Irland: Finanzhilfe:Zukunft? Ungewiss!

Kein Kleingeld, sondern "ein paar zehn Milliarden": Die Hilfen für Dublin sollen beruhigen, doch sie könnten den Abstieg des Euro einleiten.

Alexander Hagelüken

Nun also doch noch die Iren. Trotz aller tagelangen Dementis will der hochverschuldete Euro-Staat Hilfe von seinen Partnern. Und zwar kein Kleingeld, sondern "ein paar zehn Milliarden". Nicht jeder dürfte darauf so humorig reagieren wie jene irischen Satiriker, die die Republik flugs auf dem größten Immobilienportal des Landes zum Kauf anboten. Für manchen der 500 Millionen EU-Bürger wird es ein Schock sein: Griechenland, das 110 Milliarden Euro Hilfe bekam, bleibt kein Einzelfall. Die Währungsunion droht zur Transferunion zu werden, die immer mehr Staaten unter die Arme greifen muss - mit ungewissem Ausgang für alle Beteiligten.

Irische Euro-Münze

Irland in Not: Der Euro-Partner bittet nach langem Zögern nun doch offiziell um Hilfe.

(Foto: dpa)

Kurzfristig rechnen die meisten Ökonomen mit einer Beruhigung der Lage, nachdem die Regierung in Dublin um Hilfe bat. Die Renditen der irischen Staatsanleihen und damit die Finanzierungskosten werden nach ihrer Ansicht deutlich zurückgehen. Es gibt aber auch mahnende Stimmen. "Nach ein bis zwei Wochen werden die Renditen wieder steigen", glaubte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer bereits letzte Woche. Krämer: "Erstens, weil die Ratingagentur ihre Bonitätsnoten herabsetzen. Und zweitens, weil es ein Eingeständnis des Scheiterns ist, unter einen Rettungsschirm zu gehen. Ein Land zerstört dadurch seine Investorenbasis. Anleger, die auf die Sicherheit von Anleihen setzen, werden sich zurückziehen. Man wird neue, risikobereitere Investoren gewinnen müssen, die höhere Renditen fordern." Viel wird davon abhängen, wie Investoren die Chancen Irlands beurteilen, hart zu sparen, wirtschaftlich zu wachsen und so bald von dem hohen Defizit herunterzukommen. Dabei werden Irland passable Chancen eingeräumt, weil es neben der siechen Finanzbranche auch über einen relativ hohen Industrie-Anteil etwa mit Chemie- und IT-Firmen verfügt - anders als andere.

Was ist überhaupt mit den anderen Problemstaaten von Griechenland bis Portugal, deren Renditen die vergangenen Wochen im Gefolge Irlands anstiegen? Die größte Angst in der Währungsunion ist ja ein Dominoeffekt. Hilfen für Griechenland oder Irland lassen sich aus den zwei insgesamt 860 Milliarden Euro schweren Töpfen von EU und Internationalem Währungsfonds noch finanzieren.

Doch sobald auch die wesentlich größeren Volkswirtschaften von Spanien oder Italien bedürftig werden, ist die Hilfe kaum finanzierbar. Zunächst, so erwarten Ökonomen, profitieren alle Problemstaaten von der Hilfe für Dublin. Bald aber könnten Investoren die Kurse wieder heruntertreiben aus dem Kalkül, dass auch die Sorgen anderer Euro-Sorgenkinder nicht ausreichend bekannt sind - schließlich offenbarte Dublin am Sonntag überfallartig eine Milliardenlücke, nachdem stets die Rede davon war, man sei bis Sommer 2011 voll finanziert.

Was heißt das für den deutschen Steuerzahler? Im Moment ist die Hilfe für ihn noch kein Verlust. Irland dürfte für Kredite Zinsen um fünf Prozent zahlen. Damit ist die Hilfe kein Zuschussgeschäft angesichts günstiger Konditionen, zu der sich Deutschland Geld am Kapitalmarkt leihen kann. Die zentrale Frage ist, ob Irland und andere Schuldner ihre Kredite zurückzahlen können. Es ist unsicher, ob Investoren ab 2013 noch Anleihen der Problemstaaten kaufen wollen, wenn sie dann nach deutschen Plänen auf jeden Fall an Verlusten beteiligt werden. Das wird die Finanzierungsnöte der Staaten erhöhen und manchen in die Nähe der Pleite treiben - vermutlich nicht Irland, aber wahrscheinlich mindestens das wirtschaftlich schwächere Griechenland.

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