Jörg Haider:Diskrete Kontakte zu den Größen im Zwergstaat

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Der verstorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider soll über ein gut getarntes Treuhandkonstrukt bis zu 45 Millionen Euro in Liechtenstein versteckt haben.

Klaus Ott und Uwe Ritzer

Jörg Haider redete 45 Minuten, und seine 420 Zuhörer im Festzelt von Schaan feierten ihn mit frenetischem Jubel und Beifall im Stehen. Der Kärntner Landeshauptmann war an jenem Septembertag 2002 nach Liechtenstein gekommen, um die größte Gewerbemesse des Fürstentums zu eröffnen. Überhaupt war Haider bis zu seinem Tod bei einem Verkehrsunfall im Oktober 2008 ein häufiger Gast in Liechtenstein. Dem Vernehmen nach pflegte er erstklassige Kontakte zu politischen und wirtschaftlichen Größen des alpinen Zwergstaates.

Er war ein häufiger Gast in Liechtenstein: Jörg Haider. (Foto: dpa)

Dabei wurden offenbar auch obskure Geschäfte gemacht. Nach Recherchen des österreichischen Nachrichtenmagazins Profil soll Haider über ein gut getarntes Treuhandkonstrukt in Briefkastenfirmen bis zu 45 Millionen Euro in Liechtenstein versteckt haben. Fünf Millionen Euro sollen davon noch übrig sein, den Rest habe ein Vertrauter des Politikers verspekuliert.

Die Tarnfirmen sollen allesamt im Umfeld der Hypo Alpe Adria in Schaan angesiedelt sein. Sie ist eine inzwischen in Liquidation befindliche Tochter jener maroden Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA), deren Kauf durch die Bayerische Landesbank die Steuerzahler im Freistaat mit 3,7 Milliarden Euro teuer zu stehen kommt. Haiders Millionen könnten zumindest teilweise aus diesem Deal stammen, heißt es.

Die Staatsanwaltschaften in München und Klagenfurt untersuchen, ob es beim Verkauf der HGAA an die BayernLB kriminell zuging. Schon seit Monaten folgen die Ermittler Spuren nach Liechtenstein. Etliche Millionen aus dem HGAA/BayernLB-Deal landeten nachweislich bei undurchsichtigen Liechtensteiner Gesellschaften. Vor vier Monaten fand in Vaduz und Schaan eine Razzia statt. Dabei sei man auf die Haider-Millionen gestoßen.

Schwer durchschaubar

Gut informierte Kreise in Liechtenstein nannten den Profil-Bericht angesichts von Haiders Aktivitäten in Liechtenstein "wenig überraschend". Die Münchner Staatsanwaltschaft hat darüber aber noch keine Erkenntnisse. Die Strafverfolger haben eine gemeinsame Ermittlungsgruppe mit Klagenfurter Kollegen, in der eigentlich intensiver Informationsaustausch gepflegt wird. Die Klagenfurter Staatsanwaltschaft gibt keine Auskunft.

Auch eine Sonderkommission des österreichischen Bundeskriminalamts, die der Klagenfurter Staatsanwaltschaft zuarbeitet, weiß angeblich nichts von Haiders Liechtenstein-Millionen. Dessen Witwe Claudia gibt sich ebenso ahnungslos wie die Regierung in Wien, die nach einer Notverstaatlichung der beinahe in die Pleite gegangenen HGAA deren Betreiberin ist. Allerdings halten sich hartnäckig Gerüchte, wonach es Belege für Haiders Liechtenstein-Connection geben soll, die aber unter den Teppich gekehrt werden sollen.

Die Causa ist also schwer durchschaubar. Die bayerische Staatsregierung verfolgt das Geschehen mit größtem Interesse. Die BayernLB hat dem Land Kärnten Schadensersatzansprüche angekündigt und diese unter anderem damit begründet, man sei von Haider hintergangen worden. Hätte der Landeshauptmann tatsächlich über die HGAA heimlich Geld beiseitegeschafft, könnte das eine Schadensersatzklage stützen. Vor Gericht wären aber handfeste Beweise nötig.

© SZ vom 02.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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