Krisenmetall als Geldanlage:Schwarz, rot, silber

Manchmal liegt der Zweite vor dem Ersten: Der Preis für Silber steigt schneller als der Goldpreis. Die Deutschen profitieren davon, denn sie besitzen 52.000 Tonnen des Edelmetalls.

Simone Boehringer

Die schlechten Nachrichten für die Weltwirtschaft reißen seit Jahresanfang nicht ab, und dennoch ist das beliebteste Krisenmetall der Menschen, Gold, seit Januar kaum gestiegen. In die Höhe geschnellt ist dafür der Preis für Silber, dem weit billigeren und oft als "kleinen Bruder" der gelben Kostbarkeit bezeichneten Edelmetalls.

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Tafelsilber ist nur eine Form, in der die Deutschen ihren Tonnenvorrat an Silber horten.

(Foto: ddp)

Die Feinunze (31,1 Gramm) Silber kostete am Montagnachmittag knapp 37 Dollar und damit ein Fünftel mehr als noch zu Jahresanfang. Zwar liegt das Metall damit noch fast 30 Prozent unter seinem Allzeithoch von 1980; doch damals herrschte eine Ausnahmesituation.

Binnen weniger Jahre hatte die Ölmagnaten-Familie Hunt aus Texas die Preise durch gezielte und massenhafte Aufkäufe des knappen Materials verteuert. Sie kaufte große Teile der Minenproduktion auf und beförderte so wiederum den Preis und ihren Reichtum - bis die Börsenaufsicht einschritt und mit strengen Handelsregeln diese historischen Silberpreis-Spekulation beendeten.

Seitdem fragen sich Experten, ob eine solche künstliche Verknappung des Silberpreises immer noch möglich wäre oder nicht. "Der Markt ist eng, aber noch nicht zu eng, um zu handeln", meint ein Edelmetallhändler. Tatsächlich sind die Silbervorräte breiter gestreut als damals, nicht nur zwischen Menschen, sondern auch in verschiedenen Waren.

So findet sich das Edelmetall nicht nur im berühmten Tafelsilber, dem ererbten Familienbesteck, sondern auch in Computerchips, Katalysatoren, im Schmuck oder auch in sogenannten physisch hinterlegten Silberfonds. Gut 52.000 Tonnen des Weiß-Metalls besitzen Bürger in Deutschland, fand die Steinbeis-Hochschule in Berlin heraus, gegenüber nur knapp 9000 Tonnen Gold.

Auch als Industriemetall gefragt

Gemessen am Wert bringt es der Silberschatz allerdings nur auf 34 Milliarden Euro, der Wert der Goldvorräte beläuft sich dagegen auf knapp 280 Milliarden Euro. Der Anteil von Silber am Gesamtvermögen der Deutschen beträgt nur 0,3 Prozent. Bei Gold sind es immerhin 2,8 Prozent.

Die meisten Analysten gehen davon aus, dass der Silberpreis auch in den kommenden Wochen in der Kursentwicklung dem Gold noch den Rang ablaufen kann. Weil Silber aber nicht nur zu Anlagezwecken, sondern viel stärker als Gold auch als Industriemetall gefragt ist, droht in dem Moment ein Preisrückschlag, wenn die Konjunktur erlahmt.

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