Neue Heizung:Kraftwerk im Keller

Pellets, KWK-Anlagen, Wärmepumpen: Bei der Heizungsmodernisierung gibt es mehr als eine Möglichkeit.

Von Ralph Diermann

Auch wenn die Preise für Heizöl, Erdgas und Fernwärme in den vergangenen Monaten nachgegeben haben: "Das Heizen bleibt teuer" heißt es im "Heizspiegel 2009", der kürzlich vom Deutschen Mieterbund und der Energiesparinitiative CO2-Online vorgestellt wurde. Im vergangenen Jahr gaben die Bundesbürger im Durchschnitt 17 Prozent mehr für Heizwärme aus als im Vorjahr.

Neue Heizung: Stäbchen aus gepressten Sägespänen helfen, die Heizkosten zu reduzieren. Das Motiv zeigt den Material-Einschub eines Pelletkessels. Dank moderner Technologie können Pellets heute optimal dosiert werden.

Stäbchen aus gepressten Sägespänen helfen, die Heizkosten zu reduzieren. Das Motiv zeigt den Material-Einschub eines Pelletkessels. Dank moderner Technologie können Pellets heute optimal dosiert werden.

(Foto: Foto: ddp)

Ein guter Grund, sich Gedanken über eine Modernisierung der Heizung Gedanken zu machen, ist doch nach Einschätzung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft jeder vierte Öl- und jeder fünfte Gaskessel hierzulande älter als 20 Jahre. Anlagen mit moderner Technik, die nicht nur die Wärme des Feuers im Kessel, sondern auch die der Abgase nutzen, verwandeln bis zu 97 Prozent der eingesetzten Energie in Heizwärme; bei konventionellen Kesseln beträgt der Wert nur maximal 70 Prozent. Nach Berechnungen der Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft VDZ hat sich die Investition in einen Brennwertkessel binnen sechs Jahren amortisiert.

Kraftwerk zum Mieten

Die Brennwerttechnik gilt als ausgereift - mehr Effizienz geht nicht. Der Heizungsspezialist Vaillant sieht deshalb einen nächsten Schritt darin, im Keller nicht nur Heizwärme, sondern auch Strom zu produzieren. Dazu wird das Unternehmen zusammen mit Honda von November an Einfamilienhäuser in ganz Deutschland mit gasbefeuerten Mini-Heizkraftwerken ausstatten.

Auch der Ökostromanbieter Lichtblick hat eine Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage konzipiert. Diese KWK-Anlagen sind allerdings auf den Wärmebedarf von Mehrfamilienhäusern ausgelegt. Herzstück der Anlage ist ein Zwei-Liter-Erdgasmotor von Volkswagen, der auch die VW-Modelle Caddy und Touran antreibt. So ungewöhnlich wie die Technologie ist das Betriebsmodell: Die Kunden investieren 5000 Euro in die Installation und zahlen einen Grundpreis von monatlich 20 Euro für Wartung, Reparatur und Versicherung. Das Kraftwerk bleibt im Besitz von Lichtblick. Der Kunde bezahlt zudem die tatsächlich verbrauchte Wärme - 5,79 Cent pro Kilowattstunde. Im Gegenzug erhält er für jede ins Netz eingespeiste Kilowattstunde Strom 0,5 Cent sowie fünf Euro im Monat als Miete für den Platz im Keller.

Auf dem Holzweg

Doch auch mit solch hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung bleiben die Hausbesitzer von der Preisentwicklung auf den Öl- und Gasmärkten abhängig. Wer sich hier von langfristig steigenden Preisen abkoppeln will, setzt auf einen Brennstoff, den schon die Vorfahren des Menschen vor 400.000 Jahren nutzten: Holz. Während Erdgas zuletzt mit circa sieben Cent pro Kilowattstunde und Heizöl mit fünf Cent zu Buche schlugen, kostete die gleiche Menge an Energie aus Holzpellets nur etwas mehr als vier Cent.

Da die Pellethersteller ihre Produktionskapazitäten zur Zeit stark erweitern, dürften die Preise für die Stäbchen aus gepressten Sägespänen vergleichsweise niedrig bleiben. Allerdings sind die Investitionskosten für eine Pelletheizung etwa doppelt so hoch wie bei einem öl- oder gasbefeuerten Brennwertkessel.

Gesetzestreu

Holzheizungen sind komfortabler geworden: Automatische Dosiersysteme stellen sicher, dass dem Kessel stets die optimale Menge an Pellets zugeführt wird. Mithilfe moderner Technologie hat sich die Aschemenge mit fünf Gramm pro Kilogramm Holz deutlich reduziert.

Wer einen Neubau plant, erfüllt mit einer holzbefeuerten Heizung zugleich die Anforderungen des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes (EEWärmeG), das seit Jahresbeginn gilt. Das Gesetz schreibt vor, dass Bauherren einen Teil der Heizenergie aus regenerativen Energieträgern gewinnen müssen. Dies kann zum Beispiel durch eine Solarthermieanlage geschehen, die mit Sonnenenergie Warmwasser bereitet oder die konventionelle Öl- oder Gasheizung unterstützt.

Eine Alternative dazu sind Wärmepumpen, die die Wärme aus der Luft, dem Grundwasser oder dem Erdreich für das Beheizen nutzen. Moderne Systeme können bis zu 80 Prozent des Heizwärmebedarfs eines Neubaus abdecken, kosten allerdings mindestens 20.000 Euro.

Hand an Bestehendes anlegen

Doch nicht immer muss es eine neue Heizung sein, um Energie zu sparen - mitunter reicht es schon aus, den Brenner neu einzustellen, die Thermostate an den Heizkörpern zu erneuern oder effizientere Heizungspumpen einzubauen. Dazu bieten Fachhandwerker eine standardisierte Heizungskontrolle an, bei der sie die gesamte Heizungsanlage - vom Kessel bis zu den Regelungseinrichtungen der Heizkörper - unter die Lupe nehmen.

Professor Boris Kruppa vom Fachbereich Energie- und Wärmetechnik der Fachhochschule Gießen hat mehr als 500 solcher Heizungschecks ausgewertet. Sein Ergebnis: "Nur zehn Prozent der untersuchten Anlagen arbeiten in puncto Effizienz einwandfrei. Ein großer Teil der Anlagen, nämlich 50 Prozent, können durch Maßnahmen verbessert werden, die mit nur geringen Investitionen verbunden sind." Bei jeder vierten Anlage, glaubt Kruppa, hilft allerdings nur eine Komplettsanierung.

Information: Zahlreiche Fakten zu allen Fragen des energieeffizienten Bauens und Sanierens, zu Fördermöglichkeiten und Gesetzesvorgaben bietet das unabhängige Informationsportal www.enbausa.de. Die Plattform richtet sich an Bauherren genauso wie an Planer und Handwerker. Auch die Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft VdZ bietet auf ihrer Website www.intelligent-heizen.net detaillierte Informationen rund um die Heizungsmodernisierung.

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