Krankenhaus-Zusatzversicherung:Aufstieg zum Privatpatienten

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Einzelzimmer und Chefarztbehandlung: Eine Zusatzversicherung macht diesen Luxus auch für Kassenpatienten möglich. Finanztest zeigt die besten Angebote.

Mit einer Krankenhaus-Zusatzversicherung können sich Kassenpatienten die Unterbringung in einem Ein- oder Zweibettzimmer und die Chefarztbehandlung sichern. Finanztestsagt, welche Tarife ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten und worauf Kunden achten sollten.

Chefarztbehandlung dank Zusatzversicherung:Finanztesthat die verschiedenen Angebote überprüft. (Foto: Foto: dpa)

Chance auf bessere Versorgung

Die Police sichert eine bessere Unterbringung im Krankenhaus im Ein- oder Zweibettzimmer und eine Behandlung durch Chefärzte statt durch den diensthabenden Mediziner. Chefärzte können jede einzelne Leistung in Rechnung stellen. Daher lohnt es sich für sie finanziell, mit Privatpatienten mehr medizinischen Aufwand zu betreiben.

Ob das für Patienten immer vorteilhaft ist oder auch Risiken birgt, sei dahingestellt. Gerade bei einer ernsthaften Erkrankung kann jedoch für den Einzelnen viel davon abhängen, wie schnell er einen Termin für eine Untersuchung oder Operation im Krankenhaus bekommt und wie viel Zeit sich die Ärzte für ihn nehmen. Die Chancen auf eine bessere Versorgung erhöhen sich für Kassenpatienten, wenn sie sich mit einer Krankenhaus-Zusatzversicherung in die "erste Klasse" einkaufen. Voraussetzung: Kassenpatienten können sich den Zusatzschutz finanziell leisten und sind bei Vertragsabschluss gesund.

Mindestleistungen

Finanztest hat Krankenhaus-Zusatzversicherungen aller privaten Krankenversicherer untersucht, die allen Kunden offen stehen. Alle Tarife sind ohne Selbstbehalt. Nur weil ein Kunde älter wird, darf der Versicherer die Beiträge nicht erhöhen. Dafür bilden die Unternehmen Rückstellungen. Zudem mussten die Tarife folgende Mindestleistungen erbringen:

Chefarztbehandlung

Alle Tarife im Test erstatten die Honorare der behandelnden Chefärzte bis zum so genannten Höchstsatz der privaten Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ), einige sogar darüber hinaus. Denn Chefärzte rechnen jeden Behandlungsschritt nach der GOÄ ab. Je nach Schwierigkeit kann der Arzt ein Mehrfaches des einfachen Gebührensatzes verlangen. Üblicherweise berechnen Ärzte den 2,3-fachen Gebührensatz. Bei aufwendigen Eingriffen können Ärzte die Gebühren aber bis zum 3,5-fachen Satz erhöhen. Das müssen Ärzte zwar begründen, doch immerhin berechnen sie in 30 Prozent der Fälle diesen Höchstsatz.

Unterkunft

Je nach geprüfter Tarifvariante bieten die Policen die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer. Normalerweise liegen Kassenpatienten im Krankenhaus in Mehrbettzimmern. Allerdings: Die Unterbringung ist nicht das Wichtigste - das ergab eine Online-Umfrage auf test.de. Gesetzlich Versicherte können ein besseres Zimmer auch ohne Zusatzpolice gegen Aufpreis erhalten. Sie müssen dafür zwischen 50 und 100 Euro pro Tag bezahlen.

Krankenhaus

Gehen Versicherte in ein teureres Krankenhaus als das auf der ärztlichen Einweisung genannte, übernehmen manche Tarife auch diese Mehrkosten, falls die gesetzliche Krankenkasse sie nicht tragen sollte. In eine reine Privatklinik, die keinen Vertrag mit der gesetzlichen Krankenversicherung hat, können Kassenpatienten allerdings auch mit Zusatzpolice nicht gehen. Denn die Zusatzversicherung deckt nur den Teil der Kosten, der über die allgemeinen Krankenhausleistungen hinausgeht.

Insgesamt haben von den untersuchten Tarifen nur vier mit "sehr gut" abgeschnitten, darunter drei Einbettzimmer- und ein Zweibettzimmertarif. Wichtigstes Testkriterium war das aktuelle Preis-Leistungs-Verhältnis. Finanztest hat aber auch bewertet, wie sich die Beiträge in den letzten acht Jahren entwickelt haben. Für die besten Einbettzimmertarife zahlen gesunde Neukunden im Finanztest-Modellfall (43 Jahre alt) zwischen 35 und 40 Euro im Monat.

Welcher Anbieter bei der Zusatzversicherung gut abschneidet, zeigt die Tabelle. (Foto: Grafik: Stiftung Warentest)

Die besten Zweibettzimmertarife kosten für die gleichen Modellkunden zwischen 32 und 38 Euro monatlich. Je älter jemand beim Abschluss der Versicherung ist, desto höher sind die Beiträge. So müssten gesunde 53-jährige Neukunden selbst in den günstigsten Tarifen schon zwischen 52 und 63 Euro im Monat zahlen. Und wer mit 63 Jahren erst den Vertrag abschließt, zahlt monatlich noch mehr: Zwischen 69 und 84 Euro kostet die Absicherung dann.

Hinweis: Der Testkompass zeigt die besten Ein- und Zweibettzimmertarife für Männer und Frauen.

Risikozuschläge möglich

Doch selbst wenn sich ältere Kunden die Beiträge leisten können, einfach wird der Tarifabschluss für sie oft nicht. Denn Versicherer verlangen vor Vertragsabschluss Auskünfte über die Krankengeschichte potentieller Kunden - und die wird mit zunehmendem Alter meist nicht kürzer. Bei Vorerkrankungen verlangen sie Risikozuschläge oder sie schließen Leistungen für bestimmte Krankheiten aus. Bei schweren oder chronischen Krankheiten lehnen sie Kunden häufig ganz ab.

Angebote der Krankenkassen

Auch die gesetzlichen Krankenkassen bieten private Zusatzversicherungen an. Die Kassen sind dabei aber lediglich Vermittler privater Angebote. Die Leistungen der Tarife unterscheiden sich nicht von denen, die Kunden direkt bei privaten Versicherern bekommen. Über die gesetzlichen Kassen gibt es aber meist einen Beitragsrabatt, der je nach Angebot zwischen einem und zehn Prozent liegt.

Trotzdem gilt: Versicherte sollten nicht einfach das Zusatzangebot ihrer Kasse wählen. Denn meist vertreibt eine Kasse nur Krankenhaus-Zusatztarife von einigen wenigen privaten Anbietern. Kunden sollten besser mit Hilfe der Finanztest-Tabellen ein geeignetes Angebot wählen und bei ihrer Kasse nachfragen, ob sie dieses mit Rabatt von ihrer Kasse bekommen können.

Die Tipps verraten, wann eine Zusatzversicherung sinnvoll ist.

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