KfW: Nach der Millionen-Panne:Operation Neuanfang

Krisenkonferenz per Telefon: Der Verwaltungsrat der KfW berät über den Rausschmiss der Manager, die für die 350-Millionen-Euro-Panne verantwortlich sein sollen.

Guido Bohsem

Der Verwaltungsrat der staatseigenen KfW-Bankengruppe hat am Sonntag über personelle Konsequenzen aus der Panne beraten, die zur Überweisung von 350 Millionen Euro an die bereits bankrotte US-Investmentbank Lehman Brothers führte. Das Gremium diskutierte am frühen Nachmittag etwa eine Stunde lang telefonisch, ob die für den Bereich zuständigen Vorstandsmitglieder Detlef Leinberger und Peter Fleischer die Bank verlassen müssen.

KfW: Nach der Millionen-Panne: Die KfW - nach der Millionen-Panne in der Kritik: Der Verwaltungsrat stimmt ab, wie umfangreich die personellen Konsequenzen bei der Staatsbank ausfallen werden.

Die KfW - nach der Millionen-Panne in der Kritik: Der Verwaltungsrat stimmt ab, wie umfangreich die personellen Konsequenzen bei der Staatsbank ausfallen werden.

(Foto: Foto: AP)

Die beiden Manager sind derzeit lediglich vom Dienst suspendiert und erhalten weiterhin ihre vollen Bezüge. Der Verwaltungsrat fällte nach Angaben aus dem Umfeld des Gremiums in der Telefonkonferenz keine Entscheidung. Dies sei aus juristischen Gründen nicht möglich gewesen, hieß es. Jedoch war für den Verlauf des Abends noch eine schriftliche Abstimmung vorgesehen. Das Ergebnis werde spätestens an diesem Montag vorliegen und dann bekannt gegeben.

Während an einer Stelle die Entlassung beider Vorstände als wahrscheinlich bezeichnet wurde, hieß es an anderer Stelle, möglicherweise werde auch nur einer der beiden gehen. Die ungewöhnliche Beratung am Telefon war angesetzt worden, weil nach einer Suspendierung innerhalb von 14 Tagen eine Entscheidung über eine Entlassung fallen muss. Unklar blieb auch, ob der ebenfalls suspendierte Bereichsleiter entlassen werden soll. Er war erst nach der Überweisung wieder aus einem mehrwöchigen Auslandsurlaub zurückgekehrt. Die Suspendierung war nach Angaben der KfW durch den neuen Chef der Bank, Ulrich Schröder, vorgeschlagen worden.

Programm nicht gestoppt

Die KfW hatte Lehman das Geld überwiesen, obwohl zu diesem Zeitpunkt bereits klar war, dass das US-Unternehmen Konkurs angemeldet hatte. Wie viel von den 350 Millionen Euro für immer verloren sind, ist noch unklar und wird sich erst im Laufe des Konkursverfahrens herausstellen. Am Freitag vor dem fraglichen Wochenende der Lehman-Pleite hatte es in der KfW noch eine Besprechung darüber gegeben, wie mit dem Engagement bei der Investment-Bank umzugehen sei. Dabei habe man angeblich beschlossen, keine weiteren Geschäfte mehr mit Lehman zu schließen, die bislang eingegangenen Vereinbarungen jedoch zu erfüllen. Dass es zu der Überweisung kam, lag nach Angaben der KfW daran, dass sie bereits vor geraumer Zeit in das Computersystem eingegeben worden war und nicht gestoppt wurde.

Die Panne hatte zu einer heftigen Diskussion über das Risikomanagement der KfW geführt. Insbesondere Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) forderte personelle Konsequenzen. In einem Interview des Spiegel sprach er am Wochenende erneut von einer "unentschuldbaren Fehlentscheidung" und einem "irren Vorgang". Er betonte jedoch, dass die arbeitsrechtlichen Konsequenzen sorgfältig geprüft werden müssten. "Man kann nicht einfach in die Gegend schießen, nur damit für den öffentlichen Frieden ein paar Manager gehen."

Auch der Bundesrechnungshof wird die Pannenüberweisung unter die Lupe nehmen. Nach Angaben aus dem Bundestag haben die Bonner Kontrolleure angekündigt, ihre Untersuchung der Rettungsaktion für die angeschlagene Mittelstandsbank IKB durch die KfW und die Bundesregierung auszuweiten. In einem ersten Bericht hatte die Behörde lediglich die Vorgänge bis zum Sommer des vergangenen Jahres untersucht, also den entscheidenden Zeitraum gar nicht berücksichtigt.

Die IKB musste mit mehr als zehn Milliarden Euro gerettet werden, etwa acht Milliarden Euro hatte die KfW zur Verfügung gestellt, die damals Haupteigentümerin der Düsseldorfer Bank war. 1,2 Milliarden Euro flossen bislang aus Steuergeldern. Die IKB hatte sich am US-Immobilienmarkt verspekuliert und war zu einem der ersten Opfer der sogenannten Subprime-Krise geworden. Inzwischen hat der amerikanische Finanzinvestor Lone Star das Institut für rund 115 Millionen Euro übernommen.

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