anlagegeschäfte.

Mit den weiterhin steigenden Belastungen wächst daher der Druck auf die Bank, ihr Geschäftsmodell zügig zu überarbeiten und ihren Fokus noch stärker auf regionale Aktivitäten zu legen. Gleichzeitig schwinden die Chancen auf baldige Fusionsgespräche mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).

Das Stuttgarter Institut hatte in der vergangenen Woche selbst Belastungen von 1,1 Milliarden Euro aus der US-Hypothekenkrise einräumen müssen. Bereits Anfang März hatte der Verwaltungsrat der BayernLB zudem erklärt, erst dann über strategische Weichenstellungen zu entscheiden, wenn die Auswirkungen der Finanzkrise endgültig absehbar seien.

Dies aber ist nach den jüngsten Wertkorrekturen wohl noch längst nicht der Fall. "Eine Bank löst ihre Probleme nicht, indem sie mit einer anderen Bank zusammengeht, die ebenfalls ein Problem hat", heißt es dazu in München.

Stattdessen will die Landesbank ihre gemeinsamen Aktivitäten mit den bayerischen Sparkassen ausbauen und auf das Geschäft mit dem Mittelstand setzen - und sich damit auf die ursprünglichen Aufgaben einer Landesbank rückbesinnen. Gleichzeitig will sich die BayernLB noch stärker als bisher als deutsche Bank für Ost- und Südosteuropa definieren, wo sie mit ihren Töchtern Hypo Alpe Adria und MKB Bank vertreten ist. "Die BayernLB ist hier eine starke Marke und ein wichtiger Türöffner für Unternehmen", sagt ein führender Manager des Instituts.

© SZ vom 17. März 2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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