Krankenversicherung:Rosinenpicker unerwünscht

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Mit dem neuen Gesundheitsfonds sollen die kleinen unter den gesetzlichen Krankenkassen zu Fusionen gezwungen werden. Ihre Mitgliederstruktur beschränkt sich häufig auf junge und gesunde Versicherte.

Ab Januar ändert sich vieles in der Krankenversicherung. Egal, ob privat versichert oder gesetzlich - die Versicherten müssen sich auf Neuerungen einstellen.

Die ständig steigenden Kosten der Gerätemedizin setzen das deutsche Gesundheitssystem unter Druck. Bei gesetzlichen und privaten Krankenkassen steigen die Beiträge. (Foto: Foto: AP)

Die meisten Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen müssen sich im neuen Jahr auf eine massive Erhöhung der Beiträge einstellen. Denn mit dem neuen Gesundheitsfonds wird ein pauschal gültiger Betrag festgesetzt, der im kommenden Jahr 15,5 Prozent betragen wird. Für neun von zehn Mitgliedern steigt damit der Beitrag.

Doch der neue Fonds wird aus Sicht der Bundesregierung auch dafür sorgen, dass etliche Krankenkassen sich zusammenschließen werden. Vor allem kleinere Kassen, die bisher überwiegend Junge und Gesunde versichert und damit "Rosinenpickerei" betrieben hätten, würden künftig stärker über Fusionen nachdenken, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk (SPD), der Berliner Zeitung.

Das sei politisch auch so gewollt. "Auf lange Sicht wären auch 50 bis 80 Kassen in Ordnung." Derzeit gibt es knapp über 200 gesetzliche Krankenkassen. Caspers-Merk betonte, das Ziel sei nicht eine Einheitskasse. "Aber wir wollen Strukturen, bei denen es ein vernünftiges Verhältnis zwischen Verwaltungsaufwand und Leistungen für die Versicherten gibt."

Günstiger Basistarif

Auch Privatversicherte müssen im neuen Jahr mit steigenden Beiträgen rechnen. Mit einer Preissteigerung von zehn Prozent rechnet Volker Leienbach, Direktor des Verbandes der privaten Krankenversicherung. "Das kann in Einzelfällen deutlich niedriger sein, aber auch darüber hinausgehen", sagte Leienbach der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Schuld daran sei der neue Basistarif. "Je mehr Menschen den Basistarif nutzen, umso mehr steigt die Subventionslast und umso stärker müssen die Prämien für Altversicherte angehoben werden", sagte Leienbach.

Der Gesetzgeber sieht vor, dass die Versicherungen ab Januar einen neuen Tarif anbieten müssen, der in Art, Höhe und Umfang der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) vergleichbar sein muss.

Der monatliche Beitrag darf dabei nicht höher als 570 Euro im Monat sein. Viele Ältere, die bislang eine hohe Prämie zahlen, können in den kostengünstigeren Tarif wechseln. Die privaten Versicherer klagen derzeit vor dem Verfassungsgericht gegen den ungeliebten Basistarif, da er - so Leienbach - von "seiner Anlage her subventionsbedürftig ist".

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