Kreditkarten:Datenklau im großen Stil

Immer raffiniertere Datendiebe und schlecht geschützte Seiten von Onlineshops: Der Gebrauch von Kreditkarten könnte riskanter werden. Fragen und Antworten rund um den Kartenbetrug.

Der Schaden, der in Deutschland durch den Betrug mit Kreditkarten entsteht, ist nach neuesten Erkenntnissen deutlich gestiegen. Der Grund dafür liegt darin, dass sich die Kreditkartenkriminalität verändert.

Kreditkarten: Kreditkarten der Emittenten Mastercard und Visa: Der Missbrauch von Kundendaten führte jetzt zu großangelegten Austauschaktionen.

Kreditkarten der Emittenten Mastercard und Visa: Der Missbrauch von Kundendaten führte jetzt zu großangelegten Austauschaktionen.

(Foto: Foto: ddp)

Herrschte früher der Diebstahl und der missbräuchliche Gebrauch einzelner Kreditkarten vor, so wird nun der systematische Datenklau zum Problem. Dieser wird durch immer professionellere Datendiebe und Internet-Händler verursacht, die keine speziellen Sicherungssysteme haben. Dadurch lassen sich Daten leichter abgreifen. Zuletzt sorgten nun auch Unregelmäßigkeiten bei einem Zahlungsdienstleister in Spanien für den massenhaften Austausch von Kreditkarten deutscher Bankkunden.

Wer Opfer eines Kreditkartenbetrugs wird, sollte schnell und angemessen handeln, damit kein Schaden entsteht. Fragen und Antworten rund um den Kartenbetrug.

Was ist im Fall des Verlustes oder Diebstahls einer Kreditkarte zu beachten?

Wenn der Diebstahl oder Verlust bemerkt wird, muss die Karte so schnell wie möglich gesperrt werden. Während der Geschäftszeiten sollte sofort die ausgebende Bank oder Sparkasse angerufen werden. Die kostenpflichtige zentrale Sperrnummer 01805-021021 oder die gebührenfreie Nummer 116116 sind rund um die Uhr zu erreichen. Die Nummer 01805-021021 hilft aber bisher nur bei EC-Karten, noch nicht bei Kreditkarten. Die Nummer 116116 erlaubt hingegen nicht nur das Sperren von Kredit- und EC-Karten sondern auch von Handys und Mitarbeiterausweisen. Aus dem Ausland gilt die Rufnummer 0049 - 3040504050 Das Einspeichern von Sperrnummern im Handy kann außerdem im Ernstfall hilfreich sein. Ein Diebstahl sollte zudem bei der Polizei angezeigt werden.

Wer haftet, wenn die Karte abhanden gekommen ist?

Wird die Karte so schnell wie möglich gesperrt, haftet das ausgebende Institut für etwaige Abbuchungen - inklusive eventuell angefallener Überziehungszinsen. Auch wenn der Kartendieb mit der Karte auf Großeinkauf geht, muss die Bank den Verlust ausgleichen. Wer die Karte nicht sofort sperren lässt, obwohl ihm der Verlust aufgefallen ist, könnte am Schaden beteiligt werden. Für den Schaden auf seinem Konto muss auch aufkommen, wer sich grob fahrlässig verhalten hat - zum Beispiel, indem er seine Geheimzahl auf der EC- oder Kreditkarte notiert oder sie am gleichen Ort wie die Karte deponiert hatte. Auch wer die Karte z.B. im Mantel an der Garderobe lässt, handelt grob fahrlässig.

Was sagen die Verbraucherzentralen zum jüngsten Datenskandal?

Boris Wita von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein beobachtet die "hektische Betriebsamkeit der Kreditkartenbetreiber" mit Sorge. Ein Angriff oder ein Leck bei einem Dienstleister, bei dem im großen Stil Kreditkartendaten abhanden kommen, wäre für den Verbraucherschützer etwas Neues. "Die Kreditkartenunternehmen müssen die Anbieter auf Herz und Nieren prüfen, damit Daten nicht verlorengehen", fordert Wita. So oder so haften Visa und Mastercard, falls die Kunden einen Schaden aus einem Datenklau erleiden, sagt Wita. Die sollten ihre Abrechnung auf Unregelmäßigkeiten kontrollieren.

Welche Sicherheitsvorkehrungen sind bei der Bezahlung mit Kreditkarten im Internet zu beachten?

Betrüger versuchen auch, im Internet an Kreditkartendaten zu kommen. Seriöse Onlineshops sind erkennbar am Impressum mit kompletter Anschrift und klaren Geschäftsbedingungen - auch wenn das kein Garant ist. Kreditkartennummern sollten zudem nur bei einer sicheren Internetverbindung eingegeben werden, die über die Zeichenfolge "https://" in der Adresszeile und ein kleines Schloss-Symbol zu erkennen ist. Sicherer ist, wenn bei Zahlung neben Kartennummer und Ablaufdatum auch die dreistellige Prüfnummer auf der Kartenrückseite verlangt wird. Mit Kreditkarte sollte am besten nur vom eigenen Computer zu Hause bezahlt werden.

Welche Tücken hat das Geldabheben am Automaten?

Wer Geld abhebt, sollte genau darauf achten, dass niemand die Geheimzahl sehen kann. Das Eingabefeld sollte mit einer Hand abgedeckt werden. Der Geldautomat sollte vorher einmal kurz auf eventuelle Auffälligkeiten kontrolliert werden. So wird verhindert, dem sogenannten Skimming zum Opfer zu fallen, bei dem Gauner die Geheimnummer mit einem Aufsatz an der Kartenöffnung, einer Beschichtung oder einer Minikamera herauszufinden versuchen.

Ist durch die Unregelmäßigkeiten in Spanien ein Schaden entstanden?

Bei dem Zahlungsdienstleister in Spanien sollen Kreditkartendaten "abgegriffen worden" sein. Derzeit ist der dadurch entstandene Schaden aber nicht bekannt. Zunächst versuchten die betroffenen Kreditinstitute alle aufkommenden Sorgen zu zerstreuen. Betrugsfälle lägen nicht vor, hieß es immer wieder. Bei den Austauschaktionen habe es sich um rein vorbeugende Maßnahmen gehandelt. Inzwischen bestätigte die Postbank allerdings, dass es Kundenbeschwerden über Unregelmäßigkeiten und Fehlbeträge gebe. Zu den Kosten für die Herstellung und den Vertrieb der ausgetauschten Karten äußerten sich die betroffenen Institute nicht.

Warum zieht die Aktion immer weitere Kreise?

Inzwischen hat sich der Zentrale Kreditausschuss (ZKA), in dem die fünf Spitzenverbände der deutschen Kreditwirtschaft zusammengeschlossen sind, zu dem Vorgang geäußert. Durch die ZKA-Stellungnahme wurde zwar nicht sehr viel klarer, was eigentlich passiert ist, doch zumindest bestätigte der Verband offiziell die Unregelmäßigkeiten bei einem spanischen Abrechnungsdienstleister. Das Kreditkartenunternehmen Mastercard hatte zuvor nebulös von Verdachtsmomenten gegen ein Unternehmen in Europa gesprochen.

Könnten Kunden im Schadensfall haftbar gemacht werden?

Der Mastercard-Sprecher machte keine Angaben zum entstandenen Schaden und zu möglichen Fall- und Austauschzahlen. Er wies aber darauf hin, dass das Schadensrisiko in diesem Fall bei den Banken und nicht bei den Kunden liege. Die Institute entschieden auch eigenständig, ob sie die Karten austauschten. Normalerweise tragen im Fall eines Diebstahls oder Verlusts die emittierenden Institute ab dem Zeitpunkt, zu dem die Karte gesperrt wurde, das Risiko durch Kartenmissbrauch weitgehend selbst.

Um welche Karten von welchen Banken geht es bei dem Betrugsfall in Spanien?

In Deutschland sind insgesamt mehr als 20 Millionen Karten im Umtausch. Nach einem Bericht des Bayerischen Fernsehens sind allein bei den Sparkassen 190.000 Karten betroffen. Die Deutsche Kreditbank (DKB), eine Tochter der BayernLB, die Kreditkartengeschäfte abwickelt, hat nach eigener Darstellung die Lufthansa-Kreditkarten von Mastercard ausgetauscht, aber auch Kreditkarten ihrer eigenen Kunden vom Anbieter Visa. Die Deutsche Bank bestätigte, dass sie im Augenblick überdurchschnittlich viele Kreditkarten umtauscht. Die Postbank spricht von Kundenbeschwerden. In den vergangenen Wochen hatten bereits andere Unternehmen Kreditkarten ihrer Kunden aus dem Verkehr gezogen, so unter anderem die Karstadt-Quelle-Bank, die Karten von 15.000 Kunden austauschte. Auch der Kreditkartenanbieter Barclaycard zog Karten seiner deutschen Kunden ein.

Wie können sich Kreditkarteninhaber gegen das "Skimming" von Daten schützen?

Betrüger versuchen meistens im Internet an Kreditkartendaten zu kommen. Bislang war es aber auch denkbar, dass die Kartendaten direkt beim ausgebenden Institut entwendet werden. Vorsichtsmaßnahmen sind hier für den Karteninhaber kaum möglich. Auch in diesen Fällen sollte die Karte gesperrt werden, spätestens wenn ein Schaden bemerkt wird. Den Schaden trägt dann die Bank oder der Kreditkartenanbieter.

Welche Maßnahmen gegen Datenklau sind geplant?

Von 2010 an sollen alle von Barclays ausgegebenen Karten einen sogenannten EMV-Chip haben. EMV leitet sich aus den Anfangsbuchstaben von Eurocard, Mastercard und Visa ab. Der Chip enthält die Kundendaten, die bislang auf den Magnetstreifen der Karten gespeichert waren. Für Kriminelle soll der Chip schwerer auszulesen sein als der alte Magnetstreifen. Die DKB verschickt deshalb bereits jetzt Karten mit diesem Chip.

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