Kombi-Rente:Mehr Wohlstand im Alter

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Sicherheit und Rendite: Die Finanzbranche bietet neue Produkte, die garantierte Rente und Aktienanlage kombinieren.

Markus Zydra

Vielleicht ist es ein wenig zynisch über das "Langlebigkeitsrisiko" der Menschen zu sprechen, aber für die Finanzindustrie ist es ein Thema geworden. Die Bürger bleiben länger gesund und werden immer älter. Mit der Rente fängt ihr zweites Leben an, sie wollen aktiv bleiben und geben viel Geld aus. Die Rente könnte da nicht ausreichen.

Bruttogeldvermögen privater Haushalte, Durchschnitt, nach Altergruppen, Angaben in Euro.Zum Vergrößern klicken. (Foto: Grafik: SZ)

Wachsendes Interesse an neuen Angeboten

Die Allianz startet deshalb mit neuen Produkten eine Marketingkampagne, mit der sie sich ausdrücklich an die Generation "55 plus" richtet. Im Kern geht es um eine Kombination von Investmentanlage und garantierter lebenslanger Rente. In den USA und Großbritannien sind solche Produkte als "Variable Annuities" bekannt.

In Deutschland gibt es für diese Zielgruppe neben den klassischen Rentenversicherungen noch sogenannte Lebenszyklusfonds. Hierbei handelt es sich um Produkte, in denen der Aktienanteil im Fonds mit zunehmendem Alter des Anlegers in sicherere Anleihen umgeschichtet wird.

Berater und Vermittler sehen schon länger ein wachsendes Interesse der älteren Kundschaft an neuen Angeboten. Es ist daher möglich, dass andere Versicherer diesen Markt bald ebenso beackern. Die Axa ist schon aktiv, aber mit einem anderen Konzept als die Allianz.

Hintergrund ist die Tatsache, dass in Deutschland rund 1,5 Millionen 55- bis 70-Jährige leben, die über ein verfügbares Kapitalvermögen von mehr als 50.000 Euro pro Kopf verfügen (Grafik). Dieses Geld, so die Hoffnung der Branche, soll verwaltet werden.

Sicherheit kostet Gebühren

Das neue Allianz-Produkt "Invest4Life" funktioniert so: Der Kunde zahlt beispielsweise 50.000 Euro ein und erhält dafür lebenslang mindestens 175 Euro monatliche Rente. Gleichzeitig, und das ist der neue Ansatz, werden die 50.000 Euro in Aktien und Anleihen investiert.

Steigt der Wert zum Jahresstichtag, wird die monatliche Rente entsprechend erhöht. Fallen die Aktienmärkte, bleibt die Rente unverändert. Die ursprüngliche Zahlung von 50.000 Euro wird jährlich um die gezahlten Renten reduziert. Der Anleger profitiert so auch im Alter von steigenden Kursen bei gleichzeitiger Garantierente. Über das Kapital kann er jederzeit verfügen.

Die Kombination hat ihren Preis: Neben den einmaligen Vertriebskosten von fünf Prozent auf den Anlagebetrag fallen, solange der Fondswert ausreicht, 0,5Prozent laufende Kosten an. Hinzu kommen - je nach Aktienlastigkeit des Fonds - 1,2 oder 1,35 Prozent jährliche Fondsverwaltungsgebühren. Die Kosten für die Rentengarantie betragen jährlich 1,2 Prozent beziehungsweise 1,65 Prozent beim aktienlastigen Produkt. "Wir müssen das Risiko absichern, dass die Versicherungsnehmer sehr alt werden und die Märkte einbrechen", sagt Allianz-Vorstand Joachim Faber.

Sorge, die Kurserholung nicht mehr zu erleben

Garantieprodukte sind in Deutschland sehr beliebt trotz der anfallenden Zusatzkosten. "Der Anleger muss die möglichen Erträge unter Berücksichtigung der Kosten einer risikoarmen Geldanlage gegenüberstellen, wie beispielsweise einem offenen Immobilienfonds oder Geldmarktfonds", empfiehlt Rüdiger Sälzle, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Fondsconsult.

Bislang ist es so, dass älteren Menschen geraten wird, den Börsen fernzubleiben, weil die Kurse stark schwanken. Der Anleger könnte die Kurserholung womöglich nicht mehr erleben. Eine Garantiekonstruktion kann diese Unsicherheit beheben, doch ist dies nicht die einzige Möglichkeit.

"Die Finanzindustrie denkt, man könne dieses Problem mit nur einem Produkt lösen, doch man braucht ein Konzept", sagt Tom Friess, Geschäftsführer von VZ Vermögenszentrum. Er macht ein Beispiel: Ein 65-Jähriger verfügt monatlich über 2000 Euro Rente, er braucht aber 2500 Euro. Gleichzeitig besitzt er durch eine Erbschaft ein Barvermögen von 200.000 Euro.

Nur für niedrige Beträge lohnt sich ein Versicherungsprodukt

Die Versorgungslücke beträgt 500 Euro monatlich, das sind 60.000 Euro auf zehn Jahre. "Um diese Summe zu erwirtschaften brauche ich rund 50.000 Euro aus meinem Kapitalstock. Es werden ja immer nur 500 Euro entnommen, und die fehlenden 10.000 Euro ergeben sich aus den Zinserträgen", sagt Friess.

Die übrigen 150.000 Euro werden in dieser Periode angelegt. "Wenn ich 2,9 Prozent jährlich erwirtschafte, habe ich nach zehn Jahren wieder 200.000 Euro. Dieses Konzept funktioniert ganz einfach mit zwei kostengünstigen Tagesgeldkonten und kann nach zehn Jahren unter Berücksichtigung anderer finanzieller Bedürfnisse fortgesetzt werden", sagt Friess.

"Wer einen sechsstelligen Betrag hat, der sollte sich deshalb selbst eine Kombination aus Rente und Kapitalerhalt stricken", empfiehlt der Experte. Nur für niedrigere Beträge bis 100.000 Euro lohne sich womöglich ein Versicherungsprodukt.

© SZ vom 30.07.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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