Japan: Devisenmarkt:Operation geglückt

Die beschlossene Devisen-Intervention der G-7-Staaten hat den asiatischen Märkten Auftrieb verliehen. Nach dem Rekordhoch fiel der Yen - davon profitierte der exportorientierte Tokioter Aktienmarkt.

Die Krise in Japan hat die großen Industriestaaten erstmals seit zehn Jahren zu einem gemeinsamen Eingriff am Devisenmarkt getrieben. Die G7-Staaten Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, USA und Kanada griffen ihrem Partner Japan unter die Arme und beschlossen den Verkauf der japanischen Währung in globalem Stil. Die Regierung in Tokio begann sofort damit, ihre zuletzt auf ein Rekordniveau gekletterte Währung zu schwächen, die anderen Zentralbanken wie die EZB und die Federal Reserve in den USA sollten im Laufe des Tages nachziehen.

In der Folge fiel der Yen zum Dollar um bis zu knapp vier Prozent, an der Börse in Tokio zogen die Aktienkurse deutlich an. Japans Finanzminister Yoshihiko Noda teilte mit, dass die Bank of Japan nach einer Telefonschalte der G7-Finanzminister und Notenbankchefs um 01.00 Uhr (MEZ) am Devisenmarkt aktiv geworden sei. Zum Umfang der Intervention äußerte sich der Minister nicht. Die anderen Zentralbanken würden handeln, sobald in ihren jeweiligen Zeitzonen die Märkte öffneten.

Der jüngste Anstieg des Yen wurde ausgelöst von japanischen Investoren, die nach dem schweren Erdbeben weltweit Anlagegeld nach Hause zurückholten, um den Wiederaufbau der zerstörten Gebiete sowie die Bewältigung der Atomkatastrophe zu finanzieren. Zudem wurden hochspekulative, mit Yen finanzierte Währungsgeschäfte (Carry Trades) aufgelöst. Die Folge war eine starke Nachfrage nach der Landeswährung Yen. Die dadurch ausgelöste Verteuerung schwächt wiederum die internationale Wettbewerbsfähigkeit der drittgrößten Volkswirtschaft.

"Angesichts der Yen-Bewegungen nach den tragischen Ereignissen in Japan haben sich die USA, Großbritannien, Kanada und die Europäische Zentralbank mit Japan darauf geeinigt, gemeinsam am Devisenmarkt zu intervenieren", erklärte Noda in Tokio. Frankreich, Großbritannien und Deutschland bestätigten die entsprechende Markteingriffe ihrer Zentralbanken.

Aus Kreisen verlautete, auch die italienische Notenbank habe sich beteiligt. Der Dollar machte nach Bekanntwerden der Interventionen sofort Boden gut und kostete am späten Morgen 81,50 Yen. Am Vortag war er auf ein Rekordtief von nur noch 77,16 Yen gerutscht. Der Euro erholte sich auf bis zu 115,50 Yen, nachdem er am Donnerstag auf ein Zwei-Monatstief von 107,53 Yen gefallen war. Auch zum Dollar legte die Gemeinschaftswährung zu. Für einen Euro wurde am Freitag mit bis zu 1,4093 Dollar so viel wie zuletzt Anfang November gezahlt.

Der Chefvolkswirt der UN-Organisation für Welthandel und Entwicklung UNCTAD, Heiner Flassbeck, begrüßte die Entscheidung. "Das ist angemessen in der aktuellen Situation", sagte er. Flassbeck plädierte auch dafür, bei einer solchen abgestimmten Aktion große Schritte zu tun. "Tastendes Vorgehen macht keinen Sinn", erklärte er.

Der deutsche Wirtschaftsweise Lars Feld sieht die G7-Maßnahmne nicht als Signal dafür, dass die konjunkturellen Risiken derzeit womöglich größer sind als bislang gedacht. "Das ist ein Zeichen der Solidarität mit Japan", sagte der Freiburger Ökonom im Gespräch mit Reuters Insider TV. Die letzte gemeinsame Devisenmarktintervention der wichtigsten Zentralbanken fand im Herbst des Jahres 2000 statt, als die Europäische Zentralbank (EZB), die Fed und die Bank von Japan gemeinsam Euro kauften, um die gerade erst im Jahr zuvor aus der Taufe gehobene Gemeinschaftswährung zu stützen.

Japans Notenbank intervenierte zuletzt im vergangenen September. Sie tut dies allerdings vergleichsweise oft. In der Finanzkrise der vergangenen Jahre hatten die wichtigsten internationalen Zentralbanken wiederholt gemeinsame Sache gemacht, etwa den Finanzmärkten in großem Maßstab Liquidität zur Verfügung gestellt und in einem historischen Schritt kurz nach der Pleite von Lehman Brothers im Herbst 2008 gemeinsam ihre Leitzinsen gesenkt.

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