Klimafonds:Zwischen Apokalypse und schöner neuer Welt

Fonds bieten Anlegern die Chance, von den großen ökonomischen Veränderungen durch den Klimawandel zu profitieren.

Markus Zydra

Geht die Welt zugrunde oder kriegen die Menschen die Kurve? Einerseits steigt die Temperatur, und die Müllberge wachsen rasant. Andererseits bieten Solaranlagen nachhaltige Energie, und neue Verfahren verbrennen den globalen Müll noch umweltschonender.

Klimafonds: Der Klimaschutz ist eine Boombranche - auch die Investmentbranche hat das Thema entdeckt.

Der Klimaschutz ist eine Boombranche - auch die Investmentbranche hat das Thema entdeckt.

(Foto: Foto: ddp)

Die Klimafrage hat die Welt im Griff. Politisch wird die Wahrscheinlichkeit einer Apokalypse diskutiert, ökonomisch geht es darum, Investitionschancen zu erörtern, um Geld zu verdienen.

Rendite und ein gutes Gefühl

Der Klimaschutz ist eine Boombranche. "Das Thema Klimawandel dürfte einen größeren Einfluss auf die Infrastruktur haben als die Internettechnologie," sagt Mark Fulton, Chef-Klimastratege der Deutschen Bank.

Folgerichtig hat die Investmentbranche den Begriff "Klima" entdeckt. Zahlreiche Aktienfonds mit diesem Namen sind im vergangenen Jahr an den Markt gekommen, um den Anlegern Rendite zu bieten und zusätzlich noch ein gutes Gefühl zu vermitteln, weil er etwas für die Umwelt tut. Weltweit, so Schätzungen, sind rund 45 Milliarden Dollar in solchen Klimafonds investiert.

Der Blick auf die Renditen der Fonds zeigt zweierlei. Zum einen sind es keine Wunderprodukte, denn seit Jahresbeginn machten diese Klima-Fonds genauso Verluste wie die Börsen insgesamt. Zum anderen gab es 2007 recht ansehnliche Profite. Mancher Fondsmanager leistete also sehr gute Arbeit bei der Auswahl seiner Aktien.

Ansehnliche Profite

"Bis vor einigen Jahren fristeten nachhaltige Produkte ein Nischendasein und dienten für die meisten zur Gewissensberuhigung", sagt Roland Kölsch, Fondsmanager bei der belgischen Fondsgesellschaft Dexia. "Doch jetzt weiß man, dass Anleger mit nachhaltigem Investment genauso gute und schlechte Renditen erzielen können wie mit traditionellen Investments."

Für Anleger ist das Klimainvestment eine anspruchsvolle Auswahl. Seit Jahren schon gibt es Solar-, Wasser- und Nachhaltigkeitsfonds. Der Begriff Klimafonds fasst das alles noch einmal zusammen. Folglich liegen in den Klimafonds auch Solar- und Windkraftaktien. Einer der erfolgreichsten Fonds, der SAM Smart Energy, hat beispielsweise die größten Positionen in den Solarkonzernen Yingli und SunPower.

"Klimaschutz ist nicht immer gleich Nachhaltigkeit"

Dazu kommen andere Konzerne, denen man generell unterstellt, dass sie sich sehr gut auf den Klimawandel vorbereitet haben. Gut vorbereitete Unternehmen gehen von zwei Dingen aus: Zum einen davon, dass die Verbraucher künftig bei der Produktauswahl immer stärker auf die Nachhaltigkeit achten. Ein Beispiel dürfte die Automobilindustrie sein und der Wunsch, Modelle mit geringerem Schadstoffausstoß zu kaufen.

"Außerdem schaffen die Regierungen bereits jetzt die Grundlage für investierbare Märkte. Neue Energieträger werden subventioniert, so dass die Unternehmen mit neuen Technologien, Dienstleistungen und Produkten aufwarten", sagt Fulton, der damit rechnet, dass sich der Klimawandel über alle Wirtschaftszweige legen wird.

Sobald sich auch ein Weltmarktpreis für den CO2-Handel etabliert hat, können sich alle Unternehmen auf die Kosten der Umweltverschmutzung einstellen und diese wohl steigenden Kosten einpreisen. "Bislang schwankten die Preise erheblich, wegen der verschiedenen Zertifikatearten in den unterschiedlichen nationalen Handelsregeln", sagt Deutsche Bank-Experte Kevin Rodgers.

Bei Klimaschutzinvestments geht es meist um eines: die Einsparung von Ressourcen. Spannend sind Unternehmen, die Herstellungs- und Bewirtschaftungsprozesse effizienter machen, beispielsweise durch intelligente Bewässerungssysteme, die den Pflanzen auf dem Feld nur soviel Wasser zuführen, wie sie wirklich brauchen.

Auch die Gebäudeeffizienz gilt als großes Thema. In den Büros dieser Welt wird viel Energie verschwendet. Angesichts der Dürren in vielen Regionen bietet die Wasseraufbereitung gute Perspektiven. Manche Investoren kaufen auch Forstland in den kanadischen Wäldern, für den Fall, dass Holz wirklich knapp wird.

Keine verbindliche Definition von "Klimafonds"

Für Privatanleger empfiehlt sich bei Bedarf ein Fondsinvestment, da Einzelaktien zu riskant sind. Zudem sollte ein Klimafonds nur Teil des Portfolios sein. Die Gefahren von Themenfonds zeigten sich zur Jahrtausendwende mit den Internet- und Technologiefonds.

Der Sparer sollte sich umfassend beraten lassen, denn jede Fondsgesellschaft hat bei der Aktienauswahl einen eigenen Ansatz. Es gibt keine verbindliche Definition für den Begriff "Klimafonds", außer dass die Fondsmanager versuchen, einzelne Unternehmen und Branchen herauszufinden, die mit den Veränderungen am besten umgehen werden. Das können auch Baukonzerne sein, die Dämme anbieten oder Spezialisten, die Wasserkanalisationen aufstellen.

Die Debatte um den Einsatz von Kernkraftwerken als Klimaschutz zeigt das argumentative Dilemma der vielen Begrifflichkeiten. "Klimaschutz ist nicht immer gleich Nachhaltigkeit. Kernkraft ist ja zunächst eine saubere Energieform in Sachen CO2, wenn man jedoch die Lagerung des radioaktiven Mülls berücksichtigt, dann sieht die Nachhaltigkeitsbilanz gerade für zukünftige Generationen schon ganz anders aus. Ähnlich kontrovers sieht es mit den Biokraftstoffen aus, die den Konflikt Nahrung contra Energie aufwerfen", sagt Kölsch.

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