Messgeräte:Gefährliche Feuchtgebiete

Messgeräte: Auch im Winter sollte regelmäßig gelüftet werden, damit sich an den Wänden kein Schimmel bildet.

Auch im Winter sollte regelmäßig gelüftet werden, damit sich an den Wänden kein Schimmel bildet.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Kampf gegen Schimmelpilze sind Hygrometer eine wertvolle Hilfe. Denn sie zeigen an, wann Lüften erforderlich ist. Gute Geräte müssen dabei nicht teuer sein.

Schimmel ist eklig - und doch lädt mancher den Pilz quasi ein, sich im Winter bei ihm zu Hause breitzumachen. Denn mit zu hoher Luftfeuchtigkeit im Zimmer bietet man den schwarzen Geflechten perfekte Wachstumsbedingungen. Dabei ist die Kontrolle der Luftfeuchtigkeit relativ einfach: Hygrometer sind kleine Geräte, die die Werte im Haus messen und überwachen. Der Bundesverband Schimmelpilzsanierung (BSS) in Düsseldorf hat einige Geräte ein Jahr lang getestet. Die Ergebnisse sind zum Teil eine Überraschung: Zu den Testsiegern gehören Geräte für unter zehn Euro. "Und selbst das schlechteste digitale Hygrometer aus dem Test ist für den Hausbereich immer noch gut genug", erklärt BSS-Vorsitzender Wolfgang Lorenz.

Zunächst unterzog der Verband acht digitale und fünf analoge Hygrometer in Baumarktqualität einem Praxistest. Außerdem war ein analoges Profigerät für den Laboreinsatz dabei. Die Geräte kosten zwischen etwa sechs und 125 Euro. Die Messwerte kontrollierten die Prüfer mit dem Rofimodell, das in einem Prüfinstitut kalibriert und ständig mit einem weiteren Gerät verglichen wurde. Nach der ersten Testreihe wurden von den besten und schlechtesten Geräten zwei weitere gekauft, um sicherzustellen, dass die ersten Ergebnisse kein Zufall waren.

Am besten schnitten die digitalen Modelle ab: Der Testsieger hatte lediglich eine Abweichung von maximal 0,4 Prozentpunkten bei der relativen Feuchte, das schlechteste Gerät von 4,4 Prozentpunkten. "Hier sind die Abweichungen so gering, dass sie irrelevant sind", erklärt Lorenz. Bei den analogen Geräten war das eine Profigerät im Test mit 2,9 Prozentpunkten Abweichung das beste. Die schlechtesten Modelle zeigten Unterschiede von bis zu 17 Prozent - "was ein Problem ist", betont der Sachverständige. Denn: Die Luftfeuchtigkeit im Haus sollte nach üblicher Expertenansicht zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Lorenz, der in Gebäuden Schimmelbefall untersucht, sagt sogar: "Ich empfehle immer, im Winter bei geringen Außentemperaturen weniger als 50 Prozent Luftfeuchte einzuhalten - 40 Prozent sind besser."

Abweichende Werte auf einem Hygrometer von 10 bis 17 Prozent machen also einen deutlichen Unterschied. Zumal die von draußen durchs Lüften ins Haus geholte frische Luft bei Außentemperaturen von unter 10 Grad noch etwa 30 bis 35 Prozent Luftfeuchtigkeit habe.

"Bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 45 und 60 Prozent fühlen wir Menschen uns wohler."

Das Schimmelproblem ist nicht nur ein Winterthema. Die Sporen von Schimmelpilzen befinden sich immer und überall in der Luft. Aber um wirklich gut wachsen zu können, brauchen sie Feuchtigkeit - jedoch nicht unbedingt kondensiertes Wasser in Tropfenform, erklärt Udo Schumacher-Ritz vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau (VQC) in Göttingen. Dem Schimmel reicht dauerhaft eine hohe Luftfeuchtigkeit von mehr als 80 Prozent, was sich bei geschlossenem Fenster im Winter leicht an den Wänden aufstaut.

Die Luftfeuchtigkeit ist nicht an jeder Stelle in einem Zimmer gleich hoch. "Wenn in der Raummitte 24 Grad und eine relative Luftfeuchte von 60 Prozent herrschen, dann sind das an den kalten Außenwänden des Zimmers 20 Grad und eine höhere Luftfeuchte", erklärt der Bausachverständige Schumacher-Ritz. Er rät dazu, Hygrometer in der Raummitte aufzustellen. "Hier hat man die beste Relevanz." Grund für die Unterschiede ist die Bewegung der Luft, wenn es im Freien kälter ist als im Gebäudeinneren - dafür braucht es nicht mal Minusgrade. Es reicht schon eine Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur von zehn Grad. Strömt dann die aufgeheizte Luft im Zimmer wie durch ein Sieb durch die Außenwand oder gar durch ein Wärmeleck ins Freie, setzt sie aufgrund des Temperaturgefälles ihre Feuchtigkeit in Wandnähe ab. Denn in der Kälte kann sie weniger Feuchtigkeit mit sich tragen. Wie stark die warme Luft durch die Wand entweichen kann, hängt vom Baustoff ab. Eine hohe Wärmeleitfähigkeit haben laut Schumacher-Ritz etwa Vollziegel, Beton oder Stahl.

Wird die aufgestaute Luftfeuchtigkeit an der Wand dann über längere Zeit nicht gut weggelüftet, kann Schimmel wachsen. Im Winter sehe man das vor allem gut an den oberen Zimmerecken, wo sich die Luft trotz Lüftens grundsätzlich eher staue, erklärt Schumacher-Ritz.

Panik muss man aber wegen leicht überschrittener Hygrometer-Werte nicht gleich haben: "Die Fachwelt geht davon aus, dass Schimmel zum Wachsen 80 Prozent Luftfeuchtigkeit über sechs Tage bei täglich sechs Stunden braucht." Wer jedoch dauerhaft zu wenig lüftet, riskiert den Schimmelbefall. Lorenz betont daher, dass Hygrometer grundsätzlich bei der Einschätzung helfen, wann das Lüften zwischendurch sinnvoll ist. Nach und nach entwickele man ein Gefühl dafür, wann man lüften müsse. Und man tue sich damit auch selbst etwas Gutes, sagt Schumacher-Ritz: "Bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 45 und 60 Prozent fühlen wir Menschen uns wohler."

Noch ein paar Expertentipps: Hygrometer nicht in die Sonne stellen. Am besten hat man ein Hygrometer pro Gebäudegeschoss, erklärt Udo Schumacher-Ritz vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau. Es sollte mittig im Raum stehen, etwa auf einer Kommode oder einem Regal. Die Deutsche Energie-Agentur (Dena) empfiehlt dabei, die Nähe zum Fenster, direktes Sonnenlicht sowie einen Standort über der Heizung zu vermeiden.

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