Katastrophenanleihen:Im Kasino der Natur

Viel Geld verdienen mit Katastrophenanleihen: Wer ein solches Papier kauft, setzt darauf, dass eine bestimmte Naturkatastrophe nicht eintritt.

Catherine Hoffmann

Es ist der Traum jedes Anlegers: eine Gewinn bringende Geldanlage, die sich nicht im Geringsten darum schert, ob Griechenland morgen pleite geht oder der Dax um 50 Prozent einbricht. Mit Katastrophenanleihen wird dieser Traum zur Wirklichkeit - ausgerechnet. Wer ein solches Papier kauft, setzt darauf, dass eine bestimmte Naturkatastrophe nicht eintritt. Kommt es aber doch zum Äußersten, fegt ein Sturm über Europa oder erschüttert ein Erdbeben Japan, dann verlieren die Anleger Geld - im schlimmsten Fall erleiden sie einen Totalverlust. Zeigt sich die Natur dagegen gnädig, werden Käufer für das Risiko mit vier bis sechs Prozent Rendite im Jahr entlohnt. Die Versicherer, die mit immer größeren Schäden durch Naturkatastrophen zu kämpfen haben, zahlen also eine Prämie dafür, dass sie die Last nicht allein schultern müssen.

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(Foto: Getty Images)

Solche Investments, die unabhängig vom Auf und Ab der Finanzmärkte sind, erfreuen sich großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr wurden Katastrophenanleihen im Wert von 4,8 Milliarden Dollar verkauft, 42 Prozent mehr als im Vorjahr. 2011 soll das Volumen neu emittierter Cat-Bonds, wie die Papiere liebevoll genannt werden, auf 5,5 bis sechs Milliarden Dollar steigen, schätzen Risikoexperten der Munich Re. Der Münchner Rückversicherer mischt kräftig mit im Geschäft mit Katastrophenanleihen. Von dem rund 13 Milliarden Dollar großen Markt hat der Dax-Konzern 565 Millionen Dollar in den eigenen Büchern stehen, zudem hat das Unternehmen für Kunden Anleihen im Wert von 1,6 Milliarden Dollar konstruiert und verkauft.

Der Mann, der gemeinsam mit 35 Mitarbeitern solche Cat-Bonds entwickelt, heißt Rupert Flatscher, er leitet die Risk Trading Unit der Munich Re. Flatscher freut sich ganz besonders darüber, dass diese junge Anlageklasse neuerdings auch bei traditionellen Vermögensverwaltern gefragt ist, die bislang nur Aktien, Staatsanleihen und Immobilien kannten. Der Anteil klassischer Investoren unter den Käufern habe sich binnen eines Jahres vervierfacht auf mehr als 20 Prozent. Für gewöhnlich werden Katastrophenanleihen von Rückversicherern, spezialisierten Boutiquen und Hedgefonds erworben. Dass das Nischeninvestment neuerdings populär ist, hat nicht nur damit zu tun, dass seine Erträge unabhängig vom Börsengeschehen anfallen, sondern auch damit, dass sie so berechenbar sind. "Wenn sie einen Cat-Bond kaufen, der an das Erdbeben-Risiko in Kalifornien gekoppelt ist, wissen sie genau, ab welcher Stärke eines Erdbebens die Anleihe ausfällt. Sie verlieren ihr Geld nicht, weil ihnen die Psyche der Anleger einen Streich spielt oder unkalkulierbare Gerüchte die Kurse erschüttern", erklärt der Mathematiker.

Für Privatleute bleibt ein solch berechenbares Investment allerdings zumeist ein Traum. Katastrophenanleihen werden in Deutschland nur an professionelle Investoren verkauft. In der Schweiz gibt es allerdings Fonds, die sich genau auf diese Papiere spezialisiert haben.

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