Krankenversicherung:Gesetzliche Krankenkassen erzielen Milliardenüberschuss

1,2 Milliarden Euro Überschuss können die gesetzlichen Krankenkassen im ersten Halbjahr dieses Jahres verbuchen - so belaufen sich die Rücklagen der Versicherer auf momentan etwa 29 Milliarden Euro. Doch ein Wert überrascht.

Das Aufregungspotenzial ist groß. Alte und chronisch kranke Versicherte werden von den gesetzlichen Krankenkassen diskriminiert. Das steht im jüngsten Tätigkeitsbericht des Bundesversicherungsamtes. Es habe sogar Versuche gegeben, diese Menschen aus der Kasse zu drängen, heißt es. Klar ist, Ältere und chronisch Kranke kosten die Kassen mehr. Dabei scheint genug Geld da zu sein.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben nämlich nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung im ersten Halbjahr einen Überschuss von mehr als 1,2 Milliarden Euro erzielt. Damit wären die Rücklagen im Gesundheitssystem bei Gesundheitsfonds und Krankenkassen Ende Juni auf 29 Milliarden Euro gestiegen. Die Zeitung beruft sich auf Berechnungen der Kassenverbände.

Verglichen mit dem ersten Quartal stieg der Überschuss der Kassen um 50 Prozent. Dennoch hat er sich insgesamt im Vergleich mit dem ersten Halbjahr 2012 halbiert.

Am besten schnitten nach dem Zeitungsbericht die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) mit einem Plus von mehr als 600 Millionen Euro ab. Bei ihnen sind etwa ein Drittel der 70 Millionen deutschen Kassenversicherten versichert. Gegenüber dem ersten Quartal habe sich der Überschuss damit allerdings mehr als halbiert. Als Grund werden höhere Ausgaben genannt. Im nächsten Quartal könnte das schon ganz anders aussehen, heißt es. Experten rechnen demnach mit einem Rückgang des Überschusses.

Ab 2014 wird es teuer

Die Betriebskrankenkassen haben in den ersten sechs Monaten einen Überschuss von etwa 200 Millionen Euro erzielt, die Innungskrankenkassen gaben 150 Millionen Euro weniger aus, als ihre Zuweisungen aus dem Gesundheitsfonds betrugen, bei der Knappschaft waren es 77 Millionen Euro. Auffällig ist, dass die Ersatzkassen, die Marktführer und etwas größer als die AOK sind, nur einen Überschuss von 134 Millionen Euro melden.

Zwei Gründe spielen hier nach Branchenangaben neben den höheren Ausgaben eine Rolle: So laufen bei Barmer/GEK und DAK Restrukturierungen, bei anderen Kassen wie der TK, die früher hohe Überschüsse auswiesen, schlagen laufende oder angekündigte Prämienausschüttungen zu Buche.

Dafür müssen ebenso Rückstellungen gebildet werden, wie für eine nach einem Gerichtsurteil erwartete rückwirkende Neuberechnung des Finanzausgleichs der Kassen, der die Umverteilung von Millionenbeträgen zur Folge haben dürfte.

Zwangsrabatt läuft aus

Außerdem droht im kommenden Jahr ein kräftiger Anstieg der Arzneimittel-Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen. Experten rechnen für 2014 insgesamt mit einem Anstieg von etwa sechs Prozent auf 31,8 Milliarden Euro. Von 2011 bis 2012 waren die Ausgaben für Arzneimittel auf hohem Niveau gleich geblieben. Doch im kommenden Jahr läuft der Zwangsrabatt aus, den die schwarz-gelbe Koalition der Pharmaindustrie 2010 auferlegt hat. Er beinhaltet, dass die Kassen auf jedes Medikament einen Nachlass von 16 Prozent statt bis dahin sechs Prozent bekommen. Die Kassen sparten durch diese Regelung im Jahr mehr als 1,4 Milliarden Euro.

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