Kompletter Gas-Lieferstopp:"Sehr ernste technische Probleme"

Im Gas-Streit verschärfen sich die Fronten: Durch die Pipelines in der Ukraine fließt kein Gas aus Russland mehr nach Europa.

Russland hat die Ukraine für den kompletten Stopp der Gas-Lieferungen nach Europa verantwortlich gemacht. Die Ukraine habe in der Nacht alle Transit-Pipelines geschlossen, sagte Gazprom-Vizechef Alexander Medwedew am Mittwoch in Berlin.

Kein russisches Gas mehr in der Ukraine, Foto: AP

Der Zeiger steht auf null: Im ukrainischen Bojarka bei Kiev kommt kein Gas mehr aus Russland an.

(Foto: Foto: AP)

Zuvor hatte die ukrainische Gasgesellschaft Naftogaz verkündet, Russland habe die Lieferungen selbst gestoppt.

Zugleich warnte Medwedew davor, es könnten "sehr ernste technische Probleme" auftreten, wenn die Pipelines bei "diesem sehr kalten Wetter" für eine lange Zeit geschlossen blieben.

Seit Mittwochmorgen kommt kein Gas mehr durch die ukrainischen Pipelines nach Europa. In Österreich, Tschechien, Italien und mehreren anderen Ländern sind die Lieferungen komplett ausgefallen. Auch Deutschland bezieht einen Großteil seiner Gaslieferungen über die Ukraine.

Notstand in der Slowakei

Der österreichische Versorger OMV bestätigte, dass kein Gas mehr aus Russland in Österreich ankomme. Die Versorgung der Verbraucher sei aber vorerst durch den Rückgriff auf Speicher und die Eigenproduktion gesichert, versicherte die OMV.

Auch der tschechische Gasimporteur RWE Transgas, die slowakische Gasfirma Slovensky Plynarensky Priemysel und das rumänische Wirtschaftsministerium meldeten den Stopp der Lieferungen aus Russland. In Ungarn wurden die Gas-Lieferungen an die Industrie limitiert. In der Slowakei wurde wegen der Lieferausfälle bereits der Notstand ausgerufen.

Nach Worten von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) wird der Konflikt jedoch nicht zu einem Preisanstieg für die deutschen Verbraucher führen.

"Die Bürger müssen nicht unmittelbar mit höheren Belastungen rechnen, denn die Gasversorger arbeiten auf der Basis langfristiger Lieferverträge", sagte Glos der Saarbrücker Zeitung.

Niemand solle sich fürchten, "dass er im Winter frieren wird". Gazprom hatte am 1. Januar wegen des Streits um Gaspreise die Versorgung der Ukraine eingestellt, Europa aber eine weitere Durchleitung zugesichert. Die Gazprom wirft der Ukraine Gasdiebstahl vor.

Putin sagte in St. Petersburg, der Gasstreit werde die Unterstützung für die Ostsee-Pipeline zwischen Russland und Deutschland stärken. "Unsere europäischen Partner haben jetzt begriffen, dass dieses Projekt nötig ist und schnell realisiert werden muss."

Putin hatte sich zuvor mit Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder getroffen, dem Chef des Betreiber-Konsortiums der Pipeline, Nord Stream. Baltische Staaten protestieren aus Umweltschutzgründen gegen den Bau der Pipeline, Transitländer wie Polen fürchten um ihre Durchleitungsgebühren.

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