Landesbanken:"Eine Menge Sprengstoff"

Lesezeit: 3 min

Die deutsche Banken-Landschaft kann sich ein Aus der angeschlagenen WestLB nicht leisten. Doch eine Verschmelzung aller Landesbanken ist eher unrealistisch. Stattdessen deutet sich nun eine andere Lösung an.

Helga Einecke

Was kostet uns das mögliche Aus der WestLB?, fragen sich die deutschen Sparkassen und Landesbanken. Abgesehen vom Image-Schaden lässt sich der Niedergang einer großen Bank bisher kaum in Euro beziffern. Dabei leihen sich die Landesbanken untereinander Gelder in großem Umfang. Außerdem haben die Sparkassen, nicht nur Institute der Region Nordrhein-Westfalen, Wertpapiere der WestLB in ihren Büchern, Zertifikate und Schuldverschreibungen.

Die Verantwortlichen der WestLB stehen unter Druck: Die EU hat ihnen bis Mitte Februar eine Frist gesetzt. (Foto: dpa)

"Da steckt eine Menge Sprengstoff drin", sagte ein Sparkassen-Manager. Es gebe inzwischen eine Reihe von Instituten, die sich einen Niedergang der WestLB nicht leisten können. Dazu gehören natürlich zunächst die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen, die als Eigentümer ohnehin in der Pflicht sind. "Der Fall WestLB birgt genügend Sprengkraft für die ganze Organisation", behauptet ein anderer Beteiligter der Gespräche.

Die Konsolidierung der WestLB soll auch ein Teil der Neuordnung der gesamten Landesbank-Szene sein. Sparkassenpräsident Heinrich Haasis macht sich für eine einzige Landesbank stark - anstelle der bisherigen acht. Allerdings wird dies kaum in einem Schritt klappen, auch weil die meisten Landesbanken mit sich selbst beschäftigt sind. Als wahrscheinlicher gilt eine Fusion in mehreren Schritten. Der erste Schritt könnte das Zusammengehen von WestLB, Helaba und Dekabank in Teilen sein, was wieder diskutiert wird. Dieses Modell hängt eng mit der Neuordnung der Dekabank zusammen. Dieser Fondsanbieter der Sparkassen gehört bisher jeweils zur Hälfte den Landesbanken und Sparkassen.

Die meisten Landesbanken müssen oder wollen ihre Dekabank-Anteile verkaufen, die Sparkassen wollen die Dekabank komplett. Um weniger Geld aufwenden zu müssen, soll die Dekabank eigene Anteile im Umfang von einer Milliarde Euro zurückkaufen. Für die restlichen Anteile müssten alle Sparkassen zusammen noch 1,3 Milliarden Euro aufwenden, weil die Dekabank auf 4,5 Milliarden Euro taxiert wird.

Die Helaba gehört mehrheitlich den Sparkassen in Hessen und Thüringen. Der regionale Sparkassenpräsident Gerhard Grandke sieht den Kern einer künftigen fusionierten Landesbank durchaus in Frankfurt. Dazu würden dann neben der Helaba die Dekabank und mehrere Teile der WestLB gehören. Haasis will von dieser regionalen Lösung nichts wissen und zumindest die Landesbanken in Stuttgart, Hannover und Berlin mit ins Boot holen, die allesamt eng mit den Sparkassen verknüpft sind.

Die Treiber dieses "Modell Mitte" setzen auf den Zeitdruck, den die EU-Kommission erzeugt. Die hat der WestLB bis zum 15. Februar eine Frist gesetzt, weil diese 3,4 Milliarden Euro an Staatshilfen zu viel erhalten habe, als sie ihre faulen Wertpapiere in eine Bad Bank ausgliederte. "Wir stehen im engen Dialog mit der EU-Kommission und entwickeln einen überarbeiteten Umstrukturierungsplan", heißt es bei der WestLB in Düsseldorf. Woher die 3,4 Milliarden Euro kommen sollen, ob vom Bund, dem Land oder den Sparkassen in Nordrhein Westfalen, ist offen. Diese Summe würde aber überhaupt nicht gebraucht, wenn die WestLB einen neuen Fusionsplan mit anderen Landesbank vorlegen kann.

Dann bleibt nur die Zerschlagung

Deshalb dürfte auch das Bundesfinanzministerium einem neuen Fusionsszenario offen gegenüberstehen, weil dies mit geringeren Aufwendungen aus der Staatskasse verbunden ist. Noch mehr Entlastung dürfte sich die Landesregierung in Düsseldorf versprechen, obwohl deren Chefin Hannelore Kraft (SPD) die Hoffnung auf eine Fusionslösung bereits aufgegeben hatte.

Die WestLB als eigenständige Bank wird es in einem Jahr nicht mehr geben. Der Rechtsanwalt Friedrich Merz, ehemaliger Finanzexperte der CDU, soll die Bank bis Ende nächsten Jahres verkaufen. Angeblich gibt es mehrere Interessenten, darunter auch einen chinesischen. Sollte sich kein Investor finden, bleibt nur die Zerschlagung.

Die Konsolidierung der acht selbstständigen Landesbanken steht schon seit Jahren auf der Agenda, scheiterte aber stets an Fragen des Standorts oder an der Eitelkeit von Bankmanagern. Zuletzt gab es einen Fusionsversuch zwischen der BayernLB und der WestLB, der aber nicht über das Anfangsstadium hinauskam.

Die Gespräche fanden zwischen den Bankvorständen statt und sollen auch auf Druck der bayerischen Landesregierung hin abgebrochen worden sein. Die Sparkassen haben sich als Eigentümer der BayernLB weitgehend zurückgezogen und überlassen die Sanierung der Bank dem Land. Deshalb spielt die BayernLB bei den Fusionsszenarien der Sparkassen auch keine große Rolle.

© SZ vom 29.12.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: