Klagen wegen Immobilienkrise:Amerika rüstet zum großen Schlag gegen die Banken

Drei Jahre nach der verheerenden Immobilienkrise rechnet Amerika mit den Banken ab: Eine US-Behörde verklagt gleich ein Dutzend von ihnen. Auch ein großes deutsches Institut bekommt wohl Ärger.

Milliarden hat die US-Regierung in der Immobilienkrise investiert, um kollabierende Finanzunternehmen zu retten. Jetzt will sie sich ihr Geld zurückholen. Die Behörden holen zum großen Schlag gegen die Banken aus, denen sie Mitschuld an dem Desaster vor drei Jahren geben.

Medienberichten zufolge verklagt die Aufsichtsbehörde FHFA (Federal Housing Finance Agency) ein Dutzend Großbanken wegen unlauterer Hypothekengeschäfte auf Schadenersatz in Milliardenhöhe. Wie die New York Times und das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Kreise berichten, ist neben der Bank of America, JP Morgan Chase und Goldman Sachs auch die Deutsche Bank betroffen.

Die FHFA wirft den Instituten vor, bei dem Verkauf von Hypotheken-Papieren auf dem Höhepunkt des Immobilienbooms in den USA falsche Angaben über die Kreditwürdigkeit der Schuldner gemacht zu haben.

Die Banken hätten die Hypotheken nicht wie gesetzlich vorgeschrieben geprüft. So entging ihnen, das viele der Hausbesitzer die Kredite gar nicht zurückzahlen konnten. Trotzdem sollen Deutsche Bank, Goldman und andere mit diesen wertlosen Hypotheken Wertpapiere abgesichert und weiterverkauft haben. Auch Fannie Mae und Freddie Mac investierten in diese Papiere. Die beiden Immobilienfinanzierer hatten unter anderem wegen solcher Geschäfte 30 Milliarden Dollar verloren, als die Immobilienblase platzte. Die US-Regierung rettete sie mit 141 Milliarden Dollar - Geld vom Steuerzahler. Seit der staatlichen Übernahme unterstehen Fannie und Freddie der Immobilienbehörde FHFA, die jetzt die Banken verklagt.

Es könnten noch deutlich mehr Banken und Hypotheken betroffen sein. 64 von ihnen zwang die FHFA per rechtlicher Anordnung, ihr Zugang zu den Dokumenten über die Hypotheken zu gewähren. Damals war nicht bekanntgeworden, um welche Unternehmen es sich handelte. Nach der Durchsicht der Papiere haben sich die Wächter nun zu den Klagen entschieden. Sie sollen in den nächsten Tagen vor Bundesgerichten eingereicht werden.

Drei Jahre nach ihrem Höhepunkt versuchen US-Behörden auf breiter Front, die Verantwortlichen der Krise zur Rechenschaft zu ziehen. Unter anderem zahlte JP Morgan im Juni 153 Milionen Dollar nach einer Klage der Börsenaufsicht SEC. Die Bank hatte Anlegern mit faulen Hypotheken gesicherte Wertpapiere verkauft - ohne sie zu informieren, das die ein Hedgefonds mitentworfen hatte, der gegen ebenjenes Papier wettete.

Im Juli hatte die FHFA bereits die Schweizer Großbank UBS auf 4,5 Milliarden Dollar Schadenersatz verklagt. Auch der Versicherer AIG will wegen der Hypothekenpapiere zehn Milliarden Dollar von der Bank of America. AIG musste wie Fannie Mae und Freddie Mac in der Immobilienkrise vom Staat gerettet werden - und gibt der Bank die Schuld für den Beinahe-Kollaps.

In einem anderen Verfahren wegen zweifelhafter Praktiken im Immobilienbereich hatte Goldman Sachs bereits am Mittwoch ein Zugeständnis an die Behörden gemacht. Zusammen mit zwei anderen Banken sagte Goldman zu, auf die Praxis des "Robo-Signing" zu verzichten. Vor einem Jahr war bekanntgeworden, dass manche Banken Dokumente wie am Fließband abzeichnen ließen, die ihnen Zwangspfändungen von Häusern ermöglichen. Einzelne Mitarbeiter unterschrieben wie Roboter monatlich Tausende dieser Papiere - ohne zu überprüfen, ob die Hausbesitzer wirklich ihre Hypotheken nicht abgezahlt hatten und deshalb aus ihren Häusern geworfen werden durften. Goldman verpflichtete sich nun, Einzelfälle genauer zu prüfen und Hypothekenraten zu senken. Obwohl Amerikas Hypothekenfirmen bereits im März zugesagt hatten, die Praxis nicht mehr anzuwenden, ist "Robo-Signing" nach einer Reuters-Recherche nach wie vor weitverbreitet.

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