Lernumgebung:Sich wohlfühlen

Genug Platz, Licht und angenehme Farben, reicht das, um Schülern das Lernen zu erleichtern? Professorin Stadler-Altmann erklärt, wie das ideale Klassenzimmer aussehen sollte. Und wie man die Räume noch nutzen könnte.

Interview von Simone Gröneweg

Wer sich im Klassenzimmer wohlfühlt, lernt besser. Worauf es dabei ankommt, erklärt Ulrike Stadler-Altmann, Professorin für Schulpädagogik an der Freien Universität Bozen.

SZ: Wie sieht das ideale Klassenzimmer aus?

Ulrike Stadler-Altmann: Es muss bestimmte Grundbedürfnisse erfüllen. Die Kinder sollten sich dort sicher und geborgen fühlen. Sie benötigen aber auch Platz genug, damit die Individualität jedes Einzelnen geschützt wird. Die Schüler dürfen nicht zu eng nebeneinander sitzen. Außerdem sollten sie den Raum mitgestalten können.

Mit eigenen Bildern an der Wand?

Ja, das gehört dazu. Leider ist das nicht in allen Schulen erlaubt. Dabei spielt die Gestaltung des Klassenraums eine wichtige Rolle. Wer sich in seiner Umgebung wohlfühlt, ist aufnahmefähiger. Dazu gibt es Untersuchungen mit interessanten Ergebnissen. So mögen Grundschüler etwa lieber Räume mit satten Farben, ältere Schüler hingegen bevorzugen blassere Töne.

Neue Techniken wie Smartboards mögen sicher alle Altersgruppen.

Solche Smartboards ersetzen tatsächlich in einigen Räumen die Tafeln, allerdings sind das für mich in erster Linie technische Spielereien, die gerade im Trend liegen. Sie bringen den Unterricht nur weiter, wenn die Lehrer sie richtig einsetzen. Um Formeln oder Sätze aufzuschreiben, reicht eine herkömmliche Tafel völlig aus.

Gibt es weitere Trends im Schulbau?

In den europäischen Ländern fällt mir besonders auf, dass viele Städte und Gemeinden die Schulhäuser stärker in die Umgebung integrieren. Das schafft man, indem man die Gebäude gezielt für außerschulische Veranstaltungen gebraucht.

Ist es sinnvoll, dass nachmittags andere die Klassenzimmer nutzen?

Die Räume bleiben Klassenzimmer und dürfen nicht einfach verändert werden. Daran müssen sich alle halten. Aber eine Schule verfügt ja nicht nur über Klassenräume. Jede Schule sollte einen großen und zentral gelegenen Raum haben, wo sich alle treffen können. Das ist enorm wichtig, denn nur so können die Kinder Schulgemeinschaft erleben.

Haben alle Schulen solche Räume?

Das sollten sie, aber leider ist nicht jedes Schulgebäude optimal gestaltet.

Was fällt besonders negativ auf?

Das beginnt manchmal schon im Eingangsbereich. Die Eingänge sind dunkel und klein, wirken also wenig einladend. Hinzu kommen oft zu kleine Klassenzimmer und sehr schmale Flure, die sich nur als Durchgangsweg nutzen lassen. Klimatisch ungünstige Räume erschweren den Unterricht zusätzlich. Dazu gehören Zimmer, die sich zu sehr aufheizen. Unter solchen Bedingungen fällt den Lehrern als auch den Kindern der Unterricht schwer.

Wie sieht es denn mit den Lehrerzimmern aus?

Zu kleine Lehrerzimmer stellen ebenfalls ein Problem dar. Schließlich benötigen auch die Lehrer und die Lehrerinnen einen Rückzugsort für sich.

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