Kreditberater im Test:Schlecht beraten in der Bankfiliale

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Geht ein Kunde zur Kreditberatung ... und wird dort miserabel informiert: Die Stiftung Warentest hat herausgefunden, dass einige Berater in Filialbanken sogar die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden bei der Schufa beschädigen. Anders fiel das Zeugnis für die getesten Direktbanken aus.

Die Kreditberatung bei vielen Filialbanken ist einer Untersuchung der Stiftung Warentest zufolge katastrophal. Sie behindern Kunden demnach beim Kreditvergleich und schädigen häufig ihre Kreditwürdigkeit, sagen die Verbraucherexperten. Keine der zwölf getesteten Filialbanken erfüllte ihre Aufgabe als vertrauenswürdige Beraterin. Zehn fielen komplett durch, zwei Filialbanken lediglich die Note "ausreichend".

Für die Zeitschrift Finanztest hat die Stiftung insgesamt 85 Kreditangebote in Höhe von 4000 Euro bei zwölf Filial- und fünf Direktbanken getestet. Ergebnis: Den Kreditangeboten der Filialbanken mangelt es oft an den gesetzlich vorgeschriebenen Informationen, die dem Kunden einen Vergleich verschiedener Angebote ermöglichen.

Stattdessen seien Tester im Einzelfall mit dem Hinweis abgefertigt worden, die neue Software könne die Angebote leider nicht ausdrucken oder die Ausdrucke seien verboten. Außerdem beschädigten einige Bankberater Stiftung Warentest zufolge die Kreditwürdigkeit der Kunden durch falsche Anfragen bei der "Schufa", der Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. Als Folge davon wird es für den Betroffenen entweder deutlich teurer, Geld zu leihen oder er erhält gar kein Kreditangebot mehr.

Einige Banken beharrten darüber hinaus auf dem Abschluss einer Restschuldversicherung, die bei der geringen Kreditsumme laut Finanztest allerdings verzichtbar sei. Durch eine solche Versicherung habe sich zum Beispiel in einem Fall der Zins von 9,99 Prozent auf 19,33 Prozent erhöht.

"Die Banken nehmen die Information ihrer Kunden nicht ernst."

Der Chefredakteur von Finanztest, Hermann-Josef Tenhagen, bezeichnet das Testergebnis als "Katastrophe". So hätten Filialbanken in vielen Fällen nicht nur Gesetze missachtet, unnötig Zinsen hochgeschraubt und die Kreditwürdigkeit von Kunden geschädigt. Die Banken hätten außerdem dokumentiert, "dass sie die Information ihrer Kunden nicht ernst nehmen", sagt er. Dies aber sei ein wesentlicher Eckpfeiler des Verbraucherschutzes auf den Finanzmärkten.

Tenhagen wirft den Banken vor, die politischen Bemühungen zu untergrabendie durch mehr und bessere Informationen das Vertrauen der Kunden in das Finanzsystem herzustellen.

Anders fiel das Testergebnis bei den Direktbanken aus: Vier von fünf getesteten Instituten ohne Filialnetz schnitten mit "sehr gut" ab. Eines war "ausreichend". Die Direktbanken haben das Erstellen von Kreditangeboten in der Regel automatisiert.

© Süddeutsche.de/afp/sana - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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