Nachwuchs:Kleine Kletterkünstler schützen

Vergitterte Backöfen und verschraubte Bücherregale: Wie man das Zuhause kindersicher macht.

Den Nachwuchs vor Verletzungen und Unfällen zu schützen, ist kein Kinderspiel. Auch daheim drohen Gefahren. Eine Million Kinder verunglücken jährlich so schwer zu Hause oder in der Freizeit, dass ärztliche Hilfe notwendig ist, warnt die Bundesarbeitsgemeinschaft ,,Mehr Sicherheit für Kinder'' in Bonn.

Nachwuchs: Verführung durch Kabel: Sogar, wenn der Kocher kein heißes Wasser enthielte, stellt er allein durch sein Gewicht eine Gefahrenquelle für das Kind dar.

Verführung durch Kabel: Sogar, wenn der Kocher kein heißes Wasser enthielte, stellt er allein durch sein Gewicht eine Gefahrenquelle für das Kind dar.

(Foto: Foto: dpa)

Erschreckend sei auch die Tatsache, dass von tödlich verlaufenden Unfällen besonders viele Kleinkinder betroffen seien.

Bei einem gezielten Kontrollgang durch die Wohnung könnten Eltern überprüfen, was für ihr Kind gefährlich sei, sagt Fachautorin Jutta Velte aus Remscheid. Außerdem können sie überlegen, welche teuren Gegenstände wie zum Beispiel die Stereoanlage sie schützen wollen, rät Velte, die ein Buch über Kinderräume geschrieben hat.

Ein Sicherheitscheck sollte ab und zu wiederholt werden, da bestimmte Schutzmaßnahmen für größere Kinder nicht mehr notwendig seien, andere dagegen erst später Bedeutung erhielten: "Irgendwann hören Kleinkinder beispielsweise auf, alles in den Mund zu nehmen." Dafür sei dann aber vielleicht die Zeit des Kletterns und der Stürze angebrochen.

Gefahrenquelle Kabel

Auch vor Verbrühungen und Verbrennungen können Kinder geschützt werden: "Schutzgitter am Herd verhindern, dass kleine Kinder sich an der Herdplatte oder am heißen Kochgeschirr verbrennen"', sagt Susanne Woelk von der Aktion ,,Das sichere Haus'' in Hamburg. Ein solches Gitter bewahre auch davor, dass Töpfe und Pfannen heruntergezogen werden.

Selbst herunterhängende Kabel können Krablern gefährlich werden. Denn die können versuchen, sich an Kabeln hochzuziehen und damit eventuell Geräte wie Wasserkocher mit heißem Wasser herunterreißen.

Kleine Kletterkünstler schützen

,,Um Vergiftungsunfällen vorzubeugen, sollten in der Küche Spül- und Putzmittel in abschließbaren Unterschränken aufbewahrt werden'', empfiehlt Martina Abel von der Bundesarbeitsgemeinschaft ,,Mehr Sicherheit für Kinder''. Auch Medikamente sollten unbedingt weggeschlossen werden.

Tödliche Gefahren können aber auch von Zigarettenresten in Aschenbechern drohen, falls Kinder die Stummel essen. Und Alkohol sollte nicht frei herumstehen.

"Da Kinder gern zündeln, müssen Streichhölzer und Feuerzeuge für sie unerreichbar gelagert werden"', rät Woelk. Stromunfälle lassen sich dagegen weitgehend vermeiden. "Steckdosen immer mit Kindersicherungen ausrüsten, sie lassen sich auch nachträglich einbauen", betont Woelk. Und der Sicherungskasten sollte einen Fehlerschutzschalter haben, der bei Gefahr die Sicherung herausfliegen lässt. Auch ein solcher Schalter könne nachträglich eingebaut werden.

Gefahr durch oben

"Kleinkinder müssen auch vor gefährlichen Stürzen bewahrt werden", betont Woelk. Deshalb sollten Eltern sie nie unbeaufsichtigt auf dem Wickeltisch liegen oder im Hochstuhl sitzen lassen. Die Treppe erhält zum Schutz von Krabbelkindern ein Sperrgitter.

Um Kletterpartien zu vermeiden, dürfen Möbel nicht direkt am Fenster stehen. Fenstersicherungen verhindern das Öffnen durch Kinder. Regale und Schränke unbedingt an den Wänden verschrauben, sonst können die Möbel bei Kletterpartien umfallen.

Kleine Kletterkünstler schützen

Etagenbetten sind wegen der Sturzgefahr nichts für Kleinkinder. "Erst ab sechs Jahren sollte ein Kind oben liegen", meint Doris Haselmann, die für die Stiftung Warentest ein Buch über Möbelkauf geschrieben hat. Kleinere Kinder könnten oft noch nicht gut genug klettern, um das Bett gefahrlos zu verlassen - vor allem im Dunkeln. Indes gibt es auch Stimmen, die generell vor Hochbetten warnen.

Im Garten können Teiche und Regentonnen für Kleinkinder zur tödlichen Gefahr werden. "Selbst in einer Pfütze mit einer Wassertiefe von wenigen Zentimetern kann ein sehr kleines Kind ertrinken, wenn die Wasserfläche dazu ausreicht, Mund und Nase zu bedecken"', warnt Woelk.

Da Kinder innerhalb kürzester Zeit auf diese Weise sterben könnten, sollten sie in der Nähe von Wasser niemals unbeaufsichtigt bleiben. "Seit dem Jahr 2000 sind 95 Kinder in Gartenteichen ertrunken'', erklärt Abel. Eltern mit Teich sollten als Schutz einen festen, soliden Zaun errichten, der den Weg zum Wasser versperrt. Als Alternative könne aus nicht rostendem Baustahl ein fest verankertes Sicherheitsgitter direkt über der Wasserfläche angebracht werden.

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