Lichter in der Stadt:Die Nacht da draußen, so hell

Licht: der ewige Balance-Akt zwischen Sicherheit, Ökologie und Ästhetik

Petra Steinberger

Man sieht sie sofort auf jenem berühmten Satellitenbild der Welt bei Nacht von der Nasa. Sie strahlen, unsere Städte, und ihre Lichter zeigen recht genau, wie reich und entwickelt ein Land gerade ist. Südkorea ist eine leuchtende Halbinsel. Nordkorea ist finster. Und Afrika ist sehr, sehr dunkel.

colosseum; ap

Eine Art von Beleuchtung, die seine Erbauer wohl eher nicht im Sinn hatten: das Colosseum zu Rom

(Foto: Foto: AP)

Die Lichter zeigen aber auch, wieviel Energie diese Städte brauchen - für ihre Straßen oder um die Schönheit ihrer historischen Gebäude zu betonen. Sie brauchen das Licht, um Sicherheit zu vermitteln, und manchmal auch, weil Menschen daran erinnert werden wollen, warum sie in der Stadt leben und nicht in einem einsamen Gebirgstal.

Aber zuviel Energie, klagen Ökologen und Ökonomen, werde da in Zeiten der globalen Erwärmung und der Ressourcenverteuerung verschleudert. Stadtlicht kostet, und muss das denn sein, die Festbeleuchtung kurz vor Morgengrauen, wenn wirklich keiner mehr draußen herumläuft? Straßenlampen ziehen Insekten an, die sich in das Licht stürzen oder so lange herumschwirren, bis sie an Erschöpfung sterben. Die Lichter der Stadt haben für manche Kritiker so überhand genommen, dass sie gar von ,,Lichtverschmutzung'' sprechen.

Licht ist nicht gleich Licht

Das künstliche Licht, das die Welt nachts draußen erleuchtet, muss anderen Ansprüchen genügen als Licht in Innenräumen. Und da reicht längst nicht eine Art von Licht. Eine verkehrssichere Tunnelbeleuchtung beispielsweise wird vom fahlen Licht einer Natriumdampf-Niederdrucklampe abgedeckt, deren Energieausbeute hoch, aber dessen Farbwiedergabe relativ gering ist: Man sieht also nicht, ob ein Auto rot ist oder gelb oder blau. Ist an einem solchen Ort aber auch egal.

Die Nacht da draußen, so hell

In Büros sind diese Lampen aber aus gutem Grund verboten, denn wer könnte noch arbeiten, wenn er die Gesichtsfarbe seines Gegenübers nicht mehr identifizieren kann. Für Insekten, sogar Vögel, die am meisten von blauviolettem Licht angezogen werden (mit üblen Folgen), wäre ein derart fahles Licht wiederum am sichersten.

Hauptverkehrsadern brauchen helleres Licht als Seitenstraßen, hier hat sich die Natriumdampf-Hochdrucklampe bewährt: weniger Lichtausbeute, dafür bessere Farbwiedergabe. Für die Innenstädte, die eine gewisse Behaglichkeit ausstrahlen sollen, greift man auf die guten alten Leuchtstofflampen zurück, Energiesparlampen also, deren Effizienz im Vergleich zu den Natriumdampflampen eher niedrig ist. Und eine grün-blau-graue Bronzestatue sollte mit einer anderen Lichtfarbe angestrahlt werden als ein rötlicher Steinbrunnen und wieder anders als eine moderne Glas-Stahl-Fassade.

München führt beim Energiesparen

So ist es kein Wunder, dass der Nachtwächter, der einst die höchst uneffizienten Gasleuchten entzündete, in den Städten von ganzen Fachbereichen ersetzt wurde. Allein in München mit seinen 120.000 Leuchten hat die Abteilung Straßenbeleuchtung und Verkehrsleittechnik an die 200 Angestellte, dazu kommen noch einmal 120 in der eigenen Werkstatt.

Weil umweltgerecht gedacht werden soll, wird die Schmuckbeleuchtung nach 24 Uhr abgeschaltet, die Straßenbeleuchtung um 30 Prozent reduziert, werden unzählige Vorschaltgeräte installiert. München ist führend beim Energiesparen - eine große Stadt kann sich die nötige manpower leisten. Aber in kleineren Gemeinden wird diese Aufgabe oft indirekt von den Energieversorgern übernommen. Und die wollen vor allem eins: Energie verkaufen.

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