Kampf gegen Geldwäsche:Im Vatikan ist nur noch Bargeld erwünscht

Es mag verwunderlich klingen, dass Touristen mit dem Kauf von Rosenkränzen, Postkarten oder Papstbüsten Schwarzgeld waschen sollen. Doch die italienische Zentralbank findet, dass der Vatikan zu wenig gegen Geldwäsche unternimmt. Deshalb darf die Deutsche Bank sich nun nicht mehr um den elektronischen Zahlungsverkehr des Kirchenstaates kümmern.

Von Andrea Bachstein, Rom

Wer die Vatikanischen Museen in nächster Zeit besuchen will, muss Bargeld mitbringen für Tickets und Souvenirs. Nichts geht mehr im Kirchenstaat mit Kredit- und EC-Karten, außer mit denen des vatikaneigenen Geldinstituts IOR. Für diese Unannehmlichkeiten hat die italienische Zentralbank gesorgt, die es sehr ernst nimmt mit den Regeln zur Bekämpfung von Geldwäsche. Es mag verwunderlich klingen, dass Touristen mit dem Kauf von Rosenkränzen, Postkarten oder Papstbüsten Schwarzgeld waschen sollen, aber Regeln sind eben Regeln.

Bisher hat die Abwicklung des elektronischen Zahlungsverkehrs zwischen dem Vatikan und dem Rest der Welt die Deutsche Bank Italia als Dienstleister gemanagt. Offiziell gibt es keine Stellungnahme der Banca d'Italia, der Zentralbank. Doch die Zeitung Corriere della Sera will von dort erfahren haben, dass die Deutsche Bank Italien nicht die Genehmigungen besessen hat, um diese Geschäfte abzuwickeln. Die muss sie sich als italienische Bank von der italienischen Staatsbank einholen.

Die wiederum bemängelt offenbar, dass der Vatikanstaat noch immer nicht die internationalen Kriterien für die Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorismus einhält. Wäre es um eine Bank mit Rechtssitz in einem anderen Land als Italien gegangen, hätte diese also weiterhin den elektronischen Zahlungsverkehr des Vatikan abwickeln können.

Das Thema Geldwäsche begleitet den Vatikan und die Bank IOR seit langem. Papst Benedikt XVI. hatte verordnet, dass in seinem Reich die internationalen Transparenzregeln für den Geldverkehr gelten müssen, und sein Staatssekretariat und die Banker des IOR haben sich ans Werk gemacht.

Das Ziel ist es, auf die White List der "sauberen" Länder zu kommen. Aber vergangenes Jahr wurde nur ein halber Erfolg auf diesem Weg erzielt. Da hat der Vatikan bei "Moneyval", dem Expertengremium des Europarates, präsentiert, welche Maßnahmen gegen Geldwäsche bereits ergriffen worden sind. Ein paar Plätze nach oben ist der Vatikanstaat dabei gestiegen. Doch ganz zufrieden waren die Moneyval-Prüfer noch nicht. Vor allem mit den Kontrollmechanismen für das Geldinstitut IOR - da überschneiden sich an manchen Punkten die, die kontrollieren und die, die kontrolliert werden sollen.

Vatikansprecher Padre Federico Lombardi versicherte am Donnerstag, der Vatikanstaat sei im Gespräche mit diversen Dienstleistern für den elektronischen Zahlungsverkehr, es handle sich nur um eine kurze Unterbrechung

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