Kfz-Versicherungen:Der 830-Euro-Lockvogel

Verbraucher haben nur noch wenig Zeit, zu einem günstigeren Kfz-Versicherer zu wechseln. Was sie dabei beachten sollten - und wie sie mehrere hundert Euro sparen können.

Alina Fichter

Viele Deutsche haben den Stichtag im Kalender markiert: Noch bis zum 30. November können sie ihre alte Autoversicherung kündigen und sich nach einem billigeren Vertrag umsehen. Wer ab Januar 2011 günstiger Auto fahren möchte, hat also nur noch wenige Tage Zeit für den Wechsel.

Verkehrsunfall mit 'fliegendem' Auto

Um bei Verkehrsunfällen richtig versichert zu sein, müssen Verbraucher einige Punkte beachten.

(Foto: dpa)

Verbraucher können dabei mehrere Hundert Euro sparen. Die Versicherer liefern sich in der Hoffnung, neue Kunden zu gewinnen, regelrechte Rabattschlachten. Seit 2005 ist die durchschnittliche Kfz-Prämie laut ADAC um rund 15 Prozent gefallen. In diesem Jahr hat der Preiskampf etwas nachgelassen. "Viele Unternehmen haben ihre Reserven aufgebraucht und können ihre Prämien kaum noch weiter senken", sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten (BdV); sie hätten Angst, wie Ineas und Ladycar zu enden. Die beiden Direktversicherer hatten ihre Beiträge zu knapp kalkuliert - und waren im Sommer pleite gegangen.

Dennoch unterbieten sich Gesellschaften auch in diesem Herbst, pünktlich zur Wechselsaison, mit günstigen Angeboten. Den Startschuss gab der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), er veröffentlichte im September seine Statistik zu Unfallhäufigkeit bestimmter Typ- und Regionalklassen. Seitdem sei die durchschnittliche Kfz-Haftpflichtprämie um 29 Prozent gesunken, errechnete das Vergleichsportal Check24.

Wer Tarifangebote vergleicht und rechtzeitig wechselt, kann laut Check24 bis zu 830 Euro sparen. 1,2 Millionen Autofahrer werden in diesem Jahr ihrem alten Versicherer den Rücken kehren, um einen günstigeren Vertrag abzuschließen, prognostiziert das Marktforschungsunternehmen YouGouvPsychonomics.

Dass Firmen um jeden Kunden kämpfen, hat einen Grund: Die Branche versteht Autoversicherungen als eine Art Lockvogel; wer sie abgeschlossen hat, so das Kalkül der Unternehmen, ist leichter für andere, teurere Policen wie Unfall- versicherungen zu gewinnen. Während immer mehr Unternehmen bei dem Preiskampf an ihre Grenzen stoßen, profitieren Verbraucher von den Rabatten - meistens jedenfalls.

Als die niederländischen Billigversicherer Ineas und Ladycar insolvent gingen, standen 50.000 Verbraucher plötzlich ohne Schutz da und mussten sich schleunigst nach einem neuen Vertrag umsehen. "Wer ohne Haftpflicht-Police Auto fährt, macht sich strafbar", sagt Manfred Poweleit, Chef des Branchendienstes Map-Report, es sei also Vorsicht geboten. Poweleit empfiehlt, bei einem Wechsel unbedingt auf die sogenannte Solvabilität, also die Finanzstärke des neuen Anbieters zu achten. Am besten ausgestattet seien DEVK, Versicherungskammer Bayern, WGV und Huk-Coburg, ermittelte er in seinem jüngsten Report.

Die Wichtigkeit der groben Fahrlässigkeit

Auch Verbraucherschützer Rudnik warnt davor, den Preis zum Hauptkriterium eines neuen Versicherungstarifs zu machen: "Kunden sollten sich die Vertragsbedingungen genau ansehen", sagt er. Unverzichtbar sei, dass die Deckungssumme mindestens 100 Millionen Euro betrage. Zudem müsse darauf geachtet werden, dass die sogenannte grobe Fahrlässigkeit mitversichert sei; das bedeutet, dass die Versicherung auch dann zahlt, wenn der Fahrer über eine rote Ampel fährt und dabei einen Schaden verursacht.

Um Angebote zu vergleichen, nutzen viele Verbraucher Internetportale wie Aspect-Online, FinanceScout24 oder Check24; dort werden Tarifmerkmale abgefragt und ausgewertet. Allerdings sind nicht immer alle Versicherer aufgelistet, so dass es sinnvoll ist, mehrere Portale parallel abzufragen. Rudnik rät zudem, sich bei Verbraucherzentralen oder der Stiftung Warentest zu erkundigen.

Wer es versäumt, bis zum 30. November zu kündigen, hat unter bestimmten Voraussetzungen dennoch die Möglichkeit, den Versicherer zu wechseln. Ein Sonderkündigungsrecht hat der, dessen Versicherer die Prämie erhöht, ohne die Leistungen zu verbessern. Das Gleiche gilt, wenn der Versicherungsfall eintritt oder ein neues Auto gekauft wird. Andernfalls hilft nur eins: warten, bis wieder Herbst ist.

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