Kampf gegen teuren Franken:Märkte ignorieren Intervention der Schweizer Notenbank

Immer noch überbewertet: Die Schweizer Notenbank will den Kurs des Franken weiter schwächen und bringt dazu mehr Geld in Umlauf. Doch an den Märkten bewirkt diese Nachricht das Gegenteil.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) scheitert vorerst mit dem Versuch, den Franken zu schwächen. Am Morgen hatte sie angekündigt, die Liquidität auf dem Geldmarkt nochmals deutlich zu erhöhen. Dazu werde sie die Giroguthaben der Banken bei der SNB von 120 Milliarden Franken auf 200 Milliarden Franken aufstocken. Obwohl der Kurs des Franken zu anderen wichtigen Währungen in den vergangen Tagen gefallen ist, sei die Währung noch immer "massiv überbewertet", begründet die Notenbank die erneuten Maßnahmen.

Euro-Münze und Schweizer Franken

Fast gleich groß: Die Schweiz stemmt sich dagegen, dass sich der Kurs des Franken bei einem Euro einpendelt.

(Foto: dpa)

Diese Ankündigung bewirkte aber zunächst das Gegenteil: Notierte der Franken am Morgen noch etwas schwächer, legte er anschließend wieder deutlich zu. Die Intervention der SNB beeindruckte die Märkte nicht. Ein Euro war zuletzt für 1,1296 Franken zu haben und für einen Dollar wurden 0,7846 Franken bezahlt. Vor der SNB-Ankündigung hatte die Gemeinschaftswährung bei Kursen um 1,15 Franken notiert und der Greenback bei 0,80 Franken. "Wie man der Reaktion im Euro-Franken entnehmen kann, ist der Markt sehr enttäuscht von der fehlenden Intervention der SNB", sagte Mark Mitchell von Informa Global Markets.

Die Nationalbank stemmt sich seit längerem insbesondere mit Zinssenkungen und einer Erhöhung der Franken-Liquidität gegen den starken Kurs der Schweizer Währung. Denn exportorientierte Unternehmen des Landes leiden extrem unter der Stärke der heimischen Währung - da ihre Produkte für Käufer im Ausland teurer werden. Außerdem beklagt der heimische Einzelhandel Umsatzrückgänge, da viele Schweizer die starke heimische Währung in grenznahen Gebieten für Käufe nutzen. Der Franken war in den vergangenen Monaten im Vergleich zum Euro im Aufwind, weil er als "sicherer Hafen" für Anleger in Krisenzeiten gilt. Experten erwarten deshalb einen Anstieg der Arbeitslosigkeit in der Schweiz und ein niedrigeres Wirtschaftswachstum.

"Der Markt hat sich auf wesentlich radikalere Maßnahmen seitens der SNB eingestellt, beispielsweise einen festen Wechselkurs", sagte Lena Komileva von Brown Brothers Harriman. "Jetzt haben sie noch einmal das gleiche getan. Das reicht in einem Umfeld mit Investoren auf der Suche nach einem sicheren Hafen nicht aus." In den vergangenen Tagen waren Spekulationen bekannt geworden, die Schweiz erwäge den Kurs des Franken an den Euro zu koppeln. Die SNB bekräftigte, dass sie auch weitergehende Schritte nicht ausschließe.

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