Streit über Kontensperren:Alte Freunde schonen Gaddafis Gelder

Militärisch und finanziell will der Westen dem libyschen Despoten beikommen - doch Muammar al-Gaddafis Gelder sind keineswegs eingefroren. Nach US-Informationen konnte er Milliarden an Dollar retten, alte Verbündete wie die Türkei drücken sich vor Strafaktionen.

Militärisch kommt die internationalen Gemeinschaft dem Machthaber Muammar al-Gaddafi kaum bei - und auch die globalen Finanzströme nach Libyen sind offenbar nur schwer unter Kontrolle zu kriegen. Die Bestrebungen, Gaddafi den Geldhahn zuzudrehen, laufen einem Bericht der Los Angeles Times zufolge in manchen Staaten ins Leere.

Muammar el Gaddafi

Muammar al-Gaddafi - Milliarden an US-Dollars aus dem Ausland zurück nach Tripolis transferiert.

(Foto: dpa)

Obwohl die USA und die Europäische Union bereits 60 Milliarden Dollar (41 Milliarden Euro) an Investitionen oder auf Bankkonten eingefroren haben, scheuten sich viele Länder mit starken wirtschaftlichen Beziehungen zu Libyen, Guthaben von Gaddafi zu sperren, berichtete die Zeitung. Schließlich ist der Ausgang des Bürgerkrieges in Libyen derzeit sehr schwer zu prognostizieren.

Zu den Ländern, die Gelder Gaddafis nicht einfrören, gehörten die Türkei sowie Kenia und andere afrikanische Länder. Es gebe auch Staaten ohne politische oder wirtschaftliche Kontakte zu Libyen, die bisher noch nichts unternommen hätten, hieß es in dem Bericht weiter. Vielen würden aber auch die technischen Möglichkeiten fehlen, um Guthaben Gaddafis aufzuspüren.

Seit Beginn der Widerstandsbewegung Mitte Februar habe Gaddafi Milliarden an US-Dollar aus dem Ausland zurück nach Tripolis transferieren können, berichtete die Los Angeles Times unter Berufung auf nicht näher genannte Behördenvertreter. Die genaue Höhe sei nicht bekannt, da Gaddafi vermutlich in viele Unternehmen und Finanzinstitutionen investiert habe, die seine Beteiligung nicht offenlegten.

Der UN-Sicherheitsrat hat Gaddafi, seine Familie und Vertraute im Februar und im März über Resolutionen mit Kontensperrungen belegt. Bestrebungen der USA und der Europäischen Union, dem Machthaber stärker an die finanzielle Basis zu gehen, lehnen Indien, China und Russland ab.

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